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So viel Geld fließt in den Leistungssport

Die Stadt hat ihren Fördertopf geöffnet. An der Verteilung des Geldes gibt es jetzt Kritik.

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Von Britta Veltzke

Riesa. Die Sportstadt verteilt Geld: 40 000 Euro gehen in diesem Jahr an die Vereine, die Kinder und Jugendliche in Leistungssportarten trainieren – etwa in Fußball, Handball oder Triathlon. Die Verwaltung hat eine Liste aufgestellt, für welche Sportarten die Vereine Mittel beantragen können. Auch andere Kriterien sind fest geregelt. „Gefördert werden Riesaer Vereine, die Kinder- und Jugendsport mit Leistungsorientierung als Mitgliedsvereine im Landessportbund Sachsen betreiben“, heißt es zum Beispiel. Für Sportler mit Kader-Status bekommen die Vereine zusätzliche Mittel.

Der Riesaer Cheerleaderverein bekommt 1100 Euro.
Der Riesaer Cheerleaderverein bekommt 1100 Euro. © S. Schultz
Die Wasserspringer vom SC bekommen 32,62Euro.
Die Wasserspringer vom SC bekommen 32,62Euro. © S. Schultz
Rund 3300Euro gibt es für den ESV Lok Riesa.
Rund 3300Euro gibt es für den ESV Lok Riesa. © Lutz Weidler
SC-Triatleten erhalten knapp 2500Euro.
SC-Triatleten erhalten knapp 2500Euro. © Lutz Weidler

Wie in jedem Jahr haben die Riesaer Vereine für all das, was „förderfähig“ ist, Geld beantragt. Ingesamt knapp 86 000 Euro. Die Mittel im städtischen Haushalt reichen jedoch nicht einmal aus, um die Hälfte davon zu decken. Denn im Fördertopf liegen nun einmal „nur“ 40 000 Euro. Um niemanden zu bevor- oder zu beachteiligen, hat das zuständige Amt für Bildung, Kultur und Soziales allen Vereinen gut 50 Prozent von der Summe abgezwackt, die sie beantragt hatten.

Stadtrat Stefan Schwager (Freie Wähler) kritisiert dieses Vorgehen. „Das ist Kürzen nach dem Rasenmäher-Prinzip. Es ist doch lächerlich, eine Summe von 70 Euro auf 32,62 Euro runterzukürzen“, sagt er und spielt auf das Beispiel Wasserspringen an. Der SC hatte für diesen Bereich die zweistellige Summe beantragt. Hintergrund ist ein Passus in der Anlage zur Förderrichtlinie. Darin heißt es, dass ein Verein für einen Sportler mit E-Kader-Status 70 Euro beantragen kann. Genau das hat der SC getan. Nachdem der „Fördersummen-Rasenmäher“ darüber hinweg gefahren ist, bleibt die von Stadtrat Stefan Schwager angesprochene Summe übrig: „Da sollte man bei solch kleinen Beträgen doch drüber hinweg sehen. Der Abteilung nun genau 32,62 Euro zu überweisen ist einer Sportstadt wie Riesa nicht würdig und der Leistung, die die Wasserspringer erbringen, nicht angemessen“, meint Schwager. Für ebenso kritikwürdig hält er die Förderrichtlinien insgesamt. „Einerseits vergeben wir eine Menge Fördergelder an unseren eigenen Richtlinien vorbei. Auf der anderen Seite verweigern wir nun die Förderung von vielen Angeboten für Nachwuchsleistungssport, die den Richtlinien entsprechen. Da habe ich Bauschmerzen!“

Im vergangenen Jahr hatte sich herausgestellt, dass der SC von 2009 bis 2013 den kleinsten Teil seiner Zuschüsse auf Grundlage der geltenden Förderrichtlinien bekam. Der überwiegende Teil, rund 90 Prozent, war hingegen außerhalb dieser Richtlinien geflossen – was allerdings nicht heißt, dass der Sportclub seine Zuschüsse unrechtmäßig erhalten hat. Jeder einzelne wurde von den Stadträten abgesegnet.

Für Stefan Schwager zeigt sich nun „mal wieder“, dass sich die Stadt nicht ihre eigenen Spielregeln hält. „Die Förderrichtlinien bilden das reale Leben nicht mehr ab.“ Seine Fraktion (Freie Wähler/Bürgerbewegung) habe daher schon im vergangenen Jahr gefordert, die Richtlinien zu überarbeiten. „Dafür müsste die Stadt aber erst einmal wissen, wo sie hin will. Daher ist es wichtig, dass wir mit dem Leitbild vorankommen“, so Schwager. Daran tüftelt gerade die Strategiegruppe Stadtmarketing.

Ähnlich wie Stadtrat Stefan Schwager argumentiert SC-Geschäftsführer Michael Schönfelder. Auch er sieht Verbesserungspotenzial bei den Förderrichtlinien: „Man sollte genau definieren, was Leistungssport in jeder Sportart bedeutet – ab welcher Liga zum Beispiel.“ Der SC und andere Vereine hätten der Verwaltung gegenüber daher bereits ihre Gesprächsbereitschaft signalisiert.

Doch abgesehen davon ist Schönfelder aber froh und dankbar für jede Summe, die aus der Stadtkasse in den Nachwuchsleistungssport fließt. Auch wenn es „nur“ 32,62 Euro im Jahr für einen Wasserspringer sind.