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So ein Zirkus!

Zum Schuljubiläum sind Zabeltitzer Kinder zu Zauberern, Fakiren und Seiltänzerinnen geworden.

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© Anne Hübschmann

Von Susanne Plecher

Zabeltitz. Silvia Partuscheck hat dieser Tage viel um die Ohren, wie das so ist, wenn man eine Schule leitet, das Schuljahr gerade begonnen hat und auch noch eine Jubiläumsfeier ansteht. Dieses Jahr fällt der Anfangsstress allerdings ungewöhnlich aufregend aus. Denn neben allen alltäglichen Aufgaben war unter anderem ein Zirkuszeltaufbau zu organisieren und Schlangen beim Veterinäramt anzumelden.

Manege frei in Zabeltitz

Die Zabeltitzer Grundschüler sind in fantasievolle Kostüme geschlüpft, haben sich schminken lassen und im ausverkauften Zirkuszelt gezeigt, was sie an zwei intensiven Probentagen gelernt haben.
Die Zabeltitzer Grundschüler sind in fantasievolle Kostüme geschlüpft, haben sich schminken lassen und im ausverkauften Zirkuszelt gezeigt, was sie an zwei intensiven Probentagen gelernt haben.

Am Samstag haben Väter und Mitarbeiter des Projektzirkus Hein den Platz gegenüber dem Gasthof in ein buntes Zirkusareal verwandelt. Montag und Dienstag wurde geprobt, bevor es am Mittwoch und Donnerstag „Vorhang auf und Manege frei!“ hieß. Die Zabeltitzer Grundschüler sind in fantasievolle Kostüme geschlüpft, haben sich schminken lassen und im ausverkauften Zirkuszelt gezeigt, was sie an zwei intensiven Probentagen gelernt haben. Das war allerhand: Meerschweinchen weg- und Kaninchen herbeizaubern, Ziegen dressieren, auf Seilen tanzen, Väter schweben lassen. Paillettenbesetzt, in Samt und Tüll gekleidet hatte jeder der 134 Grundschüler eine eigene Rolle – und bekam seinen eigenen Applaus. Eltern, Großeltern und sonstige Besucher rissen staunend die Augen auf, spätestens bei der Fakireinlage klappten einige Münder herunter, Handys und Kameras wurden gezückt.

Sich auf andere verlassen

Ein solcher Zirkus während der Unterrichtszeit wäre zur Schuleröffnung vor 40 Jahren wohl undenkbar gewesen. Polytechnische Oberschule „Thomas Müntzer“ hieß das Haus, Schüler der ersten bis zehnten Klasse sind darin unterrichtet worden. Was damals nicht ging, ist heute als Projektwoche möglich. Schule ist mehr als Lesen und Rechnen, so die Botschaft. Purer Jux und Tollerei ist sie aber auch nicht, selbst wenn für eine Woche der Lernalltag aufgebrochen wird. „Das Projekt ist erzieherisch sehr, sehr wertvoll, weil jedes Kind ein Erfolgserlebnis hat. Außerdem hat es die Kinder zusammengeschweißt, das Zusammengehörigkeitsgefühl der gesamten Schule unheimlich erhöht“, so Silvia Partuscheck.

Den Kindern zu zeigen, wie es ist, wenn man aufeinander angewiesen ist und sich hundertprozentig auf den anderen verlassen können muss, ist erklärtes Ziel des Projektzirkus. „So lernen sie, wertschätzend mit ihren Mitmenschen umzugehen und ihnen zu vertrauen“, heißt es auf dessen Internetseite. Das überzeugendste Argument jedoch waren der Stolz und die Freude, mit der die kleinen Akrobaten ihre Kunststücke präsentierten. Den Familienzirkus aus Jessen, der seit 1933 durch die Lande zieht, hatte die Schule schon vor etlichen Jahren kontaktiert, im Januar 2014 den Vertrag unterschrieben, danach viele Anträge bewilligen lassen, damit es pünktlich und endlich zum Schuljubiläum losgehen konnte. Finanziert wurde dieses besondere Schulerlebnis ausschließlich mit der Hilfe von Sponsoren.

Auch wenn gestern der letzte Vorhang fiel, ist das Spektakel noch nicht ganz vorbei. Zwar wird das Zirkuszelt wieder abgebaut. Dafür öffnen aber Schule und Hort ihre Türen und laden heute von 12 bis 17 Uhr alle ein, die sehen möchten, wie in Zabeltitz unterrichtet und betreut wird. Außerdem präsentiert sich das DRK mit zwei Fahrzeugen, die Freiwillige Feuerwehr kommt vorbei. Wem das zu wenig Zirkus ist, der muss sich vier Jahre gedulden. 2019 kommt der Projektzirkus wieder. Die Reservierung hat Frau Partuscheck gestern schon unterschrieben.