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Sommerzeit ist Blaubeerzeit

Derzeit ist in den Wäldern an der Hohen Dubrau und in der Ober Prausker Heide Hochsaison für Heidelbeeren. Die SZ war beim Pflücken in der Region dabei.

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© Bernhard Donke

Von Bernhard Donke und Marcel Pochanke

Für Ulrike Kirschstein aus Steinölsa ging es bereits Ende Juni das erste Mal in den Wald am Fuß der Hohen Dubrau, um die begehrten Waldfrüchte zu sammeln. Nun ist sie bereits zum wiederholten Mal hier. Wieder wird sie zwischen zwei und zweieinhalb Kilogramm Heidelbeeren nach Hause tragen.

Dafür hat sie sich die Technik mit dem Blaubeerkamm angeeignet. „Es wird sicher nicht das letzte Mal sein, dass ich in die Beeren gehe“, sagt die 80-Jährige, die im erzgebirgischen Schwarzenberg das Licht der Welt erblickte. Sie kennt aus ihrer Heimat die Blaubeeren seit Kindertagen, kam aber erst Mitte der 80er Jahre selbst zum Pflücken, nachdem sie in die Oberlausitz gezogen war. „Da ging ich das erste Mal in die Blaubeeren in einen Wald nahe bei Mücka. Dabei überraschte mich, wie viele Frauen im Wald die Beeren pflückten oder kämmten. Von einer der Frauen habe ich dann auch den Umgang mit dem Blaubeerenkamm gelernt“, sagt sie während sie behutsam ihren Blaubeerenkamm durch die Beerensträucher führt.

Der ist nicht unumstritten, denn mitunter werden die Pflanzen in Mitleidenschaft gezogen, außerdem sind schnell Mengen gepflückt, die den vom Gesetzgeber erlaubten „Eigenbedarf“ überschreiten. Wie groß der ist, sei nicht konkret beziffert, sagt Gerd Hummitzsch von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises. Die Politik habe den Bürgern hier viel Eigenverantwortung zugedacht. Überprüfen ließen sich die Mengen ohnehin kaum. Der Einsatz der Blaubeerkämme selbst ist ebenfalls nicht konkret geregelt. Die Entnahme von Beeren aus Wäldern hat laut Sächsischem Waldgesetz pfleglich zu erfolgen. „Somit dürfen Hilfsmittel – wie zum Beispiel Blaubeerkämme – nur eingesetzt werden, wenn diese so vorsichtig verwendet werden, dass dadurch weder die Pflanzen noch die Bewirtschaftung des Waldes beeinträchtigt werden“, erklärt Sprecher Jörg Förster für das sächsische Umwelt- und Landwirtschaftsministerium. Handelt es sich um ein Naturschutzgebiet, ist das Sammeln grundsätzlich verboten.

Während Ulrike Kirschstein vorsichtig weiterkämmt, sitzt auch Helga Jeremias in mitten von Blaubeerenstäuchern. Auf dem Galgenberg in der Ober Prausker Heide zwischen Weigersdorf und Groß Saubernitz tragen diese in diesem Jahr ebenfalls viele Früchte. „Es ist erstaunlich, welche Mengen hier hängen und wie groß die Beeren sind“, sagt Helga Jeremias. Die gut fünf Kilometer nördlich sammelnde Ulrike Kirschstein hat dafür eine Erklärung. „Der späte Frost hat den Pflanzen nicht geschadet. Die Niederschläge nach der Blüte im Mai und Anfang Juni haben den Pflanzen gut getan“, sagt sie. Das Selberpflücken ist dennoch aus der Mode geraten. Man kauft die Beeren auf den Markt in Polen oder als Konserve im Supermarkt.

Die beiden Damen sammeln die Blaubeeren für sich selbst oder für ihre Kinder und Enkelkinder. So geht von Ulrike Kirschstein noch am selben Tag ein Eimer der köstlichen Früchte nach Leipzig zur Tochter. Und ein Teil der Ernte von Helga Jeremias wird von der Tochter Regina mit nach Dresden genommen. „Ich verarbeite aber auch einen kleinen Teil der Beeren zu Kompott oder Marmelade. Wobei Blaubeeren mit Zucker und Milch mit am besten schmecken“, sagt Ulrike Kirschstein.

Bei Helga Jeremias werden die Beeren auch zu Konfitüre und Kompott verarbeitet, aber auch als Kuchenbelag verwendet. „Der ist dann stets mit zuerst aufgegessen, weil er allen Familienmitgliedern besonders gut schmeckt“, sagt die Gebelziger Rentnerin.

Dabei ist die Blaubeere nicht nur eine Kostbarkeit. Sie ist reich an Vitaminen und Antioxidantien, soll helfen, das Cholesterin im Körper zu senken. Kurz, sie ist eine besondere Frucht, die ohne menschliches Zutun im Wald gedeiht und neben den Pilzen, die immer noch von vielen gesammelt werden, zu Unrecht ein wenig in Vergessenheit gerät.