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Solch stattliche Blaufichten

Vor 25 Jahren begann Familie Scholze aus Cunnewitz mit dem Pflanzen von Weihnachtsbäumen. Das lohnt sich nun.

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© Andreas Kirschke

Von Andreas Kirschke

Cunnewitz. Einen hässlichen Weihnachtsbaum? „Den gibt es gar nicht. Wir lassen der Natur ihren Lauf. Wir kommen ohne Dünger, ohne Chemie aus“, sagt Gregor Scholze in Cunnewitz. Mancher will einen Weihnachtsbaum mit drei Spitzen. Der nächste mag ihn schief. Passend für den heimischen Balkon. Andere wünschen sich eher einen schlanken Christbaum. Andere wollen ihn genauso breit, wie er lang ist. „Die Geschmäcker sind sehr verschieden“, sagt der 46-Jährige. Stattliche Blaufichten wachsen auf der heimischen Plantage der Familie. Etwa 1 000 Bäume mögen es sein auf dem 3 000 Quadratmeter großen Feld. Vor 25 Jahren begann hier Vater und Landwirt Johannes Scholze (76) mit der Pflanzung, Pflege und Ernte von Blaufichten. Jahr für Jahr zu Weihnachten verkauft die Familie jetzt je nach Wunsch Bäume.

„Gerade die Blaufichte ist stabil im Wuchs. Sie verträgt auch starke Trockenheit. Sie verträgt verschiedene Witterungen“, sagt Johannes Scholze. „Sie hat feste, robuste Nadeln. Bei Zimmer-Temperatur bleibt sie lange erhalten. Wenn sie frisch geschlagen ist, hält der wunderbare, weihnachtliche Duft lange an.“ Leichter Boden prägt den Standort. Dank des nahen Klosterwassers ist genug Grundwasser vorhanden. Die Blaufichten zehren davon. „Früher haben wir hier Gemüse angebaut, vor allem Rhabarber und Spargel“, sagt Johannes Scholze.

Suche nach Alternativen

In der DDR-Zeit belieferte er Konsum- und HO-Läden. Nie gab es Probleme mit dem Absatz. Das änderte sich mit der Wende abrupt. Plötzlich brach der heimische Obst- und Gemüse-Markt zusammen. Aus den Niederlanden kamen billige Produkte in die Lausitz. So wie heimisches Obst und Gemüse war bald auch heimisches Schaf-Fleisch nicht mehr gefragt. „Wir suchten nach Alternativen“, erzählt der Landwirt. „Wir sagten uns: Spezialkulturen und Sonderkulturen haben Zukunft. Ein Jahr bauten wir Senf an. Es zeigte sich jedoch: Die Fläche ist auf Dauer dafür zu klein. Aufwand und Nutzen stehen in keinem Verhältnis.“

So pflanzte Johannes Scholze 1992 zunächst versuchsweise 300 Blaufichten an. 1998 erntete er erstmals Bäume. Später merkte er: Ein guter, robuster Weihnachtsbaum braucht mehr Zeit zum Wachsen. Er braucht mindestens zehn Jahre Zeit zum Entfalten und sorgsame Pflege. Nach allen Seiten braucht er genügend Abstand zu anderen Blaufichten. Rings um jede Blaufichte ist immer wieder von Hand der Boden aufzulockern. Gras ist immer wieder zu entfernen. Dafür sorgen meist die Schafe. „Den reinen Naturdünger erhalten die Bäume im Sommer – dann ,wenn die Schafe abweiden zwischen den Bäumen“, unterstreicht Sohn Gregor Scholze. „Was sie hinterlassen, ist guter Dünger.“

Nicht alle Setzlinge überleben

Fast zehn Prozent der Setzlinge wachsen nicht an und gehen ein. Das ist bis heute noch so. „Das liegt teilweise am Pflanzgut, aber auch an der Witterung“, schildert der Cunnewitzer. Ein sehr trockener Mai oder auch späte Fröste im Mai strapazieren die Bäume. Nicht alle überleben diese Witterung. Seit 1998 erweiterte die Familie kontinuierlich die Pflanzung der Blaufichten. Heute sind es rund 1 000 Bäume. Jeder Baum, der vor Weihnachten gefällt wird, wird gleich im nächsten Frühjahr nach Rodung der Wurzel wieder durch eine Neupflanzung ersetzt.

Je nach Witterung wachsen die Blaufichten jedes Jahr anders. Ist es ein trockenes Jahr, gedeihen sie langsam. Ist es ein feucht-warmes Jahr so wie 2017, wachsen sie schneller. Die Pflanzung, Pflege und Ernte erfordern viel Mühe und Sorgfalt. „Da steckt jahrelange Arbeit drin“, unter-streicht Vater Johannes Scholze. Heute kommen Kunden bis aus Bluno, aus Ostro, aus Panschwitz-Kuckau und sogar aus Görlitz. Mancher kauft seinen Christbaum seit 25 (!) Jahren bei Familie Scholze. Mancher kauft gleich mit für die Eltern, Schwiegereltern, Onkel, Tanten, Großeltern. Längst nicht nur Familien fragen bei Scholzes an. Auch Firmen wie die Krabat-Milchwelt Kotten erwerben hier ihren Weihnachtsbaum. Zugleich fragen Vertreter von Kommunen wie der Ortschaftsrat Cunnewitz und der Ortschaftsrat Schmerlitz an.

Der Natur freien Lauf lassen

Von „Sonderangeboten“ für Weihnachtsbäume im Supermarkt, etwa für Nordmann-Tannen, hält Gregor Scholze nichts. „Oft werden sie schon im September geschlagen“, schildert er. „Sie werden dann künstlich am Leben erhalten. Das geht nicht ohne Kühlhaus und nicht ohne Chemie.“ Auf der heimischen Weihnachtsbaum-Plantage in Cunnewitz käme das nie in Frage. „Wir lassen der Natur ihren freien Lauf“, sagt Gregor Scholze.

Zum Christfest wird er in den eigenen vier Wänden einen schlanken, groß gewachsenen Baum aufstellen. So haben die Kinder viel Platz zum Schmücken. Mit Kugeln, Engeln und selbst gebastelten Anhängern aus dem Kindergarten gestalten sie liebevoll den Christbaum. Bei Vater Johannes Scholze ist es anders. „Wir sind Rentner“, sagt der 76-Jährige. Da reicht ein kleiner Baum. Wir stellen ihn auf der Kommode auf.“

Der Kauf von Blaufichten ist in der Woche vor Weihnachten noch möglich. Familie Johannes Scholze, Dorfstraße 17, in Cunnewitz. Hier kann man sich Montag bis Freitag 9 bis 16 Uhr einen geeigneten Baum aussuchen.