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Sieg für Zittauer Kraftsportler

Sven Reichbodt aus Zittau gewinnt mit dem Team Österreich den Milo-Barus-Cup. Gern würde er auch in der Heimat starten.

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© privat

Von Mario Heinke

Zittau. Der ehemalige Zittauer Sven Reichbodt hat mit dem Team Österreich die Mannschaftswertung beim Milo-Barus-Cup im thüringischen Weißenborn gewonnen. In der Gesamteinzelwertung belegte der Sohn des Zittauer Feuerwehrchefs Lothar Reichbodt den fünften Platz. Bei dem Kraftsport-Wettbewerb in Thüringen beweisen die Athleten neben Kraft, Kondition, Koordination auch Geschicklichkeit. Anders als der Vater, der sich dem Kampf gegen Feuer aller Art verschrieben hat, kämpft der Sohn mit diversen Gewichten. Die vier Disziplinen des Wettkampfs haben es in sich.

Zu Beginn stoßen die Athleten einen Baumstamm, ähnlich wie beim Gewichtheben. In den Baumstamm sind dazu Griffmulden eingefräst. Es folgt ein 40-Meter- Lauf mit 110 Kilogramm schweren Betonkoffern in den Händen. Wegen des hohen Gewichts hält sich die Laufgeschwindigkeit in Grenzen und erinnert eher an Gehen. Im Ziel wartet ein 300 Kilogramm schwerer, mannshoher Traktorreifen, der am Boden liegt. „Es ist besonders schwer mit den Fingern unter den riesigen Reifen zu kommen“, erzählt Reichbodt. Viermal muss der Reifen aufgestellt werden. Sehr zur Freude der 3 000 Zuschauer. Danach folgen sechs „Atlaskugeln“, die zwischen 94 und 160 Kilogramm wiegen. Die Sportler heben die Betonkugeln nacheinander auf einen Stapel aus Euro-Paletten. Bei der letzten Kugel forderte Reichbodt – schon sichtlich gezeichnet – das Publikum auf, ihn anzufeuern. Scheinbar mit letzter Kraft schob er die 160 Kilo-Kugel auf den Sockel. Nicht weniger schweißtreibend ist der Bierfasshochwurf. Sechs Fässer sind über den Kopf über eine 3,50 Meter hohe Stange zu werfen. „Das Fass muss ordentlich Schwung haben“, so Reichbodt. Der Schwung werde zwischen den Beinen erzeugt. Sind die ersten Fässer noch etwas leichter, wiegen die letzten beiden jeweils 25 Kilogramm.

Reichbodt bringt es bei 1,82 Körperhöhe auf 140 Kilo Lebendgewicht. Damit liege er im Mittelfeld, so der ehemalige Zittauer. Die schwersten Jungs unter den Startern bringen es immerhin auf 160 Kilo. „Nur mit Fett gewinnst du keinen Blumentopf“, die richtige Balance zwischen Kraft und Körpergewicht sei entscheidend. Zwei- bis dreimal trainiert der Kraftsportler wöchentlich. So ein Wettkampf, wie der in Thüringen, hinterlasse Spuren. „Ich brauche drei bis fünf Tage, bevor ich mich davon erholt habe“, erzählt er.

Der 36-Jährige nahm zum fünften Mal in Thüringen teil und startet sonst auch bei anderen Strongman-Wettkämpfen (Kraftsport-Ausscheiden) in Tirol, in der Schweiz oder Süddeutschland. Mit seinen Freunden Erwin Geisler aus Tirol, Manuel Comper aus Vorarlberg und Betreuer Marcel Hirschkorn bildete der Zittauer in diesem Jahr das österreichische Team. Seine Sportkameraden kennt er aus seiner Zeit in der Alpenrepublik. Bis 2011 betrieb Reichbodt vier Jahre lang ein Fitness-Studio in Vorarlberg und lebte auch dort, bevor er eine Stelle im baden-württembergischen Heidenheim an der Brenz annahm. Dort lebt der Bauingenieur bis heute. Mit einem Job sehe es in Zittau dürftig aus, deshalb sei eine Rückkehr in die Heimat bisher kein Thema für ihn. Im Jahre 2011 fand ein Strongman-Wettkampf im sächsischen Freital statt. Das sei aber eine einmalige Sache geblieben. So ein Wettkampf brauche viele Helfer und Sponsoren, da verdiene niemand etwas. Die Strongman-Szene in Deutschland sei überschaubar, es gebe rund 50 Aktive, so Reichbodt. Man kenne sich. Einen Wettkampf in der Oberlausitz könne er sich gut vorstellen, weil die Wettbewerbe einen hohen Unterhaltungswert haben und sehr viele Zuschauer anlocken.

Der Milo-Barus-Cup wurde im Jahre 2000 auf Initiative des FSV Einheit Eisenberg ins Leben gerufen und erinnert an den ehemals stärksten Mann der Welt Milo Barus, der nach 1930 weltberühmt wurde. Barus hob seinerzeit eine voll besetzte Straßenbahn aus den Schienen und soll noch im Alter von 70 Jahren Telefonbücher zerrissen haben. Zum Milo-Barus-Cup kommen jedes Jahr mehr Besucher in das verschlafene Mühltal im Thüringer Wald. Inzwischen reisen sogar Athleten aus anderen europäischen Ländern an. Unter den Zuschauern befanden sich in diesem Jahr auch einige Zittauer.