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Sonnen-Energie von der alten Deponie

Wo einst Asche und Schlacke aus dem Stahlwerk landeten, erstreckt sich heute ein grüner Hügel. Darauf soll nun Strom erzeugt werden.

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© Sebastian Schultz

Von Antje Steglich

Glaubitz. Eine Deponie braucht Zeit. Viel Zeit. Der Glaubitzer Hügel an der B 98 zum Beispiel muss noch 30 Jahre lang überwacht werden, sagt TS-Bau-Geschäftsführer Michael Benedikt. Sein Unternehmen sammelte dort einst Industrierückstände. Vor allem Schlacke, Asche und den Ofenausbruch aus dem Riesaer Stahlwerk. Doch schon im Sommer 2009 war Schluss. Seitdem investierte TS Bau etwa zwei Millionen Euro, um die Halde abzudichten und abzudecken.

Zunächst kam ein halber Meter Lehm und Ton auf die Abfälle, dann eine 30 Zentimeter dicke Filterschicht und noch ein ein Meter dicker sogenannter Reko-Boden, „wo was drauf wachsen kann“, erklärt Michael Benedikt. Im Sommer wurde die mehr als 13 Hektar große Deponie bereits offiziell aus dem Abfallrecht entlassen. Drei Jahrzehnte lang müsse nun noch sichergestellt und kontrolliert werden, dass keine Schadstoffe ins Grundwasser gelangen. Das erwartet TS Bau allerdings auch nicht.

Denn die Deponie ist mit Mineralstoffen gefüllt, erklärt der Leiter fürs Recycling Michael Hilse. Deshalb gebe es keine chemischen Reaktionen im Inneren des Hügels, es entstünden keine Gase, und es gebe auch keine großen Senkungen. „Höchstens im Millimeter-Bereich“, so Michael Hilse. Zeitig war deshalb klar, die Oberfläche schnell wieder nutzen zu wollen. „Die Deponie kommt ja sonst für nichts auf“, sagt Geschäftsführer Benedikt.

Schon 2009 habe man nach Lösungen gesucht. „Wir wollten schauen, was möglich ist, ohne das Abdichtungssystem anzugreifen“, erinnert sich Michael Benedikt. In Nordhausen im Harz entdeckte er schließlich einen Solarpark auf einer Deponie. Es schien die ideale Lösung – und an der wird in Glaubitz mittlerweile bereits gebaut. Noch vor Weihnachten soll der knapp sieben Hektar große Park ans Netz gehen. Betreiber ist die SEB GmbH & Co. KG Erfurt, die das Areal für 20 Jahre gepachtet hat.

Das Unternehmen will insgesamt mehr als 20 000 Solarmodule installieren, jedes für sich habe eine maximale Leistung von 265 Watt. Die Investition belaufe sich auf etwa vier Millionen Euro. Hinter dem Unternehmen, das extra für den Betrieb des Solarparks gegründet wurde, stehen mehrere unbekannte Investoren. Laut Handelsregister hieß die Firma SEB bis zum Sommer noch Solaranlage Glaubitz GmbH & Co. KG, dahinter steckt die CLM Beteiligungs GmbH aus Erfurt.

Zwar hat auch TS Bau selbst bereits Erfahrung mit Solaranlagen – seit 2013 steht eine Anlage auf dem Dach des Firmensitzes in Glaubitz und liefert unter anderem den Strom für das Haus. Eine solch große Anlage wie auf der Deponie wollte das Unternehmen letztlich aber nicht selbst betreiben. Jetzt ist man lediglich im Bau als Auftragnehmer mit eingebunden und unter anderem für die Errichtung der Baustraße und die Fundamente der Solarelemente, die bis zu 20 Zentimeter tief im Erdreich verankert werden, verantwortlich.

Was nach den 20 Jahren Energiegewinnung mit der Deponie passiert, darüber macht sich TS Bau noch keine großen Gedanken. Eine Verlängerung der Solarnutzung wäre denkbar, sagt Michael Benedikt. Es gebe auch Beispiele, bei denen die Halden beziehungsweise das Material im Inneren doch noch mal genutzt wird. „Aber das ist dann Sache der nächsten Generation.“