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Siegelhaus kommt unter den Hammer

Das Gebäude ist wichtiger Zeuge der Großenhainer Geschichte. Für nur einen Euro soll es nun versteigert werden.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Jörg Richter

Großenhain. Nein, ein Schmuckstück ist das ehemalige Siegelhaus nun wahrlich nicht. Es befindet sich in einem bedauernswerten baulichen Zustand. Seit 25 Jahren wohnt niemand mehr darin. Kein Wunder, dass es mehr und mehr verfällt. Teile der Fassade sind mit Wellblechplatten überdeckt, damit niemand zu Schaden kommt, der daran vorbei geht. Innen halten Stahlseile das Haus zusammen. Selbst die Gutachterin Heike Köllner hat sich nicht hinein getraut. „Das Risiko habe ich nicht auf mich genommen, schließlich habe ich eine Familie“, sagt die Diplom-Bauingenieurin lächelnd.

Sie hat für das Amtsgericht Dresden ein Gutachten über das Siegelhaus erstellt. Dort soll es am 18. Januar ab 10 Uhr unter den Hammer kommen. Für nur einen Euro. Das ist das Mindestangebot, das Heike Köllner ermittelt hat. Wie viel ein Käufer in das denkmalgeschützte Haus hineinstecken muss, um es wieder bewohnbar zu machen, sei schwer zu sagen. „Das kommt ganz darauf an, was er daraus machen will“, sagt die Gutachterin. Sie will sich auf eine Summe nicht festlegen. Doch sie glaubt, dass trotz der reizvollen Lage in der Nähe zum Frauenmarkt eventuelle Mieteinnahmen nicht ausreichen würden, um die notwendigen Investitionen wieder auszugleichen. „Es wäre wünschenswert, wenn ein zahlungskräftiger Investor das Haus erwirbt“, sagt Heike Köllner und fügt hinzu: „Am besten einer mit Großenhainer Herzblut.“

1444 von Tuchmachern erbaut

Etwas daraus machen ließe sich bestimmt. Das Siegelhaus besitzt auf drei Etagen rund 220 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche. Außerdem ist es teilunterkellert. Doch das sind nur die bloßen Gebäudezahlen. Viel schwerer wiegt die historische Bedeutung des Siegelhauses für Großenhain. Bis 1429 stand hier die Elisabeth-Kapelle. Die Tuchmacherinnung errichtete 1444 das Siegelhaus. Es diente zur Prüfung und zum Zeigen der Waren und hatte einen eigenen Festsaal. Nach dem Stadtbrand von 1746 wurde es wieder aufgebaut. Um 1805 erhielt es eine neue Fassade. Ab 1869 war hier die Gaststätte „Siegelhaus“.