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So bleibt das Geld im Ort

Der Laden allein bringt im ländlichen Raum zu wenig Umsatz. Viele Händler scheuen noch den Weg ins Internet.

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© Dietmar Thomas

Von Maria Fricke

Striegistal. Düfte lassen sich schlecht im Internet verkaufen. Denn noch können die Kunden der Striegistaler Seifenmanufaktur die 140 verschiedenen Duftnuancen der Seifen von Daniel Zimmermann über den Computer oder das Mobiltelefon nicht wahrnehmen. Nur einen geringen Bruchteil seines Umsatzes macht der Striegistaler mit einem Online-Shop. Und trotzdem kann er als Einzelhändler im ländlichen Raum darauf nicht verzichten. „Wir gehen damit vor allem an die Großhändler, präsentieren unsere Produkte. Und auch viele unserer Stammkunden, die einmal im Laden gewesen sind, bestellen online“, sagt Daniel Zimmermann.

Die Gestaltung des Internetauftrittes von Frische Erleben, so der Firmenname, hat Zimmermann selbst übernommen, ebenso das Fotografieren. Damit ist er nicht allein, zumindest im Arbeitskreis Einzelhandel der Regionalkammer Mittelsachsen der IHK Chemnitz. Die Mehrheit des Kreises, der sich zuletzt in Marbach getroffen hat, um über den Einzelhandel im ländlichen Raum zu diskutieren, gab an, seine Internetseite selbst zu gestalten. Nur die wenigsten arbeiten mit einem professionellen Webdesigner zusammen. Zudem betreiben nur Einzelne einen Online-Shop. Doch der scheint auch nicht so wichtig zu sein.

„Im Vordergrund stehen für viele Kunden die Menschen, die hinter den Geschäften stehen, weniger die Produkte“, sagte Cindy Krause, Referentin Handel/Dienstleistungen bei der mittelsächsischen Regionalkammer der IHK Chemnitz. Welche Auswirkungen es dabei haben kann, sich Unterstützung zu holen, hat Sandy Löbel, Inhaberin des Kinderladens Malu in Rochlitz, gemacht. „Wir haben uns mit professionellen Bildern immer schwergetan, die Bilder bisher immer selber gemacht“, sagt Löbel. Mehr zufällig seien sie an Fotografin Nadja Eckart-Vogel gekommen, die das Team abgelichtet hat. „Wir hatten auf einmal das Zehnfache an Gefällt-mir-Klicks bei Facebook, viele haben uns auf die Bilder angesprochen“, so Sandy Löbel.

Ähnliche Erfahrungen hat sie mit dem Foto von einem Produkt gemacht: „Wir hatten ein sensationelles Kleid, das wir lange nicht verkauft haben. Dann haben wir es an eine alte Mauer gehangen und fotografiert“, berichtet die Händlerin. Innerhalb von wenigen Tagen seien die sechs Stück weg gewesen. „Für mich als Geschäftsfrau hat sich die Investition in die Expertin gelohnt“, zieht die Rochlitzerin Bilanz. Ihren Internetauftritt nutzt sie vor allem, um Geschäft und Team vorzustellen und den Kunden eine schnelle Kontaktmöglichkeit zu bieten.

Sich bei der Gestaltung Hilfe von einem Profi zu holen, ist nach Ansicht der Mittweidaer Fotografin Nadja Eckart-Vogel unverzichtbar. Denn: „Der Eindruck des Kunden von der Seite ist meistens schon entscheidend dafür, ob er zu dem Händler kommt“, so die Expertin, die in Höfgen bei Kriebstein lebt. Der Einzelhandel, vor allem im ländlichen Raum, zeichne sich nicht durch Massenware aus, so die Fotografin. Im Vordergrund stünden vielmehr gute Beratung und Service, Qualität, Vertrauen und Zuverlässigkeit sowie Individualität. Genau diese Merkmale müssten die Händler auch auf der Internetseite zum Ausdruck bringen.

Um ihre Produkte, aber auch Dienstleistungen an den Mann oder die Frau zu bringen, setzten die meisten Einzelhändler im Kammerbezirk Chemnitz nach wie vor auf das Geschäft vor Ort. Dort erwirtschaften sie auch den größten Umsatz. Das ergab eine Umfrage der Industrie- und Handelskammer bei über 100 Händlern. Über 20 Prozent betreiben einen Online-Handel. Zwischen zehn und fünf Prozent nutzen Plattformen wie Ebay, Amazon oder andere Online-Marktplätze. Um mit den Kunden ins Gespräch zu kommen, setzt mehr als die Hälfte der Händler auf das soziale Netzwerk Facebook, dicht gefolgt von der eigenen Website.

Seltener genannt wurden unter anderem der kostenlose Brancheneintrag beim Internetdienst Google. Vor allem im Bereich der sozialen Medien wünschen sich die Händler, so das Ergebnis der Umfrage, mehr Schulungen. Dieser Forderung will die IHK mit einer Veranstaltung in Plauen am 18. Januar nachkommen. Dort stehen die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung im Einzelhandel sowie die Rechtssicherheit von Onlineaktivitäten im Vordergrund.

Doch das fehlende Wissen ist nicht der einzige Grund, weshalb die Digitalisierung im Einzelhandel der Region noch ausbaufähig ist. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass ihnen für die Digitalisierung die Zeit fehle. Zudem bestünden viele rechtliche Unsicherheiten. Und die Händler scheuen die hohen Investitionskosten.

Die Bilanz: Viele Geschäftsinhaber beschäftigen sich bereits mit der Digitalisierung, stehen dem Thema aber eher noch skeptisch und zurückhaltend gegenüber. Doch der Trend geht dahin, den Kunden auf mehreren Kanälen anzusprechen.