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Skispringen im Glasballon

An den Modellbahntagen gab es weit mehr als nur Bahnen zu entdecken. Ein Vogtländer zaubert Miniaturen in Flaschen.

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© André Braun

Von Eric Mittmann

Döbeln. Per Kettenmechanismus wird der Skispringer auf die Spitze der Schanze befördert. Kurz die Wetterverhältnisse geprüft, es herrscht kein Wind, und schon geht es auch schon hinab in der Flaschenversion der Klingenthal-Schanze. „Im eigentlichen Klingenthal wäre dieser Sprung jetzt disqualifiziert worden“, meint Hubert Gehlert, während er das Ergebnis am Computer auswertet.

Die Winterlandschaft von Günther Kuhn wird in den Wintermonaten als Schaufensterdekoration genutzt und kann digital gesteuert werden.
Die Winterlandschaft von Günther Kuhn wird in den Wintermonaten als Schaufensterdekoration genutzt und kann digital gesteuert werden. © André Braun
Gregor Wolf hat es vor allem die Anlage von Thomas Hasenwinkel angetan. Das Modell war zum Teil an die Chemische Fabrik in Mügeln angelehnt.
Gregor Wolf hat es vor allem die Anlage von Thomas Hasenwinkel angetan. Das Modell war zum Teil an die Chemische Fabrik in Mügeln angelehnt. © André Braun

Zusammen mit 19 weiteren Ausstellern, darunter alteingesessene Teilnehmer wie Lutz Hellmuth oder Thomas Hasenwinkel, gestaltet Gehlert in diesem Jahr das Programm der mittlerweile 12. Döbelner Modellbahntage des Döbelner SV Vorwärts. Die sogenannten Flaschenwelten des Vogtländers Hubert Gehlert stellten dabei das „kulturelle Highlight“ dar, wie es Mitorganisator Harald Köpke beschreibt. Denn hinter den Modellen versteckt sich die 350-jährige Tradition der sogenannten mechanischen Eingemache.

„Im Jahr 2000 habe ich bei einer Ausstellung einen Mann getroffen, der dieses Handwerk betrieb und meinte, es würde sich dabei um das schwerste der Welt handeln. Da habe ich mir gesagt, dass ich das doch auch kann. So ist das eben im Vogtland“, meint Gehlert. Seitdem hat er an die 200 Flaschenwelten konstruiert.

Das Besondere an dem Handwerk: Während die meisten Modellbahnen neben ihren Details den Betrachter meist durch ihre Größe in den Bann ziehen, geht es bei Gehlerts Flaschenwelten ins Kleine. Mittlerweile produziert er sogar mechanische Weihnachtspyramiden in Flaschen, wobei die kleinste Flasche eine Höhe von gerade einmal einem Zentimeter erreicht. „Und selbst das möchte ich noch einmal um ein Drittel kürzen. Das Problem ist noch die Mechanik, doch genau darum geht es mir ja: Die alte Tradition mit den Möglichkeiten der Moderne zu verbinden.“

Wie dies im Falle einer Modelleisenbahn aussehen kann, zeigten die Mitglieder des MEV „Friedrich List“ aus Leipzig mit ihrer Darstellung des Saale-Ecks und der Rudelsburg in TT-Größe. Die Züge und Waggons der acht Meter langen Anlage wurden mit Hilfe mehrerer Computer gesteuert.

Und auch die TT-Winteranlage von Günther Kuhn aus Mügeln hat bereits den Sprung in die Digitalisierung geschafft. „Ich steuere allerdings auch nur meine Züge digital. Man könnte damit theoretisch ja auch noch Lichtsignale und anderes mit kontrollieren“, erklärt Kuhn.

Bereits im Alter von zwölf Jahren hatte es ihm der Modellbau angetan. Heute leitet der ehemalige Maschinenbauer die Modellbahn AG an der Grundschule Mügeln und besitzt darüber hinaus noch eine weitere Modellanlage in seinem Keller. Die Winterlandschaft entwarf Kuhn als Dekoration für ein Schaufenster. „Meine Tochter besitzt einen Friseurladen in Mügeln. Jedes Jahr zur Weihnachtszeit wird in dessen Schaufenster meine Anlage ausgestellt.“

Neben den zahlreichen Modellbahnanlagen lockte die Ausstellung zudem wieder mit Automodellen, deren Ausstellungsfläche auch in diesem Jahr gewachsen ist. Hinzu kamen eine Kinderbuchautorin aus Roßwein, eine Bastelecke für die Kleinen, sowie diverse Händler. „Ich möchte das nicht so einseitig sehen und ich lese ja auch selbst gern“, meint Mitorganisator Köpke, auf die Vielfalt des diesjährigen Programms angesprochen. „Ich denke, wir haben dieses Mal einen guten Mittelweg gefunden. Wir können nicht immer das Gleiche zeigen, aber auch nicht immer nur Neues bringen.“