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Körperverletzung, Diebstahl, Drogen

In der Dresdner Neustadt haben die Straftaten im vergangenen Jahr erneut zugenommen. Doch Stadt und Polizei machen mobil gegen die Kleinkriminalität im Viertel.

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© Sven Ellger

Von Sarah Grundmann

Vier Körperverletzungen, davon ein Angriff auf Polizisten mit einer abgebrochenen Flasche, sowie acht Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz – diese Bilanz zog die Polizei allein beim vergangenen Großeinsatz in der Äußeren Neustadt. Die Straftaten im Viertel nehmen zu. In der Neustädter Ortsbeiratssitzung am Montagabend informierten Polizei, Orts- und Ordnungsamt über die aktuelle Lage, die Erfolge von 2016 und die Pläne für dieses Jahr.

Die Lage: Körperverletzungen und Diebstähle haben zugenommen

„Auch 2016 erwarten wir wieder einen leichten Anstieg an Straftaten in der Neustadt.“ Mit diesen wenig aufbauenden Worten begann Matthias Imhof, Leiter des Polizeireviers Nord, seine Lageeinschätzung. Konkrete Zahlen für das vergangene Jahr kann er noch nicht liefern, diese liegen erst im Frühjahr vor. Doch die Tendenzen sind deutlich: „Vor allem die einfachen Diebstähle haben zugenommen“, so Imhof. Häufig seien es Handys und Geldbörsen, die entwendet wurden. Ebenso häufig seien die Opfer angetrunken und dadurch unaufmerksam – „leichte Opfer“ nennt man sie in Polizeikreisen. „Auch bei den Körperverletzungen und Rauschmitteldelikten gibt es einen Anstieg“, sagt der Revierleiter. Meist finden die Straftaten im Bereich Albertplatz, Alaunstraße, Scheune-Vorplatz, Alaunplatz statt; oft am Freitag oder Sonnabend in der Nacht. Eines bereitet Imhof besonders Sorgen: Die Gewalt gegenüber Polizisten – ob verbal oder körperlich – nehme zu. So wurde im September 2016 eine Kollegin von alkoholisierten Disco-Besuchern auf der Katharinenstraße angegriffen. „Sie ist immer noch nicht wieder im Einsatz“, sagt der Revierleiter.

Ein anderes Problem kennt Jutta Gerschner vom Dresdner Ordnungsamt: „Im Viertel findet man wieder vermehrt Scherben“, sagt sie. „Ein großes Problem gibt es auf dem Scheune-Vorplatz.“ Neben Scherben gebe es dort auch zahlreiche weitere Störungen, die dem Amt gemeldet werden.

Die Erfolge: Am Scheune-Vorplatz brennt nachts Licht, Polizei ist präsent

Sieben Großeinsätze hat die Polizei im vergangenen Jahr in der Neustadt durchgeführt und dabei zahlreiche Täter festgenommen. Auch sonst sind die Beamten verstärkt in dem Viertel unterwegs – in Uniform und in zivil. „Sowohl Anwohner als auch Gewerbetreibende spiegeln mir wider, dass diese vermehrte Präsenz positiv ist“, sagt Ortsamtsleiter André Barth. Um die Probleme in seinem Ortsamt in den Griff zu bekommen, hat er Ende 2015 die Arbeitsgemeinschaft Sicherheit und Ordnung gegründet. An den regelmäßigen Treffen nehmen neben Polizei und Ordnungsamt auch Akteure aus dem Stadtteil wie Schulleiter, Gewerbetreibende oder Anwohner teil. So gab es eine privat organisierte Security, die in den Clubs und Bars für Sicherheit sorgte, mehrere Versammlungen fanden statt.So wurde die Initiative „Respect – save the Crowd“ ins Leben gerufen, bei der Händler und Gastronomen auf einen respektvollen Umgang in ihren Locations achten. Bis Januar hatten sich einige dieser Gastronomen zu einer Art Neustadt-Security zusammengeschlossen. Diese sorgte in den Clubs und Lokalen für Sicherheit und griff bei Notfällen ein. Eine Konkurrenz zu Polizei und Ordnungsamt gab es nicht. Denn im öffentlichen Raum durfte die Clubstreife nicht aktiv werden. Daneben gab es einen Mitternachtstermin auf dem Scheune-Vorplatz, um auf die dortigen Probleme aufmerksam zu machen, sowie eine Einwohnerversammlung. Bei dieser wurden Ideen für eine sichere und saubere Neustadt entwickelt, die im kommenden Jahr umgesetzt werden sollen. „Und am Scheune-Vorplatz brennt nun auch nachts das Licht“, sagt Ortsamtsleiter Barth.

Die Pläne: Papierkörbe bekommen Pfandringe, das Viertel einen Helfer

Nicht nur vor der Scheune, sondern im ganzen Stadtgebiet sollen nachts die Lichter angehen. Bislang schaltete sich zwischen 23 und 5 Uhr jede zweite Laterne ab, auch um Kosten zu sparen. In diesem Jahr soll diese Regelung aber zumindest auf besonders frequentierten Straßen abgeschafft werden. Zunächst geht der Altstadt ein Licht auf, dann ist die Neustadt an der Reihe. Auch die Treppen zur neuen Turnhalle auf der Alaunstraße sollen besser beleuchtet werden. Dazu verhandelt Barth gerade mit dem Leiter des Dreikönigsgymnasiums. Ebenfalls noch in diesem Jahr soll das Viertel einen sogenannten Neustadt-Kümmerer bekommen. Geplant ist, dass dieser vor allem in den späten Abendstunden im Stadtteil unterwegs und Ansprechpartner sowie Vermittler ist. „Die Stellenausschreibung wird derzeit erarbeitet“, so Barth. „Ich hoffe, dass wir die Stelle bis zur warmen Jahreszeit besetzt haben.“

Auch wegen der Scherben gibt es Pläne: So bekommen einige Papierkörbe in der Neustadt in den kommenden Wochen Pfandringe. Eigentlich hatte der Stadtrat gefordert, dass an allen 200 Abfalleimern solche Vorrichtungen angebracht werden. Doch das Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft möchte das System zunächst ein Jahr lang an zehn Papierkörben – unter anderem am Bischofsweg und auf der Alaunstraße – testen. „Außerdem führen wir im Frühjahr das Rückgabesystem für pfandfreie Glasflaschen in den Spätshops ein“, sagt der Ortsamtsleiter.

Ziel sei nun, den Scheune-Vorplatz zurückzugewinnen. Dazu muss es ein Nutzungskonzept geben. „Wir wünschen uns, dass der Scheune-Verein Betreiber wird“, sagt Barth. Im vergangenen Jahr waren die Verhandlungen mit der Stadt gescheitert, weil die jegliche kommerzielle Nutzung untersagte. Der Verein wollte aber zumindest einen Gemüsestand aufstellen, um die Kosten wieder reinzuholen. Nun laufen wieder Gespräche, und es gibt erste Ideen zur Nutzung, wie einen Nachtflohmarkt oder einen Concierge.