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Neustadt-Kultvideothek retten!

Vor zwei Wochen verkündete Sven Voigt das Ende der Filmgalerie Phase IV. Die Kunden waren schockiert. Nun soll via Crowdfunding Geld gesammelt werden.

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© Sven Ellger

Herr Voigt, gibt es ein Happy End für die Phase IV oder stirbt sie doch den klassischen, tragischen Filmtod?

Inhaber Sven Voigt will schließen. Wenn alle Filmfans etwas (finanziellen) Einsatz zeigen, muss er das vielleicht nicht.
Inhaber Sven Voigt will schließen. Wenn alle Filmfans etwas (finanziellen) Einsatz zeigen, muss er das vielleicht nicht. © Anja Schneider

Von Rettung will ich noch nicht sprechen. Fakt ist, so wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen. Der Umsatzrückgang ist manifest. Das Konzept einer Programm-Videothek, wie sie jetzt existiert, trägt sich einfach nicht mehr.

Klingt doch eher nach Filmtod. Die Ankündigung, dass Ende März nach zehn Jahren Schluss ist, hat viele Dresdner schockiert. Wie waren die Reaktionen im Laden?

Es war einfach überwältigend, sehr konstruktiv, eine zupackende Stimmung. Wir haben gemerkt, wie wichtig die Phase IV für die Dresdner ist, dass viele sie als Teil einer Lebenskultur in der Stadt sehen. Wir haben ganz konkrete, ernste Hilfsangebote bekommen. Vom Anwalt, der sich mit Vereinsrecht auskennt. Von öffentlichen Trägern, die Erfahrungen beim Einwerben von Fördermitteln haben, von Menschen, die uns einen Teil ihres Ersparten geben wollten. Und von Akteuren aus der Kulturwirtschaft, die uns kennen und schätzen.

Diese Welle der Solidarität soll jetzt helfen, die Phase IV zu retten. Wie kann das funktionieren?

Am Montag haben wir eine Crowdfunding-Kampagne über die Plattform startnext.com gestartet. Der Titel lautet „Die Phase IV wird elf“. Bis Ende Februar wollen wir 29 000 Euro sammeln. Mit dem Geld wird die Deckungslücke geschlossen, die sich in den vergangenen Jahren aufgetan hat. Zudem können wir mit der Summe ein weiteres Jahr bestehen. In dieser Zeit wollen wir die Videothek in ein tragfähiges Konzept umwandeln, etwa in eine Stiftung oder einen Verein. Beides ist sehr komplex und muss Hand und Fuß haben. Aus der Phase IV soll eine förderfähige, kulturelle Institution werden.

Am Sonnabend haben Sie diese Idee bei der Geburtstagsparty in der Scheune verkündet. Wie kam die Idee dort an?

Die Leute waren euphorisch. Das ist es, was wir wollen. Die Crowdfunding-Aktion ist eine klare Ansage an unsere Kunden. Wir brauchen jetzt die Hilfe von jedem Einzelnen, damit die Phase IV weiterbestehen kann.

Was passiert mit dem Angebot, wenn nur ein Teil des Geldes zusammenkommt?

Dann müssen wir wie geplant Ende März schließen. Und müssen sagen: Wir haben es probiert und es hat nicht geklappt. Die Summe allein ist nicht die Rettung der Phase IV. Auch auf diesem Weg können wir scheitern. Das Geld verschafft uns die Möglichkeit und die Zeit, eine Lösung zu finden, mit der wir das kulturelle Angebot erhalten können.

Sie haben sich die Entscheidung zur Schließung nicht leichtgemacht. Jetzt folgt die Rolle rückwärts. Wie fühlt sich diese emotionale Achterbahnfahrt an?

Leicht ist es nicht. Die Reaktionen in der Filmgalerie waren überwältigend. Einige unserer Kunden haben geweint, die Mitarbeiter haben geweint. Wir haben unzählige Gespräche geführt, mit jedem, der reden wollte. Zum Glück steht meine Familie hinter mir. Aber auch sie sagt, dass sich etwas ändern muss. Ich liebe die Arbeit in der Phase IV, muss aber auch davon leben können. Das ist im Moment nicht der Fall, auch wenn der Zuspruch extrem groß ist.

Warum muss die Phase IV dennoch weiter bestehen bleiben?

Für unsere Kunden ist die Filmgalerie ein Ort der Begegnung und der Kommunikation. Wer hierherkommt, philosophiert über den Film, kommt ins Plaudern. Ein richtiges Gemeinschaftserlebnis. Die Phase IV ist ein guter Ort.

Das Gespräch führte Annechristin Bonß.

Unter dem Link zur Crowdfunding-Kampagne kann das Projekt „Die Phase IV wird elf“ unterstützt und Geld gespendet werden: www.startnext.com/phaseiv