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So viele Päckchen wie noch nie

Carolina Müller führt die Olbersdorfer Sammelstelle für „Weihnachten im Schuhkarton“. Sie überlässt nichts dem Zufall.

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© Rafael Sampedro

Von Elke Schmidt

Olbersdorf. Carolina Müller und ihre Helfer können sich freuen: 400 Schuhkartons gehen in dieser Woche von Olbersdorf auf die Reise. Jeder einzelne wurde mit Weihnachtspapier beklebt und mit schönen Dingen vollgepackt. Das ist vor allem Carolina Müller zu verdanken. Im Küchenstudio ihres Mannes stapeln sich die Versandkisten. Als sie vor 15 Jahren anfing, für die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ zu sammeln, hätte sie nie gedacht, dass sie so lange dabei bleiben würde. Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil es die Aktion erst seit 20 Jahren gibt. Auch der Verein „Geschenke der Hoffnung“ sieht das so und schickte aus Berlin eine Urkunde und einen großen Blumenstrauß als Anerkennung für ihre nun goldene Sammelstelle.

Darüber hat sich Carolina Müller gefreut. Dabei fing damals alles ganz klein an. Eine Frau von der Landeskirchlichen Gemeinschaft Zittau habe sie gefragt, ob sie bei der Aktion mitmachen wolle, erinnert sich Carolina Müller. „Ich habe spontan zugesagt, weil dabei etwas Greifbares verschenkt wird.“ Geldspenden seien sozusagen unsichtbar, und manchmal sei schwer nachzuvollziehen, wofür das Geld verwendet wird. Bei „Weihnachten im Schuhkarton“ ist das anders. Hier wird von den kleinen Sammelstellen in den Orten bis zum Schenken am Heiligen Abend genau und für jedermann einsehbar dokumentiert, was mit den Päckchen passiert. Man kann auch mit den Transporten mitfahren und sich selbst davon überzeugen. Ein junger Mann aus Olbersdorf habe das schon einmal getan, sagt Carolina Müller. „Er hat gesehen, dass alles mit rechten Dingen zugeht und sogar einen kleinen Film gedreht.“ Die Freude der Kinder sei herzerwärmend gewesen und zeigte Frau Müller, dass sie das Richtige tut. Sie weiß auch, dass sich viele Spender am Heiligen Abend vorstellen, wie ein Kind gerade ihren Schuhkarton öffnet und sich darüber freut.

Um möglichst vielen Kindern eine Freude machen zu können, überlässt Carolina Müller nichts dem Zufall. Die Olbersdorferin legt nicht einfach nur Flyer aus und hängt Plakate auf, sondern spricht die Leute gezielt an. „Diese lassen sich dann meist gern überzeugen“, sagt Carolina Müller. Kindergärtnerinnen, Lehrer, aber auch eine Ergotherapeutin machen mit. Letztere arbeitet im Olbersdorfer Altenpflegeheim und stelle die Kartons mit ihren Patienten zusammen. Die häkeln und stricken gerne für den guten Zweck.

Jedes Jahr landen mehr Päckchen bei Carolina Müller. So habe zum Beispiel das Zittauer Gymnasium in diesem Jahr mit 136 so viele Kartons wie noch nie gepackt. Aber nicht alle packen einen eigenen Karton. „Eine Frau aus dem Ort strickt jedes Jahr Mützen und Schals, eine andere packt 200 kleine Geschenke, wieder andere bekleben Schuhkartons mit Geschenkpapier“, erzählt Carolina Müller. In der Sammelstelle packen dann sie und ihre Helfer damit weitere Schuhkartons. Doch das ist nicht ihre einzige Aufgabe. Jedes einzelne abgegebene Päckchen muss wieder geöffnet und auf verbotene Dinge kontrolliert werden. Denn manches wie Nüsse, Zucker, Lebkuchen oder Gummibärchen darf in einigen Ländern nicht eingeführt werden. Manchmal verirrt sich auch ein schmutziges Kuscheltier in die Kartons. Das nimmt die Sammelstellenleiterin heraus, wäscht es und packt es im nächsten Jahr wieder ein. Schließlich sind die Kartons Weihnachtsgeschenke, erklärt sie. „Da soll alles schön und festlich aussehen.“ Manches wird auch umgepackt oder neu verteilt, damit nicht ein Kind sehr viel mehr oder weniger als ein anderes erhält.

Jedes Geschenk bekommt dann einen Aufkleber. Darauf steht, ob das Päckchen für einen Jungen oder Mädchen ist und für welches Alter. Dann kommen alle Kartons in große Versandkisten. Einen ganzen Tag sind Carolina Müller und sechs weitere Frauen damit beschäftigt. Auch ihr Mann André hilft und stapelt die schweren Kisten. In dieser Woche kommt der Lkw, der die verpackten Schuhkartons zur Sammelstelle bringt. Dort wird die Weihnachtsgeschichte in der jeweiligen Landessprache beigelegt – und ab geht die Reise der Schuhkartons an ihre Bestimmungsorte.

Wer den Abgabeschluss verpasst hat, kann noch bis zum 26. November online einen Schuhkarton auf die Reise schicken. Unter www.online-packen.de kann man die Zutaten dafür auswählen.