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Sind nasse Waldböden Schuld an mehr Schadholz?

In einem Nieskyer Privatwald hat „Friederike“ ebenfalls gewütet. Der Eigentümer gibt den Teichwirten eine Mitschuld.

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© André Schulze

Von Steffen Gerhardt

Niesky. Ganz wie bei einem Mikadospiel sieht es in den Wäldern von Christian Schwinner-Strachwitz nicht aus. „Aber Orkan ,Friederike’ hat auch bei uns gewütet“, sagt der Waldbesitzer. Vorwiegend Einzelwürfe sind festzustellen. „Ich schätze den Schaden auf rund 1000 Festmeter an Holz“, sagt der Waldwirt. Ihm gehören 1 500 Hektar Wald, die sich um Niesky befinden.

Das ist Arbeit genug für seine drei Mitarbeiter, die die Waldflächen bewirtschaften. Und das sei nicht ganz ungefährlich, sagt Christian Schwinner-Strachwitz. Denn viele Bäume sind samt Wurzel aus dem Erdreich gekippt. Sollen die Stämme weiter verarbeitet werden, muss der Wurzelstock zuvor abgetrennt werden. Dieser habe die Größe eines kleinen Swimmingpools und wiege mehrere Tonnen. Wird der Baum an seinem Fuß durchgesägt, kippt der Wurzelstock meist in seine ursprüngliche Lage zurück. Doch er kann da nicht liegen bleiben, sondern muss aus dem Wald gezogen werden.

Um die umgefallenen Baumstämme verarbeiten zu können, müssen sie ebenerdig liegen, um mit dem Harvester erreichbar zu sein. Mit so einer mobilen Sägemaschine will Christian Schwinner-Strachwitz die Sturmschäden beseitigen. Eine Spezialfirma ist damit beauftragt worden, denn selbst so einen Harvester vorzuhalten, dafür ist die Waldfläche zu klein und für so ein Großgerät zu unrentabel, sagt der Waldbesitzer.

Nach seiner Meinung hätten aber gar nicht so viele Bäume durch „Friederike“ ihren Halt verloren, stünden sie auf festerem Boden. „Die Vernässung des Waldbodens ist hier schon enorm. Vor allem Flachwurzler haben da keinen festen Halt und werden schnell Opfer von Stürmen“, sagt der 75-Jährige. Sein Revier durchziehen mehrer Teiche, sie werden hauptsächlich zur Fischzucht genutzt. Die Teiche sind veraltet und undicht, argumentiert Christian Schwinner-Strachwitz. Hinzu kommen undichte Dämme, verursacht unter anderem durch den Biber, der seine Gänge durch das Erdreich gräbt. „Wenn die Teiche nicht ständig kontrolliert werden, haben wir das Wasser im Wald“, ist der aus Österreich stammende Mann überzeugt.

Einer, der seine Teiche in der Nachbarschaft hat, ist Armin Kittner. Dem Argument des Forstmannes kann er nicht folgen. „,Friederike’ hat in der gesamten Fläche viel Schaden gemacht, auch in den Regionen, die nicht so viele Teiche haben. Dazu kommt, dass der Waldboden durch den nassen und bis dahin frostfreien Winter sehr feucht ist“, sagt der Teichwirt aus Petershain. Klar, trägt ein feuchter Waldboden dazu bei, dass die Bäume nicht mehr so stabil stehen, aber die Teichwirtschaft dafür verantwortlich zu machen, das widerstrebt Armin Kittner. Das sei gleichzusetzen mit den Schäden die Forstfahrzeuge auf den Waldwegen machen. Bei nassem Wetter sind sie viel größer, als wenn der Waldboden trocken ist. Hinzu kommt, dass die Teichwirte interessiert sind, das Wasser in den Teichen zu halten, da aufgrund von Verdunstung, besonders in den Sommermonaten, schon viele Liter verloren gehen.

Dass sich die Stürme immer die feuchte und kalte Jahreszeit aussuchen, ist Tatsache. Das war vor „Friederike“ mit „Herwart“ so, der Ende Oktober über die Oberlausitz fegte, bis hin zu „Kyrill“. Dieser Orkan sorgte im Januar 2007 für enorme Schäden in halb Europa.

Christian Schwinner-Strachwitz sagt, so schlimm wie vor elf Jahren hat es ihn dieses Mal nicht erwischt. Dass „Friederike“ nun die Aufkaufpreise für Holz fallenlässt, hat der Forstmann noch nicht festgestellt. „Holz bleibt ein begehrter Rohstoff, nicht nur in Deutschland“, ist Christian Schwinner-Strachwitz überzeugt. Er muss es wissen, denn seine Familie ist seit dem 19. Jahrhundert mit dem Wald verbunden. „Bis zur Enteignung 1945 besaßen wir rund 2500 Hektar um Podrosche. Erst mit der Wende konnten wir Wald zurückkaufen, aber nicht unseren, sondern Flächen um Niesky“, erzählt Christian Schwinner-Strachwitz. Aus den damals nur auf 1000 Hektar begrenzten Waldkauf sind inzwischen 1 500 Hektar geworden. Seit 1996 lebt Christian Schwinner-Strachwitz mit seiner Familie in Niesky, standesgemäß in einem Forsthaus mitten in seinem Wald.

Als Senior sieht er sich noch immer in der Pflicht seines Waldes. Das beinhaltet auch die Pflege der Gräben, damit aufgestautes Wasser abfließen kann. Christian Schwinner-Strachwitz spricht von 40000 Tonnen Erdmasse, die in seinem Revier in den letzten vier Jahren bewegt wurden.