Von Erik-Holm Langhof
Langersehnt sind die Ferien bei jedem Schüler. Viele von ihnen fahren oder fliegen schnellstmöglich in den Urlaub in fernen Ländern und verweilen in der Sonne. Doch ein Teil bleibt in der Region und verdient sich einen Taschengeldzuschuss. Möglichkeiten findet man zwischen Löbau und Zittau vermehrt.
Der 18-jährige Nick Tremer erhielt vor wenigen Wochen sein Abitur am Christian-Weise-Gymnasium in Zittau. Während sich seine Mitstreiter bereits in den Urlaub verabschiedet haben und sich später bereits in einer neuen Heimat zum Studium zurecht finden müssen, versucht der Oderwitzer in der Heimat mit Unterhaltung und Spaß die letzten Sommerferien zu verbringen. Denn in wenigen Monaten möchte auch er aus dem Dreiländereck nach Leipzig umziehen. „Mir geht es hier mehr um den Spaß untereinander und das Kontakteknüpfen, als um eine finanzielle Einnahmequelle“, so der Abiturient.
Doch viele Schüler sehen das nicht mehr so. Gebraucht werden sie vor allem in der Gastronomie, wie Andreas Becker weiß. Der Inhaber der Oderwitzer Spitzbergbaude sucht seit einiger Zeit Aushilfen und steht auch Ferienjobbern positiv gegenüber: „Schon seit vielen Jahren haben wir keine Anfragen von Schülern oder Studenten mehr bekommen.“ Seine Öffnungszeiten muss der Gastronom deshalb jetzt in der Sommerzeit mit seinem Stammpersonal abdecken, vereinzelt setzt er aber auch langjährige Aushilfskräfte an Spitzenzeiten ein. Im Zittauer Cavallino sieht man ähnliche Veränderungen. Wie Gastwirt Henryk Haußer-Knabe berichtet, mussten neue Mitarbeiter über Kontakte in der Familie und im Freundeskreis gesucht werden. „Schon lange Zeit haben wir im Schaufenster eine Suchanzeige hängen, aber Reaktionen gab es darauf keine“, so der Inhaber.
Tatsächlich ist es schwer, Gründe für den Rückgang in den letzten Jahren zu finden. Robert Bundesmann, Vorstand vom Schülerrat des Christian-Weise-Gymnasiums, erklärt, dass viele Schüler nicht mehr „zwingend arbeiten gehen müssen, da ihre Eltern sie finanziell gut unterstützen.“ Zudem sagt er, viele Schüler wollen nach dem anstrengenden Schuljahr einfach entspannen. Mögliche Ursachen sucht auch Sabine Schaffer, Projektleiterin der Koordinierungsstelle für Berufsorientierung im Landkreis Görlitz: „Ein Grund könnte sein, dass es in der Durchführung einige rechtliche Aspekte gibt, die Ferienarbeit in der Umsetzung mit Minderjährigen schwierig erscheinen lassen.“ Dabei deutet die Kommunikationspsychologin besonders auf Arbeitszeiten hin, die bei Minderjährigen über 15 Jahren bei maximal 40 Stunden in der Woche liegen dürfen. Zudem ist es Schulpflichtigen erlaubt, höchstens vier Wochen im Jahr arbeiten zu gehen. Auch spricht Frau Schaffer die Erreichbarkeit der Unternehmen für Jugendliche ohne Auto im ländlichen Raum an.
Doch Fakt ist, dass ein großer Teil der Unternehmen im Landkreis Ferienarbeit anbietet. „Im Vergleich zum Vorjahr gibt es eine deutlich positivere Entwicklung, die zeigt, dass Unternehmen die Ferienarbeit als Instrument der Suche nach zukünftigen Fachkräften immer stärker nutzen“, so die Mitarbeiterin des Landratsamts, die auf das Portal „Online-Insider“ des Landkreises verweist, auf dem sich Stellenangebote für Schüler finden. Die Suche nach zukünftigen Mitarbeitern bestätigt auch der Sprecher des Maschinenbauers ATN Hölzel GmbH in Oppach, Ronny Gutte: „Die Ferienarbeit und auch Praktika bieten den Schülern einen Einblick in einen Beruf, den sie später vielleicht einmal ausüben wollen. Und auch wir können die Menschen kennenlernen, die später mal die Möglichkeit haben, bei uns als Azubis anzufangen.“ Charlotte Kubitz ist aktuell eine von drei Ferienarbeitern im Unternehmen und möchte den Ablauf und das Unternehmen näher kennenlernen. Im Lager der Applikationstechnik hat die 18-jährige nun in den kommenden Wochen die Möglichkeit, Eindrücke zu sammeln.
Zusätzlich bietet der Job einen Taschengeldzuschuss und eine gute Spargelegenheit. So legen die Lagermitarbeiterin Charlotte und der Animateur Nick das verdiente Geld für die Studiumszeit an die Seite, um es dann für anfallende Kosten einzusetzen. Die 16-jährige Pauline Kahler, die in der Zittauer Mocca Bar gearbeitet hat, möchte das Geld zunächst für die aktuell laufende Fahrschule verwenden.