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Siebenjährige spielt bei Schach-WM in Georgien

Zwei Wochen lang setzte sich Charis Peglau jeden Tag ans Brett. Am Schluss passierte ihr ein bedauerlicher Fehler.

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© privat

Von Franz Herz

Paulsdorf/Batumi. Im letzten Spiel hat Charis Peglau einen ungünstigen Damentausch gemacht. Wenn ihr der Fehler nicht passiert wäre, hätte die siebenjährige Paulsdorferin vielleicht die letzte Partie gewonnen und bei der Junioren-Schach-Weltmeisterschaft einen Platz unter den ersten zehn erreicht, berichtet ihre Mutter Adelheid Peglau. So hat Charis sieben Punkte von elf möglichen gewonnen und damit Platz 21 unter 85 Teilnehmerinnen in ihrer Altersklasse der U 8 belegt. Charis Peglau stammt aus einer schachbegeisterten Großfamilie. Ihr Vater Markus ist Schachspieler. Er hat in seiner Jugend gespielt und nach einer Pause wieder angefangen. Nun hat er fünf seiner sieben Mädchen ebenfalls für das königliche Spiel begeistert. Die fünfjährige Lorena Julia hat soeben begonnen, das Spiel zu erlernen. Dora, die Zwillingsschwester von Charis, hat ebenfalls schon internationale Turnierluft geschnuppert. Sie hat bei der Nachwuchs-Europameisterschaft im September Rang 24 erreicht. Mutter Adelheid spielt ebenfalls. „Aber nur als Hobbyspielerin“, wie sie sagt.

Da Charis dieses Jahr die deutsche U 8-Meisterschaft gewonnen hatte, wurde sie gefragt, ob sie an der Weltmeisterschaft teilnehmen will. Sie musste sich erst eine Freigabe von der Grundschule Seifersdorf holen. Dann ist sie mit ihrer Mutter Adelheid nach Georgien geflogen, nach Batumi, eine Hafenstadt am Schwarzen Meer. „Dort hat das Turnier dann im Sheraton-Hotel stattgefunden“, erzählt Adelheid Peglau. Insgesamt gehörten elf Köpfe zur deutschen Delegation. Drei Spieler, Eltern und drei Trainer. Adelheid Peglau hatte auch ihre jüngste Tochter Louise dabei, weil die mit ihren sechs Monaten noch gestillt wird. Sie alle waren begeistert von der weltoffenen Atmosphäre bei der WM. Die anderen Spielerinnen kamen aus der ganzen Welt, unter anderem aus Südafrika, Indien oder den USA.

Für die Spielerinnen wurden es anstrengende zwei Wochen. Der Nachwuchstrainer vom Deutschen Schachverband und zwei weitere Trainer waren dabei. Sie haben jeden Vormittag mit den jungen Spielerinnen die kommende Partie vorbereitet. Nach dem Mittagessen standen die Spiele auf dem Programm. Die kürzeste Partie für Charis hatte eine Stunde und zehn Minuten gedauert, die längste rund drei Stunden. In dieser Zeit war höchste Konzentration gefordert. Wer in der Wertung gut lag, durfte an die Schachbretter, deren Partien im Internet weltweit übertragen wurden. Das hatte Charis mehrmals geschafft. Nach einer Erholungspause folgte die Analyse des Spiels, und dann war es schon wieder an der Zeit, schlafen zu gehen.

Nur ein Tag war spielfrei. Das nutzte Charis mit ihrer Mutter für einen Ausflug ins Land. Nur Pech, dass es ausgerechnet an diesem Tag regnete. Peglaus sind Mitglied im Schachverein Bannewitz. Die Mädchen der Familie trainieren regelmäßig jede Woche bei sich zu Hause mit anderen Kindern. Dann kommt Jürgen Heinich aus Höckendorf und trainiert mit ihnen die richtigen Züge und Strategien. Dadurch gelingt es Charis vielleicht beim nächsten großen Turnier, einen ungünstigen Damentausch wie bei dieser Weltmeisterschaftspartie in Batumi zu vermeiden. Denn damit hatte sie ihrer Gegnerin Linien geöffnet, welche diese auszunutzen verstand.