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Sommerkino kommt gut an

Der Jugendclub denkt bereits jetzt zur Halbzeit über eine Neuauflage im kommenden Jahr nach.

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© Kristin Richter

Von Jörg Richter

Welxande. Der Filmname hätte durchaus eine Warnung sein können. „Schiffbruch“ heißt das dritte Kinoabenteuer von „Alvin und die Chipmunks“, das der Jugendclub Welxande Ende Juli beim Sommerkino aufführte. Die Kombination aus Realfilm und Computeranimation, bei der drei singende Streifenhörnchen die Filmhelden sind, war genau das – ein Schiffbruch.

Ausgerechnet der Kinderfilm der siebenteiligen Sommerkino-Reihe lief nicht so gut wie erhofft. „Es kamen nur zwei Kinder und jeweils die Erwachsenen dazu“, erzählt Theresa Seifert, eine der Organisatoren des Welxander Sommerkinos. Ob es an der Tageszeit, am Wochentag oder an den Sommerferien lag – wer weiß? Theresa Seifert und Lisa Juhr, die Vorsitzende des Jugendclubs, haben diesen kleinen Rückschlag schnell verschmerzt. Denn tatsächlich ist das Welxander Sommerkino durchaus ein Erfolg. Meist kommen mehr als 20 Leute, um sich gemeinsam hinterm Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Filme anzusehen. „Am besten gehen die Abendveranstaltungen, wenn es dunkel ist“, sagt Theresa. Da muss die überdachte Grillecke der hiesigen Feuerwehr nicht zusätzlich verdunkelt werden.

Bisheriger Publikumsmagnet war „Dirty Dancing“. 27 Leute kamen Anfang Juni zur Sommerkino-Premiere mit dem Kultfilm. Keine schlechte Quote, wenn man bedenkt, dass Welxande etwas mehr als 300 Einwohner hat. Der Jugendklub hatte also fast jeden zehnten Welxander erreicht. Und auch der Altersdurchschnitt von etwa 30 Jahren war ziemlich erstaunlich, denn „Dirty Dancing“ kam vor genau 30 Jahren in die westdeutschen Kinos, zwei Jahre später auch in die DDR-Filmtheater.

Dabei wäre die Sommerkino-Premiere beinahe ausgefallen. Denn wenige Tage zuvor brannte es auf dem Nachbargrundstück des Jugendklubs Welxande. Eine Scheune brannte bis auf die Grundmauern nieder. An dessen Giebel sollte eigentlich die Leinwand befestigt werden. Daraus wurde nichts. Die Feuerwehr stellte daraufhin ihre Veranda zur Verfügung, was die Jugendlichen im Nachhinein als Volltreffer bezeichnen. Denn hier sitze es sich wesentlich gemütlicher, sagen die beiden 18-Jährigen. Und Unterstützung von der Feuerwehr, Bürgermeister Dirk Mocker und der Nachbarsfamilie Pawel gibt es obendrauf.

„Es wird für jeden Geschmack etwas dabei sein“, hatten Theresa und Lisa vor dem Start des Welxander Sommerkinos versprochen. Der Jugendklub hielt Wort. Vier Filme wurden bisher gezeigt. Neben „Dirty Dancing“ und den Chipmunks liefen auch die Neuzeit-Posse „Fack ju Göhte“ und die Defa-Komödie „Karbid und Sauerampfer“ mit Erwin Geschonneck, den wohl die wenigsten der Jugendlichen überhaupt noch kennen. Allenfalls aus der Märchenverfilmung „Das kalte Herz“, als Geschonneck den bösen Holländer-Michel spielte.

Welche Filme als Nächstes gezeigt werden, steht noch nicht fest. Das Publikum darf vor Ort aus jeweils drei Streifen auswählen. Auch die Uhrzeit ist recht vage. „Circa 30 Minuten vor Sonnenuntergang“ heißt es auf der Mitgliedskarte des „Filmclubs Welxande“. Dem treten die Besucher für sehr moderate einen Euro Eintritt bei. Jugendliche von zwölf bis 18 Jahre bezahlen die Hälfte, Kinder gar nichts.

Trotz dieser niedrigen Eintrittspreise sind die Welxander beim Sommerkino größtenteils unter sich geblieben. „Bis jetzt war noch kein Fremder da“, bestätigt Lisa. Lediglich ein paar vereinzelte Besucher aus dem Nachbarort Thiendorf seien dabei gewesen. „Das macht nichts“, sagt Matthias Busch. Das Sommerkino sei sowieso eher für Einheimische gedacht. Speziell für Jugendliche, die sich im Verlaufe dieses Projektes dem Jugendclub Welxande anschließen sollen. Und das sei bereits jetzt, zur Halbzeit des Sommerkinos, der Fall.

Busch ist der Projektkoordinator der Initiative „Hoch vom Sofa“, die von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung sowie dem Sächsischen Sozialministerium gefördert wird. Landesweit 25 Projekte von Jugendlichen werden in diesem Jahr mit bis zu 1 500 Euro gefördert. „Im Landkreis Meißen ist die Nachfrage immer sehr hoch“, sagt Busch. In diesem Jahr hätte es hier acht Bewerbungen gegeben.

„Wir versuchen, dass in jedem sächsischen Landkreis wenigstens ein Projekt gefördert wird. Aber letzten Endes entscheidet eine Jugendjury, welche Projekte es sind“, so Busch. Die Jury wählte im Landkreis Meißen zwei Projekte aus. Zum einen die „vegane Volxküche“ im Offenen Jugendhaus Riesa und zum anderen das Sommerkino in Welxande.

Der hiesige Jugendclub hat 1380 Euro aus dem Programm „Hoch vom Sofa“ erhalten und davon eine Leinwand, einen Beamer und eine Soundanlage gekauft. „Die darf der Jugendclub natürlich behalten“, sagt Busch. Das gehöre zur Nachhaltigkeit dieser Förderung. Und die Welxander haben Gefallen daran gefunden. Theresa sagt: „Das Sommerkino ist keine schlechte Idee. Wenn es weiter so gut ankommt, könnte man es auch nächstes Jahr wiederholen.“

Die restlichen drei Termine für das Welxander Sommerkino 2017 sind der 8. September sowie der 7. und 14. Oktober.