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Sonnenuhr wieder am Sonnenlicht

In Eibau wird der Kirchturm saniert. Dabei ist eine Besonderheit zutage gekommen.

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© Rafael Sampedro

Von Romy Altmann-Kühr

Zurzeit muss Eibaus Pfarrerin Maximiliane Rehm eine ganz besondere Herausforderung meistern. Immer wieder klettert sie die 14 Stockwerke des Gerüsts am Kirchturm hinauf, um den Baufortschritt zu begutachten. „Das ist jedes Mal wieder aufregend“, sagt die Pfarrerin angesichts der luftigen Höhe von über 30 Metern. So weit oben befindet sich die Besonderheit, die jetzt bei den Bauarbeiten am Kirchturm des Eibauer Gotteshauses freigelegt worden ist. Dort oben am sogenannten Oktogon – dem achteckigen Turmaufsatz – thront eine alte Sonnenuhr.

Seit mehreren Jahrhunderten sind die Ziffern dort oben in den Sandstein gehauen, vermutlich im Jahr 1751 wurde die Sonnenuhr angelegt. Allerdings sind kaum Aufzeichnungen vorhanden. Bisher waren die Ziffern unter dem Putz verborgen, auch der Polstab, der durch die Sonnenneinstrahlung die Zeit anzeigt, war nicht mehr vorhanden. Im Zuge der Turmsanierung sind sie freigelegt worden. Nun soll die Uhr wieder so hergerichtet werden, dass sie auch schon von Weitem zu erkennen ist – und vor allem so, dass sie wieder die Zeit anzeigt. Dazu sind die Ziffern dunkel mit Farbe unterlegt worden. Der Untergrund ist in einem hellen Gelbton gestrichen, erklärt Sonja Wünsche, die als Bauingenieurin das gesamte Sanierungsvorhaben am Kirchturm betreut. In ihrer Baumappe hat sie die Pläne dazu abgeheftet und zeigt, wie die Sonnenuhr einmal aussehen soll. Damit die Uhrzeit künftig wieder angezeigt wird, soll auch ein 2,50 Meter langer Polstab wieder angebracht werden.

Ein Mitarbeiter der Görlitzer Sternwarte hat sich die Sonnenuhr angesehen und ermittelt, in welchem Winkel der Stab angebracht werden muss, damit die Zeit künftig korrekt angezeigt wird. Zu sehen sein wird logischerweise das ganze Jahr über nur die Winterzeit, also die natürliche Uhrzeit. Die mechanische Kirchturmuhr hingegen wird regelmäßig auf Sommerzeit umgestellt. „In den Sommermonaten wird es zwischen beiden Uhren also eine Differenz von einer Stunde geben“, erklärt Bauingenieurin Sonja Wünsche. Möglich wurde die Restauration der Sonnenuhr, weil am Turm jetzt ohnehin gebaut wird und dafür ein Gerüst gestellt wurde. „Wir wussten zwar, dass es die Sonnenuhr gibt“, erzählt Pfarrerin Rehm. „Wir kamen aber ohne Gerüst nicht heran, um sie uns näher anzusehen.“ Erst jetzt konnten die Reste der historischen Sonnenuhr genauer in Augenschein genommen und die Sanierung geplant werden. Restaurator und Maler haben jetzt mehrere Wochen in luftiger Höhe an der Sonnenuhr gearbeitet. Bisher sind die römischen Ziffern nur in den Sandstein eingehauen und nicht farblich abgesetzt gewesen. Das hat sich nun geändert. Die Überarbeitung ist so weit fortgeschritten, dass man durch die Gerüststangen hindurch die frisch angemalten Ziffern schon sehen kann. Die Uhr befindet sich auf der Südseite des Turmes und ist am besten von der Schulstraße aus zu sehen. In den nächsten Tagen wird sie noch besser zu erkennen sein, denn dann soll der obere Teil des Gerüsten wieder abgebaut werden und die Sicht auf die Sonnenuhr freigeben. Am Turm bleibt das Gerüst aber noch stehen, denn die Arbeiten gehen weiter der Turm wird umfassend saniert. Er erhält neuen Außenputz, Türen und Fenster sind teilweise neu, Fugen werden erneuert. Auch die Dächer der angesetzten Treppenhäuser werden neu gedeckt. Bei der Turmsanierung gab es indessen auch schon einige Überraschungen, was die Statik betrifft, erzählt Planerin Sonja Wünsche. Für alle Schwierigkeiten fand sich aber eine Lösung, sodass das Vorhaben Fortschritte macht.

An der Finanzierung beteiligen sich mehrere Partner: die Landeskirche und die örtliche Kirchgemeinde mit einem Eigenanteil, Geld gibt es auch aus dem Programm zur Städtebauförderung und die Kommune unterstützt das Vorhaben mit einem Anteil. Groß sei bisher auch die Spendenbereitschaft gewesen, berichtet Frau Rehm. Geld wurde zum Beispiel bei einem Orgelkonzert vor Kurzem gesammelt. Dennoch fehlen der Kirchgemeinde noch immer etwa 1 000 Euro um ihren Eigenanteil beisteuern zu können.

Perspektivisch wäre außerdem die Sanierung von Kirchenschiff und Dach noch notwendig, sagt die Pfarrerin. Konkret eingeplant sei das aber derzeit nicht.