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Simmel-Markt am Hauptbahnhof geplant

Der Investor stellte seine Pläne nun erstmals öffentlich vor. Doch der Altstädter Ortsbeirat lehnt den Grundstücksverkauf ab.

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© Norbert Neumann

Von Nora Domschke und Sarah Grundmann

Ein Bürohaus mit Ladenflächen soll es werden. So viel verrät Projektleiter Jörg Peschke in der Sitzung des Altstädter Ortsbeirates am Mittwochabend. Dort stellt er die Pläne des Investors Peter Simmel vor, der am Wiener Platz seinen zweiten Edeka-Markt in Dresden bauen will. Die konkrete Größe der Einzelhandelsflächen will Peschke ungern preisgeben – 6 000 Quadratmeter könnten es sein. Fest steht indes, wo Simmel bauen will: auf einem Grundstück am Hauptbahnhof. Auf dem Areal zwischen Ammonstraße und Straßenbahnschienen soll der Neubau entstehen.

Wo bleibt da noch Platz für den Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB), fragen die Ortsbeiräte? Das kann Ortsamtsleiter André Barth beantworten. Dafür sei das schmale Grundstück gegenüber dem Simmel-Neubau auf der anderen Seite der Straßenbahnschienen vorgesehen.

Schon seit 2004 versucht die Stadtverwaltung, die Fläche am Wiener Platz zu verkaufen. Bislang ohne Erfolg. Deshalb sei man nun froh, dass es endlich einen Interessenten für das Grundstück gebe, erklärt eine Mitarbeiterin aus dem städtischen Liegenschaftsamt. Für rund 3,5 Millionen Euro soll es den Besitzer wechseln. Bereits im vergangenen Jahr hatte Simmel offenbar ein Angebot dafür vorgelegt. Seitdem verhandeln beide Seiten über die genauen Konditionen. Obwohl der Verkauf noch gar nicht beschlossen ist, ist die Summe bereits im Haushalt der Stadt eingeplant. Das erklärte die Mitarbeiterin des Liegenschaftsamtes auf Nachfrage der Grünen-Ortsbeirätin Susanne Krause. Daraufhin lehnten Grüne, SPD, Linke, Piraten und Freie Bürger den Verkauf des städtischen Grundstücks ab oder enthielten sich der Stimme. Die Ortsbeiräte von CDU, FDP und AfD sprachen sich dafür aus – das reichte aber nicht für die Mehrheit. Sollte sich der Finanzausschuss, der über den Verkauf entscheidet, der Empfehlung des Altstädter Ortsbeirates folgen, geht Simmel leer aus.

Investor räumt mit Gerüchten auf

„Rot-Rot-Grün könnte damit erneut einen Grundstücksverkauf in der Innenstadt verhindern – wie beim Baufeld vor dem Gewandhaus“, kritisiert FDP-Ortsbeirat Marko Beger die Entscheidung. Damit entgingen der Stadt wichtige Einnahmen, die etwa für den Bau des dringend benötigten ZOB genutzt werden könnten.

Grünen-Ortsbeirätin Susanne Krause fordert indes, dass die Stadt das Geld aus Grundstücksverkäufen in die Gründung einer neuen städtischen Wohnungsbaugesellschaft investieren soll. „Wir sind nicht dagegen, dass am Hauptbahnhof ein Einkaufszentrum gebaut wird, sondern wir wollen, dass die Verkaufssumme anders eingesetzt wird“, erklärt Krause. Für Peter Simmel und Jörg Peschke heißt das nun, abzuwarten, wie der Ausschuss für Finanzen und Liegenschaften über den Verkauf entscheidet. Sollte das Gremium grünes Licht geben, ist ein Wettbewerb mit verschiedenen Architekturbüros geplant, um Ideen für die Gestaltung des neuen Geschäftshauses zu sammeln. Im Bebauungsplan ist nur vorgegeben, dass die Geschosshöhe 15 bis 20 Meter nicht überschreiten darf und der Baukörper eine einfache geometrische Form haben sollte – ähnlich der sogenannten Würfelhäuser östlich des Grundstücks.

Peschke rechnet damit, dass die Planungen im Frühjahr kommenden Jahres fertig sind und der Bauantrag eingereicht werden kann. Wenn alles klappt, könnten die Bauarbeiten im Herbst 2017 starten, sodass der Neubau 2019 fertig ist. Simmel selbst will sich zum neuen Projekt derzeit noch nicht äußern. Der bayrische Unternehmer beschäftigt zurzeit 1 000 Mitarbeiter in 20 verschiedenen Märkten in Sachsen, Thüringen und Bayern. In Dresden wäre es sein zweiter Markt.

Im Juli vergangenen Jahres eröffnete Simmel bereits ein Center am Albertplatz. Rund 30 Millionen Euro steckte er in den Bau und die Sanierung des angrenzenden ehemaligen DVB-Hochhauses. Doch zu Anfang schien es nicht so, als hätte sich die Investition gelohnt. Der ganz große Andrang blieb aus. Kunden berichten, dass sich nur wenige in den Markt verirren. Simmel hat allerdings eine ganz andere Sicht auf die Dinge. Zwar räumt der Bayer ein, dass er noch nicht zufrieden sei. Das gesteckte Umsatzziel habe er noch nicht erreicht. Allerdings brauche ein Supermarkt immer Zeit, bis er angenommen wird. „Wir rechnen immer mit mindestens drei Jahren, bis wir die Umsätze, die wir geplant haben, erreichen“, sagt Simmel auf SZ-Anfrage. Im Vergleich zu vielen seiner anderen Märkte in Deutschland kämen aber mehr Kunden in das Center am Albertplatz. Das Problem liegt hier woanders. „Der durchschnittliche Einkaufswert ist noch geringer.“ Um sein Ziel schnellstmöglich zu erreichen, will er pro Kopf höhere Umsätze erzielen. Bleibt abzuwarten, ob bis dahin der Startschuss am Hauptbahnhof gefallen ist.