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Sind Waschbären wirklich gefährlich?

Mit viel Geschick schaffen es die Raubtiere sogar in Häuser. Es gilt, sich richtig zu schützen.

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© Regina Berger

Von Carolin Menz

Bischofswerda. Waschbären nerven zunehmend Hauseigentümer, weil sie Vorgärten umwühlen und Biotonnen umschubsen auf der Suche nach Fressbarem. Auch Silvia Berger, Leiterin des Bischofswerdaer Zoos, findet den Vormarsch der Tiere in Siedlungsgebiete ärgerlich. Und doch lehnt sie ab, Fallen aufzustellen, die Waschbären lebend schnappen. „Anstatt sie zu fangen, sollte man sich lieber vor den Tieren richtig schützen, also Klettergelegenheiten, wie Rankhilfen im Garten meiden und vor allem Gefäße mit Speiseresten gut verschließen“, sagt sie. Waschbären seien clever und geschickt – das mache ihre Gefahr aus. „Sie kommen auf der Suche nach Futter durch kleinste Ritzen und sind hervorragende Kletterer. Mitunter schaffen sie es sogar, Schindeln von Dächern abzudecken und so in Häuser einzudringen“, sagt Silvia Berger. Ebenso könnten Waschbären springen, schwimmen und im harten Winter draußen gut überleben. Waschbären schreckt so gar nichts – und das macht sie zu tierische Nervensägen. „Doch es wäre falsch, jetzt so sehr über die Tiere zu schimpfen, schließlich war es einst der Mensch, der den Waschbären in die Freiheit entließ“, sagt Silvia Berger. 1929 entwischten die ersten Waschbären aus einer Pelztierfarm an der Eifel, später wurden einige Tiere am Edersee nahe Kassel ausgesetzt, auch gegen Ende des Zweiten Weltkrieges entkamen viele Tiere aus Farmen. „Und so hat sich das anpassungsfähige Tier verbreitet.“

Im Bischofswerdaer Tierpark gibt es sieben Waschbären. Völlig gefahrlos. Sie sind die Lieblingstiere von Silvia Berger, weil sie so possierlich und für Zoo-Zwecke recht unkompliziert sind. Sie fressen, was ihnen vorgesetzt wird. Sind nicht wählerisch. Sie vertragen sich gut in der Gruppe. Benötigen keinen teuer beheizten Innenraum, weil sie Kälte gut abkönnen. Sie stören sich nicht am Elektrozaun. Schutzvorrichtungen an Bäumen hindern sie am Ausbüxen. Ärger gibt es nicht mit ihnen – höchstens wenn sich mal eine Wildente ins Gehege verirrt. Sie wird gefressen.

Silvia Berger mag sie – Besucher auch. Deshalb ist ihnen die Schaufütterung 15 Uhr am Sonntag gewidmet. Im Rahmen einer Schnitzeljagd erfahren Kinder, wie die Tiere ticken, was sie fressen, woher sie stammen, was sie alles können.