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Sitzen wie zu Augusts Zeiten

Die ersten Paten haben den Prototyp der neuen Parkbänke fürs Schlossumfeld präsentiert bekommen. In puncto Sicherheit wird noch nachjustiert.

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© Norbert Millauer

Von Ulrike Keller

Moritzburg. Dieser Termin kommt nicht ohne ein Probesitzen aus. Und Star-Cellist Jan Vogler befindet sogleich: „Sie sitzt sich wunderbar.“ Gemeint ist der Prototyp für insgesamt 20 Parkbänke, die künftig in der Moritzburger Kulturlandschaft als Rast- und Ruheplätze dienen sollen.

Am Sonntagnachmittag stellte der Freundeskreis Schlösserland Sachsen als Initiator der Aktion erstmals das Modell in Originalgröße vor. Zu den Gästen gehörten neben Schirmherr Jan Vogler auch etliche der Paten für die ersten zehn Sitzmöbel. Über ihre Spende von jährlich 260 Euro für eine Mindestlaufzeit von fünf Jahren kann dieses kulturvolle Bankenwesen überhaupt erst finanziert werden.

„Das Projekt ist etwas Besonderes“, begründet die Radeburgerin Sylvia Barthel ihre Patenschaft. Als sie in der SZ von der Aktion las, war sie fest entschlossen, sich als Spender zu beteiligen. Denn gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten kommt sie sehr oft zu Veranstaltungen oder auf Radtouren nach Moritzburg. „Da ist es schön, wenn man sich rund um das Schloss auch mal setzen kann“, sagt sie. „Sehr reizvoll an der Aktion fand ich auch, dass die Bänke nach historischem Vorbild angefertigt werden“, verrät die 62-jährige Angestellte.

Schirmherr Jan Vogler zeigt sich selbst überrascht darüber, wie schnell die Bänke „ausverkauft“ waren. Umso mehr freut es ihn. „Die Bank hat eine starke Symbolik“, erklärt er. „Sie steht dafür, Menschen willkommen zu heißen, lädt sie ein, in dieser Landschaft zu Hause zu sein.“ An einem Ort, der – wie er betont – einer der schönsten der Welt sei. „Und weil ich so viel reise, werde ich mir darin immer sicherer“, so der in Dresden und New York lebende Kosmopolit. Als Mitbegründer des Moritzburg-Festivals verbringt er jeden Sommer fast vier Wochen in der Kulturlandschaft. Sie repräsentiert für ihn eine enorm kreative Zeit Sachsens.

Die ersten zehn Bänke sollen nun im Juni an ausgewählten Punkten aufgestellt werden: acht am nördlichen und östlichen Ufer des Schlossteichs sowie zwei am Großteich. Sylvia Barthel hat die Patenschaft für Nummer 8 am Schlossteich übernommen, direkt an der Sichtachse zum Fasanenschlösschen. „Dort kommen wir immer mit dem Rad vorbei“, erzählt sie. „Dann sehe ich gleich, ob sie schon steht.“

Zudem achtete sie darauf, dass ihr das für diese Bank ausgesuchte Zitat zusagt. Was es tat. „Es geht um Gewässer und Fische. Und wo sie ihren Platz erhält, schaut man aufs Wasser.“ Das Zitat stammt aus einem Werk Andreas Meyers. Auf anderen Sitzmöbeln werden Sätze etwa von Goethe, Schiller und Brentano eingraviert. Alle aus der Reiseliteratur des 18. Jahrhunderts.

Die Frau der Zitate ist Simone Ruby von der Fachabteilung Gärten der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen. Sie wählte sie aus. Ebenso, wie sie akribisch die möglichst originalgetreue Erscheinungsform der Bank recherchierte. Schließlich entdeckte sie im Kurort Gohrisch ein Fabrikat der Dresdner Firma Louis Herrmann. Eine Firma, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts tatsächlich das Haus Wettin mit gusseisernen Sitzbänken für sämtliche Gärten ausstattete. Damit erhielt diese historische Parkbank Vorbildcharakter. Auch farblich. In dem original Grünspanton ist das massive Grundgestell gehalten. „Es sieht sehr edel aus“, lobt Jan Vogler. Bei der stabilen Beplankung hat man sich für Eiche aus Moritzburg entschieden. „Eiche mit brauner Ölfarbe“, konkretisiert der Jesseritzer Holzgestalter Harald Türke, der die Bänke auf den Eisengestellen baut. Eiche sei langlebig, die Ölfarbe dringe tief ein, wobei das Holz weiter gut atmen könne, erklärt er. Eine Gewähr dafür, dass es sehr lange hält.

Einige Spender erkundigen sich prompt nach der Sicherheit der Bank. Der Prototyp erscheint manchem als zu leichtes Spiel für Langfinger. „Sie steht im Freien ohne Alarmanlage“, sagt Sylvia Barthels Lebensgefährte Armin Luckner. Die Fachleute beruhigen: „Die Bänke gehen mit Sicherheitsverschraubung in die Produktion.“ Draußen werden sie in Fundamenten verankert. Selbst die Messing-Namensplaketten werden ins Holz eingearbeitet.

Übrigens ist auch Teil zwei der Bank-Paten-Aktion bereits abgesichert. Nachdem die ersten zehn Sitzmöbel nach sechs Wochen vergeben waren, meldeten sich für die nächsten zehn erneut rasch Interessenten. Die Exemplare sollen nächstes Jahr aufgestellt werden. Standorte sind noch nicht festgelegt. Das Bänke-Projekt soll auf insgesamt 20 Stück begrenzt bleiben.