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„So eine Mathilde gibt’s nicht so schnell wieder“

Am Meißner Gymnasium wurde der Franziskaner des Jahres ausgezeichnet und die Latte damit hoch gelegt.

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© Franziskaneum

Von Peter Anderson

Meißen. Das Logo zeigt Meißens prägnante Silhouette. Ein Lorbeerkranz umrahmt sie im Halbrund. „Franziskaneum – Gymnasium seit 1907“ steht zusätzlich auf dem Shirt geschrieben. Seit dem Schuljahr 2015/2016 kann jeder Meißner Franziskaner die Zugehörigkeit zu seiner „Penne“ breit auf der Brust präsentieren. Ein Stil – ein Ziel! So lautet das einprägsame Motto. Nicht der schnöde Mammon, sondern das schöne Anliegen, die Franziskaner enger zusammenzubringen, zu einer Gemeinschaft zu formen stand und steht hinter dieser Idee.

Die Abiturientin Mathilde Stenzel brachte das Projekt maßgeblich mit auf den Weg und kümmerte sich vor allem um die ganz praktischen Dinge wie den Online-Shop sowie Vertrieb der Schulbekleidung. Am Dienstagabend ist sie jetzt für diese und viele weitere Aktionen, welche die Schule insgesamt vorangebracht haben, als Franziskaner des Jahres ausgezeichnet worden.

„Es wird niemanden wundern, dass sich die Stifterfamilie gerade für sie entschieden hat“, sagte Uwe Altmann in einer kurzen Ansprache. Der Meißner stiftet seit 2013, als er das 50. Jubiläum seines Abiturabschlusses an der Schule feiern durfte, einen jährlichen Preis des Franziskaneums im Wert von 500 Euro. Diesen erhält nicht der beste Abiturient, sondern Schüler oder Lehrer, deren besondere Leistungen für das Franziskaneum gewürdigt werden. Dabei kommt es weniger auf herausragende Ergebnisse in den Unterrichtsfächern, als vielmehr auf den jeweiligen Beitrag zum Gemeinwohl an.

Ganz in diesem Sinne betonte Schulleiterin Heike Zimmer, sie sei überzeugt davon, dass gerade ein solches Engagement für die Schulgemeinschaft sehr zur Identifikation der Schüler und Lehrer mit ihrem Franziskaneum beitrage. Auf diese Weise lernten die Schüler schon frühzeitig, Verantwortung für alle zu übernehmen. „Das ist – neben dem Wissenserwerb – ein Grundanliegen eines humanistischen Gymnasiums“, so die Schulleiterin.

Für den bewegendsten Moment am Abend dürfte in der gut gefüllten Aula über den Dächern Meißens Ingeborg Mager gesorgt haben. Sie ist die Tochter des 2006 verstorbenen Meißner Ehrenbürgers Helmut Reibig, lernte und unterrichtete zeitweise selbst am Franziskaneum.

Lebendig und voller Anekdoten schilderte Ingeborg Mager den Lebenslauf ihres Vaters, der mit seinem facettenreichen Wissen und Wirken an einen der Universalgelehrten der Renaissance erinnert. Ihm gelang es, die bedeutsame Stiftung des Meißner Weinhändlers Otto Horn mit ihren wertvollen Antiquitäten zumindest über die Wirren der ersten Nachkriegszeit zu retten. Ihm ist es zu verdanken, dass das Tuchmachertor rekonstruiert wurde und Otto Walchas großes Überblickswerk zum Meissener Porzellan trotz des zeitigen Todes des Autors erscheinen konnte.

Uwe Altmann erwähnte zusammen mit dem Franziskaner Helmut Reibig auch den Komponisten und Semperoper-Intendanten Siegfried Köhler sowie den Ruder-Weltmeister und Olympiasieger Frank Forberger. Diese drei Persönlichkeiten zeigten, was die Schüler des Meißner Gymnasiums erreichen könnten.

Für Mathilde Stenzel gab es das wohl schönste Kompliment aus dem Mund einer Lehrerin. „So eine Mathilde gibt’s nicht so schnell wieder“, sagte sie.