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Skassaer wollen Fußweg in der Unfallkurve

Nach dem Lkw-Absturz von 2014 sind die Bürger für die Verkehrssicherheit sensibler geworden – auch wegen der vielen Raser.

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© Anne Hübschmann (Archiv)

Von Manfred Müller

Skassa. Eine einwöchige Geschwindigkeitsmessung brachte es an den Tag: vier Fünftel der Autos, die das Dörfchen Skassa passieren, fahren zu schnell. Das sind in sieben Tagen fast 18 000 Fahrzeuge. Ein paar Dutzend der Temposünder rasten mit Tempo 90 bis 120 durch den Großenhainer Ortsteil. Hat man die Steigung aus Richtung Großraschütz bewältigt, verläuft die Staatsstraße 40 hinter dem Ortseingangsschild schnurgerade und leicht abschüssig.

Das verleitet viele Autofahrer, zu schnell ins Dorf hinein zu rollen oder noch mal richtig auf die Tube zu drücken. Das Problem dabei: Am Ortseingang gibt es keinen Gehweg. Wer hier als Fußgänger bei Gegenverkehr oder schlechten Sichtverhältnissen unterwegs ist, lebt gefährlich. Deshalb dringt der Skassaer Ortschaftsrat darauf, dass hier ein Bürgersteig gebaut wird. Am Montagabend drehten die Volksvertreter mit dem Fahrrad eine Runde durchs Dorf, um sich die Gefahrenstellen noch einmal genau anzusehen.

Es gibt an der Skassaer Ortsdurchfahrt zwar eine Fußwegpassage, aber die liegt paradoxerweise genau an der ungefährlichsten Stelle – in der Ortsmitte, wo die Straße für Autofahrer und Fußgänger gut einsehbar ist. An den neuralgischen Punkten – der Einmündung Wasserturmstraße etwa oder im Kurvenbereich am westlichen Ortseingang – muss man am Rand der stark befahrenen Staatsstraße laufen. Die S-Kurve ist nicht nur wegen ihrer Unübersichtlichkeit riskant. Hier liegen auch die Grundstücke tiefer als die Straße. Im November 2014 kam ein Chemnitzer Lkw-Fahrer mit seinem Transporter von der Fahrbahn ab und stürzte in die Vorgärten. Nicht auszudenken, wenn dort gerade jemand zu Fuß unterwegs gewesen wäre oder im Garten gearbeitet hätte.

Seit es an der Riesaer Landstraße gekracht hat, sind die Einwohner wieder sensibler für das Verkehrsproblem an der S 40 geworden. Auch im Ortschaftsrat werden verschiedene Möglichkeiten diskutiert, wie das Problem aus der Welt geschafft werden könnte. Eine Tempo-30-Begrenzung im gesamten Ort? „Das würde die Raser auch nicht dazu bringen, aufs Bremspedal zu treten“, sagt Ortschaftsrat Bernd Sauer mit Blick auf Geschwindigkeitsmessungen.

Kurz nach dem Unfall war eine Zeit lang die Installation von Leitplanken im Kurvenbereich im Gespräch. Aber die würden den Anwohnern beim Ausfahren aus ihren Grundstücken noch das letzte bisschen Sicht nehmen. „Das ginge nur, wenn man die Kurve etwas begradigt und die Straße ein paar Meter verlegt“, erklärt Ortsvorsteher Uwe Stehr. Aber eine solche Korrektur würde ziemlich teuer und wäre bei den Straßenbaubehörden kaum durchsetzbar. Gilt doch die Skassaer Ortsdurchfahrt trotz des Lkw-Crashs keineswegs als Unfallschwerpunkt.

Der Königsweg wäre wahrscheinlich ein etwas erhöhter Gehweg mit einer anständigen Bordsteinbegrenzung. Der würde verhindern, dass die Autos beim Durchfahren der Kurve zu nahe an den Straßengraben kommen. Und er würde helfen, ein weiteres Problem zu lösen. Weil die Staatsstraße am Ortseingang abschüssig ist, strömen derzeit bei Starkregen die Wassermassen ungehindert ins Dorf und in die tiefer liegenden Grundstücke hinein. „Ein kräftiges Gewitter, und ich habe einen Bach vorm Haus“, sagt Anwohner Rolf Wieja. Würde ein Fußweg gebaut, könnte man auch gleich für die Ableitung des Regenwassers sorgen. Etwa 400 Meter wären notwendig, um den Skassaern ein Gefühl der Sicherheit zu geben – je zur Hälfte am westlichen und am östlichen Ortseingang.

Der Stadt Großenhain fehlen allerdings momentan die Mittel, um auf solche Wünsche aus ihren ländlichen Ortsteilen einzugehen. Gerade hat sie sich unter Schmerzen entschlossen, Skassa Geld für einen Anbau ans Dorfgemeinschaftshaus zur Verfügung zu stellen.

Die Einwohner wollen das Projekt zwar in Eigenleistung durchziehen; das Material und die Planung kosten aber auch eine fünfstellige Summe. Deshalb werden wohl – bei aller Hartnäckigkeit der Skassaer – noch ein paar Jahre ins Land gehen, bis die Ortsdurchfahrt wirklich sicher ist.