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Simmels Plan

Das neue DDR-Museum kommt in zwei große Säle. Ab 26. November gibt es in Dresden schon was zu sehen.

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© André Wirsig

Von Peter Redlich

Radebeul/Dresden. Jetzt wird es ernst. Diese Woche ist Übergabe im DDR-Museum. Allerdings ohne Hans Joachim Stephan, der das Haus eigentlich noch bis zum letzten Oktobertag leitet. „Die Übergabe wird von den Anwälten gemacht. Ich habe damit nichts mehr zu tun“, sagte er auf SZ-Nachfrage.

Im 1. Stock am Albertplatz wird das DDR-Museum einziehen.
Im 1. Stock am Albertplatz wird das DDR-Museum einziehen. © André Wirsig

Zuletzt verschickte Stephan Briefe, in denen er sich vor allem darüber beschwerte, dass der neue Besitzer des DDR-Museums, Peter Simmel, die Ausstellung aus Radebeul zu einer kleinen Show neben seinem Edeka-Markt im Dresdner Hochhaus am Albertplatz zusammendampfe. Die Leihgeber vieler Museumsstücke würden sich abkehren.

Doch wie sieht es wirklich aus? Die SZ hat sich im Simmel Center am Albertplatz mit Gabi Reißig und Werner Steiner getroffen und die neuen Räume zeigen lassen. Reißig ist Mitarbeiterin im Simmel-Unternehmen und für den Neuaufbau der Ausstellung verantwortlich. Steiner ist Grafik- und Ausstellungsdesigner aus Dresden. Ihn hat Simmel als Museumsplaner für die Aufgabe engagiert.

An der Ostseite des Centers, gleich neben der Rolltreppe im ersten Stock, trifft der Besucher auf eine große Glaswand. Hinter der Wand ist ein großer Raum, so groß wie etwa zwei Handballfelder. Von diesem Raum führen Durchgänge in den ersten Stock des Hochhauses. Dort gibt es einen Fahrstuhl und kleinere Räume, die für Sanitäranlagen und Büro vorgesehen sind. Alles zusammen sind knapp 1 500 Quadratmeter. Kahler Beton, unterbrochen von Säulen, in den Decken verlaufen Leitungen für Belüftung und Strom.

Inmitten dieser noch ungestalteten Säle hat Werner Steiner seinen Planertisch aufgebaut. Darauf ausgebreitet Schultafel große Papiere, die die Räume wiedergeben. Vor allem aber, was darin bald sein soll.

Die ganze Nordfront zeigt eine riesige Fotowand. „Hier wollen wir Fotos aus dem DDR-Alltag zeigen – wie ein aufgeschlagenes großes Buch“, sagt Steiner. Mit Fotografen aus Dresden sei auch bereits eine Vorabveranstaltung ab 26. November als Einstimmung auf das neue DDR-Museum abgesprochen, sagt Gabi Reißig.

Direkt unter den Fotos sollen die wesentlichen Fahrzeuge gezeigt werden – klar, der Trabi in Varianten, der P 70, der Wohnwagen „Nürnberger Ei“ aus Dresden und andere. Gleich neben dem Eingang, der direkt vom Simmel-Center abgeht, wird es den DDR-Shop geben. Der große Raum selbst werde inselartig gestaltet. Podeste mit Themengruppen, darauf Stelen mit Ausstellungstücken. Es werde die Kaufhalle, die Post, die Arztpraxis, die Schule genauso wieder geben wie in Radebeul wie auch die Bereiche Uhren, Radios und Schreibmaschinen.

An der teils von außen durch große Glasscheiben sichtbaren Südseite ist der Bereich Ferien, Freizeit, Sport in den Plänen eingezeichnet. Dort sollen beispielsweise auch Mopeds, der Trabi mit dem Zelt und wirklich berühmte Gegenstände von Sportlern wie Täve Schur und möglichst auch Kati Witt gezeigt werden.

Der Bereich im Hochhaus sei reserviert für alles, was Möbel betreffe, sagt der Museumsgestalter. Das typische DDR-Wohnzimmer mit der Hellerau-Schrankwand und dem Zeulenroda-Sessel. Der Übergang ins Hochhaus stehe für das Thema Haushalt. Dort würden etwa die Waschmaschinen ausgestellt. Steiner: „Nicht alles in der übermäßigen Fülle wie in Radebeul, aber alles Wesentliche.“ Man wolle auch keine Betroffenheitsausstellung machen, sondern eine moderne Schau, die auch junge Leute interessiert.

Für das neue DDR-Museum werde ein neues Logo entworfen, auch um Streit mit Hans Joachim Stephan aus dem Weg zu gehen, der behauptet, er habe die Rechte für das bisherige Logo.

Ob denn die 1 500 Quadratmeter ausreichen, in Radebeul ist mehr als doppelt so viel Fläche belegt? Museumsplaner Steiner sagt: höchstwahrscheinlich. Es gebe allerdings die Möglichkeit, eine weitere Etage einzubeziehen, die problemlos per Fahrstuhl erreichbar sei und weitere rund 1 000 Quadratmeter biete. Große Exponate könnten über große, vorübergehend zu öffnende Fenster ins Haus gehoben werden. Dies solle beispielsweise mit den Barkas Kleinbussen geschehen. „Wir werden nichts wegwerfen. Das ist Kulturgut“, sagt Steiner und betont, dass auch mindestens 1 000 Quadratmeter für ein Depot zur Verfügung stehen. Woraus dann auch kleine Wanderausstellungen zusammengestellt werden könnten.

Steiner weiß ziemlich genau, was im DDR-Museum steht und auch was Hans Joachim Stephan gehört, was dem Museum gehört und was Leihgeber zur Verfügung gestellt haben. Einer der wesentlichen Leihgeber sei ein Herr Meyer. Ein ehemaliger Requisiteur vom DDR-Fernsehen, der mit seiner Sammlung den Kern der Ausstellung im Radebeuler Museum stelle.

Peter Simmel sagte auf SZ-Nachfrage, dass er sich in den nächsten Tagen mit Familie Meyer in Frankreich – wo diese jetzt lebt – treffen wolle. Die Meyers seien bereit, einen großen Teil der Sammlung zu verkaufen. Simmel: „Wir wollen um die Raritäten kämpfen.“

Doch vorerst wird die Simmel-Beauftragte Gabi Reißig diese Woche die Radebeuler Sammlerstücke übernehmen. Sie zeigt ein Buch voller Eintragungen und Telefonnummern und sagt: „Viele Leihgeber haben sich schon an uns gewandt und möchten ihre Stücke in der Ausstellung auch weiterhin belassen.“

Nächste Woche ab 1. November soll das DDR-Museum, nach einer Woche Schließung, wieder öffnen, zu den gewohnten Zeiten Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr. Der Eintrittspreis bleibe gleich bei 9 Euro. Bis zum 23. Dezember bleibe die Schau noch in Radebeul. Nach Weihnachten und vor allem im Januar soll der Umzug nach Dresden stattfinden, sagt Simmel. Der Plan sei es, am 1. Februar 2017 das neue Museum am Albertplatz zu öffnen.