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Sonnenterrasse für Eidechsen

Beim Lückenschluss des Elberadweges spielt der Naturschutz eine große Rolle. Der Baubeginn verzögert sich aber aus einem anderen Grund.

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© SZ/Archiv

Von Antje Steglich

Nünchritz. Es kreucht und fleucht an der Leckwitzer Schanze. Vögel, Amphibien und andere Tiere haben dort ihr Zuhause, wie aus den Unterlagen zum Planfeststellungsverfahren für den Lückenschluss des Elberadweges zwischen Nünchritz und Leckwitz hervorgeht. Der Eisvogel konnte beispielsweise in dem Bereich nahe der Elbe genauso beobachtet werden wie Blindschleichen, Rehwild oder die Blauflügelige Ödlandschrecke. Im Rahmen der geplanten Baumaßnahme rückt aber besonders ein Tier in den Mittelpunkt: die streng geschützte Zauneidechse.

© Grafik/SZ

Seit 2012 wurden vor allem im Bereich der Leckwitzer Schanze immer wieder Alt- und Jungtiere beobachtet. Zwar blieben die Begehungen direkt nach dem Hochwasser 2013 ergebnislos, allerdings konnte schon im Spätsommer 2014 wieder ein Jungtier gesichtet werden, heißt es in der Dokumentation der Planer. Die Experten gehen deshalb davon aus, dass Zauneidechsen in diesem Bereich dauerhaft leben – und deshalb besondere Schutzmaßnahmen getroffen werden müssen.

Denn mitten durch den Lebensraum der Echsen ist bereits seit dem Jahr 2011 der Bau eines knapp 1,4 Kilometer langen und drei Meter breiten Radweges geplant. Der soll zwischen dem Klärwerk der Wacker Chemie AG und Leckwitz künftig nicht mehr über die S 88 geleitet werden, sondern an der Elbe entlangführen, wo es schon jetzt einen teilweise geschotterten Weg gibt.

Vier Monate Bauzeit

Der Bau wird trotz der Lage in beziehungsweise am Rande von Schutzgebieten forciert, da der Elberadweg als wichtiger Teil des deutschen Radnetzes sowie der sogenannten Sonnenroute zwischen Nordkap und Malta gilt. Früheren Angaben zufolge passieren tatsächlich 200 bis 300 Radfahrer täglich den Weg zwischen Nünchritz und Leckwitz. Die Baukosten für diesen Abschnitt werden auf 632 000 Euro geschätzt, die Gemeinde Nünchritz hofft dabei auf Fördermittel in Höhe von 450 000 Euro aus dem Straßenbau-Programm des Freistaates Sachsen. Die Bauzeit wird voraussichtlich vier Monate betragen.

Währenddessen sollen zum Schutz der Zauneidechse nicht nur mobile Amphibienschutzzäune aufgestellt, sondern es soll in den neuen Asphalt dann auch Split oder Kies eingewalzt werden, um die Tiere nicht extra auf die aufgeheizten Flächen zu locken. Zudem sollen im Umfeld der Leckwitzer Schanze neue Sonnenplätze geschaffen werden, damit die Zauneidechsen nicht auf alternative Sonnenplätze wie den neuen Radweg ausweichen, heißt es in den Planungsunterlagen. Dafür sollen beispielsweise Ulmen und Kirschen zurückgeschnitten werden, um freie Felsflächen zu schaffen. Die Kosten allein für diese Maßnahme werden auf knapp 7 000 Euro geschätzt. Allerdings müssen die Tiere wohl noch einige Zeit auf ihre neuen Sonnenterrassen warten. Denn zwar hat die Gemeinde Nünchritz den Baustart fest für diesen Herbst eingeplant – das wird jedoch immer unwahrscheinlicher. Zurzeit können keine seriösen Aussagen über das Ende des Genehmigungsverfahrens getroffen werden, sagte der Sprecher der Landesdirektion Dresden, Holm Felber, auf SZ-Nachfrage.

Denn erst einmal liegen die Planungsunterlagen noch bis Mitte Juli aus. Gibt es danach keine Einwendungen, könnte das Baurecht frühestens in „einigen Monaten“ bestehen, so Holm Felber. Und erst mit der Genehmigung könnten Fördermittel beantragt und die Aufträge ausgeschrieben werden. Gibt es nach der Auslegung allerdings schwerwiegende Einwände von Bürgern oder Trägern öffentlicher Belange, könnte sogar eine teilweise Neuplanung des Lückenschlusses notwendig werden – und der Baustart am Elberadweg damit in weite Ferne rücken.

Die Planungsunterlagen können bis 14. Juli im Rathaus Nünchritz während der Öffnungszeiten eingesehen werden.