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So sieht die Lärmschutzwand aus

Die Stadt hat sich mit der Bahn geeinigt, wie die Wand gestaltet sein soll. Im Vorfeld hatte es da einige Irritationen gegeben.

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© Bahn AG

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Stadtbaudirektor Tilo Hönicke nimmt da kein Blatt vor den Mund. Ästhetik tue zwar manchmal auch weh, aber Lärm macht eben krank. Also habe man versucht, die geringste Belästigung fürs Auge mit der Deutschen Bahn AG auszuhandeln. Die „geringste Belästigung“ kommt weiß-, lindgrün- und grüngestreift daher und prägt künftig vor allem das Bild von Zschieschen. Denn dort wird die neue Lärmschutzwand an der ICE-Strecke Dresden-Berlin vor allem zu sehen sein. Das betonte Oberbürgermeister Sven Mißbach ausdrücklich.

„Für mich wird die Stadt dadurch nicht geteilt“, sagte er vor den Stadträten am Mittwochabend im Zabeltitzer Palais. Allerdings gehen da die Ansichten auseinander, seit bekannt wurde, dass die Schallschutzwand weder begrünt werden darf – wegen des Pflegeaufwandes – noch bemalt oder durch Künstlerhand besprayt. Bleibt also nur eine rein funktionale technische Lösung, wie sie in anderen Städten schon vielfach zu sehen ist (gr. Foto).

400 Meter mehr Lärmschutz

„Wir sind mit der Lösung zufrieden, wenn sie denn so umgesetzt wird“, sagt Tilo Hönicke. Die Bahn wird nun 780 Meter Lärmschutzwand auf der Ostseite der Trasse und 450 Meter auf der Westseite der Trasse mit Höhen von jeweils zwei bis vier Metern errichten. Das sind insgesamt 400 Meter mehr Lärmschutzwand zwischen dem Abzweig Kottewitz und Berliner Bahnhof aufzustellen, als sie ursprünglich wollte.

Doch die Stadt hatte die Bürger gut unterstützt, Beratungen organisiert, Einsprüche mit Anwälten formuliert, die von der Stadt gestellt wurden. Ein einmaliger Vorgang. Und ein Vorgehen, das Erfolg hatte. Für Entsetzen hatte dann jedoch gesorgt, dass die Schallschutzwand angeblich aus Beton sein sollte. Vermutlich eine Irritation, weil es hieß, es werde eine graue, massive Mauer sein, die da gebaut wird.

Die Mauer soll aus Stahlprofilen gefertigt sein, die mit Glasfaserwolle gefüllten Aluprofilen zusammengefügt wird. Zum Gleis zu zeigt die profilierte Seite, um möglichst viel Schall zu schlucken. Zur Stadt hin hat die Lärmschutzwand eine glatte Oberfläche und vor allem wird sie farbig. Die ersten Darstellungen von einer neuen Großraschützer Brücke mit durchsichtiger Glaswand sind damit auch Geschichte. So wird der Durchgang nicht aussehen. Ob die Großenhainer eine geschlossene Wand dann als Teilung der Stadt empfinden, das muss man abwarten, bis die Wand wirklich steht. Momentan sind nur die Pfeiler und Gründungen zu sehen, an denen die Wandelemente befestigt werden.

Zunächst wird die Bahn wie angekündigt die ursprünglich vereinbarte Wandlänge aufbauen. Und was passiert, falls die zusätzlichen Lärmschutzwände doch nicht kommen? Auch das ist festgeschrieben: Für den Fall, dass die zusätzlichen Schallschutzwände nicht genehmigt werden oder sich die Bahn aus irgendeinem Grund nicht an den Bau zusätzlicher Lärmschutzwände hält, ist für 40 Häuser der bezahlte Einbau von Schallschutzfenster vorgesehen.

Die Stadt favorisiert aber immer aktiven Schallschutz vorm Grundstück, statt passiven Schallschutz am Wohnhaus. Sind bis zum 31. Dezember 2022 auch keine Schallschutzfenster eingebaut, leistet die Deutsche Bahn notariell beglaubigt eine Ersatzzahlung von 300 000 Euro. Von diesem Geld würde dann die Stadt die Fenster bezahlen. Zu zahlen ist die Summe innerhalb von zwei Monaten. Nach dieser Frist werden Verzugszinsen in Höhe von neun Prozent über dem Basiszinssatz fällig.