Merken

So möchte Kronospan bauen

Der Laminathersteller will eine OSB-Platten-Produktionsanlage errichten. Die Pläne, die lange geheim waren, sind jetzt öffentlich. Was steht drin?

Teilen
Folgen
© Klaus-Dieter Brühl

Von Jörg Richter

Lampertswalde/ Schönfeld. Eine gelbe Kiste schiebt die Schönfelder Bauamtsleiterin Catrin Niemz über den Tisch. Vier dicke Ordner sind darin. Das sind die Baupläne für die neue Produktionsanlage für Grobspanplatten, besser bekannt als OSB-Platten, die die Kronospan GmbH Lampertswalde auf ihrem Werksgelände errichten will. Seit Mitte März liegen sie hier und in den Kommunalämtern in Lampertswalde, Thiendorf, Ebersbach und Großenhain aus. Bis zum 18. April können die Baupläne von jedermann eingesehen werden.

Der große Holzplatz soll etwa um die Hälfte kleiner werden. Hier will Kronospan Teil der neuen Produktionsanlage bauen lassen.
Der große Holzplatz soll etwa um die Hälfte kleiner werden. Hier will Kronospan Teil der neuen Produktionsanlage bauen lassen. © Klaus-Dieter Brühl

„Bisher ist noch niemand da gewesen“, sagt Niemz und verteilt die Ordner auf dem Tisch. Lediglich die Lampertswalder Gemeinderäte, die Verwaltung und Bürgermeister Wolfgang Hoffmann seien bisher mit Teilen des Inhalts vertraut. Die Geschäftsführung von Kronospan hätte sie bereits über das Vorhaben im nichtöffentlichen Teil einer Gemeinderatssitzung informiert. Ihrer Meinung nach sachlich und ausführlich, so Niemz. Beim Blick in die Planungsunterlagen bleiben allerdings auch Fragen offen.

Wie groß ist der geplante Bau der OSB-Platten-Anlage?

Kronospan plant, vorhandene Hallen für die neue OSB-Platten-Anlage umzubauen. Außerdem sollen zwei neue Feuerungsanlagen (K6 und K8) errichtet werden, auf die immer wieder in den Plänen Bezug genommen wird, vor allem beim Brandschutz und den Emissionen. Während der Ofen K6 komplett neu geplant wurde, kann Kronospan beim K8-Ofen auf frühere Pläne zurückgreifen. Der K8 war bereits 2013 genehmigt, wurde aber nicht realisiert. Deshalb wurde nach zwei Jahren ein neuer Bauantrag notwendig. Insgesamt schätzt Kronospan die Gesamtbaukosten auf 60 Millionen Euro ein, davon sind zehn Millionen Euro für den Rohbau notwendig.

Vergrößert sich durch die Erweiterung der Lkw-Verkehr?

Darüber gibt es in den Planungsunterlagen keine umfassende Aussage. Lediglich die Anlieferung von Chemikalien wird mit drei Lkw pro Woche konkret beziffert. Für die Anlieferung von Altholz und die Entsorgung der Asche für die Feuerungsanlagen K6 und K8 werden bis zu zehn Lkw pro Tag angesetzt.

Bauamtsleiterin Niemz geht davon aus, dass sich der Lkw-Verkehr kaum erhöht. Denn Kronospan plant, seinen großen Holzlagerplatz zu halbieren. Auf einer Hälfte dieser Fläche sollen Teile der neuen OSB-Platten-Anlage gebaut werden, u. a. die Feuerungsanlage K6.

Laut Unterlagen verteilt sich die Anlieferung der Rohstoffe auf Schiene und Straße. Wie Werkssprecherin Monique Ehl bestätigt, kann Kronospan nicht ganz auf Lkw verzichten. Wegen der neuen OSB-Platten-Produktion würden für die An- und Auslieferung durchschnittlich 30 Lkw pro Tag mehr gebraucht als bisher.

Nimmt die Geruchsbelästigung für Lampertswalde und Quersa zu?

In den Planungsunterlagen spricht Kronospan beim Thema Geruch von einer „irrelevanten Zusatzbelastung“. „Doch ob sie wirklich irrelevant ist, stellt ausschließlich die verfahrensführende Behörde fest“, sagt Ingolf Ulrich, der stellvertretende Pressesprecher der Landesdirektion Sachsen. In diesem Fall sei es die Landesdirektion selbst. Zur Beurteilung würden gegebenenfalls weitere Fachleute hinzugezogen.

Wird es durch die neue Produktionsanlage lauter als bisher?

In der neuen Produktionshalle geht es tatsächlich laut zu. Bis zu 90 Dezibel werden vorausgesagt. Das ist zu vergleichen mit der Lautstärke eines Handschleifgerätes. Bei längerer Einwirkung kann es für die Mitarbeiter zu Hörschäden führen. Kronospan verweist deshalb in seinen Unterlagen auf notwendige Arbeitsschutzmaßnahmen wie Ohrenschützer.

Außerhalb der Produktionshalle ist es bedeutend leiser. Nachts würde der Schall rund fünf Dezibel unter dem für das Gesamtwerk genehmigten Richtwert liegen.

Wie steht es mit der Umweltverträglichkeit?

Die Aussagen zu diesem Thema sind etwas befremdlich. Antragsteller Kronospan schließe eine „erhebliche nachteilige Umweltauswirkung“ aus. Weiter heißt es: „Eine Umweltverträglichkeitsuntersuchung ist aus Sicht des Antragstellers daher nicht notwendig.“

„Diese Aussage des Antragstellers (also Kronospan, Anm. d. Red.) kann derzeit nicht bestätigt werden“, so Ulrich. Bisher lege nur eine teilweise Umweltverträglichkeitsprüfung durch die Landesdirektion vor. Eine abschließende Untersuchung erfolge erst nach der Beteiligung der Öffentlichkeit.

Zugute halten muss man Kronospan, dass das Unternehmen die ursprünglich geplanten Abluftmengen, die Produktionskapazität und den Holzeinsatz nachträglich gesenkt hat. Kronospan verzichtet zudem auf die Gefahrenstoffe Paraformaldehyd und Salmiakgeist (Ammoniakwasser), die auch geruchsbelästigend sind.

Wie viele neue Arbeitsplätze werden bei Kronospan geschaffen?

Das ist wohl die erfreulichste Aussage in den vier großen Ordnern. „Die Grobspananlage wird mit bereits vorhandenem und neuem Personal betrieben“, heißt es in den Unterlagen im Punkt „Betriebsbeschreibung“. Danach sind insgesamt 120 Mitarbeiter nötig, wobei 80 neue eingestellt werden sollen. Von denen sollen 64 im Vier-Schicht-System arbeiten. Kronospan-Sprecherin Monique Ehl bestätigt dieses Zahlen auf Nachfrage der SZ.

Wie geht es nach der öffentlichen Auslegung der Baupläne weiter?

Bis einschließlich 2. Mai 2017 können Einwendungen gegen das Vorhaben schriftlich vorgebracht werden, so Ulrich. Danach entscheidet die Landesdirektion Sachsen, ob ein Erörterungstermin vor Ort notwendig ist.

Für den Fall, dass die form- und fristgerecht erhobenen Einwendungen zu beraten sind, wird der öffentliche Erörterungstermin am 21. und 22. Juni durchgeführt. Erst danach sei der weitere Fortgang des Verfahrens einschätzbar, sagt Ulrich.