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Sieben Verletzte nach Bremsmanöver

Bei der Gefahrenbremsung eines Linienbusses der Dresdner Verkehrsbetriebe sind am Dienstagmorgen sieben Menschen verletzt worden, darunter auch ein Kind.

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© Tino Plunert

Von Andreas Weller

Dresden.Ein ziemlich voll besetzter Bus der Linie 66 fuhr Dienstagmorgen, kurz nach sieben Uhr, vom Hauptbahnhof Richtung Nickern über die Strehlener Straße. Plötzlich tauchte vor dem Bus ein VW Passat auf. Die 29-jährige Autofahrerin hatte dem Bus die Vorfahrt genommen, fuhr von der Wiener Straße kommend in die Kreuzung Franklinstraße/Strehlener Straße. Der 19-jährige Busfahrer der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB), der gerade seine Ausbildung abgeschlossen hat, reagierte geistesgegenwärtig, trat voll auf die Bremse, um einen Zusammenstoß zu verhindern.

Einsatz am Dienstagmorgen

Bei der Gefahrenbremsung eines Linienbusses der DVB sind am Dienstagmorgen sieben Menschen verletzt worden.
Bei der Gefahrenbremsung eines Linienbusses der DVB sind am Dienstagmorgen sieben Menschen verletzt worden.

Die Gefahrenbremsung war erfolgreich, zumindest konnte so der Unfall mit dem Passat verhindert werden. Im Bus stürzten durch das abrupte Stoppen aber mehrere Fahrgäste zu Boden. Sieben Personen wurden verletzt, darunter ein 11-jähriges Mädchen und sechs Frauen (18, 30, 33, 57, 60 und 66). Alle kamen in Krankenhäuser. Wie schwer sie verletzt wurden, blieb zunächst unklar. „Einige werden auch über Nacht stationär behandelt werden müssen“, so Polizeisprecherin Jana Ulbricht. Sie gelten als schwer verletzt.

Der Verkehrsunfalldienst der Dresdner Polizei ermittelt nun. Zunächst hieß es, die VW-Fahrerin mit Pirnaer Kennzeichen sei nach dem Unfall weitergefahren. Als die Polizei an der Unfallstelle eintraf, war sie aber da. Der Sprecherin ist auch nicht bekannt, dass gegen die Frau wegen Fahrerflucht ermittelt wird. Sie bestätigte aber, dass es eine solche Meldung zunächst gab.

Den Verletzten konnte glücklicherweise schnell geholfen werden, weil der Unfall nahezu vor der Tür der Feuerwache Altstadt passierte. Kameraden der Feuerwehr waren sozusagen sofort vor Ort, weitere Rettungskräfte wurden dazu geholt.

40 Notbremsungen pro Jahr

Die Verletzten wurden zum Teil im Bus behandelt und dann in Krankentransportern in Kliniken gebracht. Das Kriseninterventionsteam betreute auch den Fahrer des Busses. „Ein älterer und erfahrener Fahrer hätte genauso gebremst wie der Kollege in diesem Fall“, so DVB-Sprecher Falk Lösch. Der Fahrer war dabei, Streckenkenntnis aufzubauen. Nach der Ausbildung und dem Bestehen von Fahrerprüfung und Personenbeförderungsschein, werden neue Busfahrer auf den Linien eingesetzt. Allerdings unter Anleitung von sogenannten Lehrfahrern. Die erfahrenen Kollegen geben Tipps, wo man sich am besten einordnet, um durch den Verkehr zu kommen und welche Besonderheiten die Haltestellen haben.

Immer wieder gibt es solche Konflikte auf Dresdens Straßen. Pro Jahr verzeichnen die DVB etwa 40 Gefahrenbremsungen mit Personenschäden. Erst im Dezember musste ein Busfahrer eine Notbremsung einlegen, weil am Pirnaischen Platz ein Passant zwischen Bahnen über die Schienen lief, als der Bus in die Haltestelle einfahren wollte. Auch dabei gab es mehrere Verletzte. Im Jahr 2016 mussten die Fahrer genau 39 Mal voll in die Eisen steigen, 2015 waren es 41 Fälle, bei denen insgesamt 69 Personen verletzt wurden. Die Zahlen für 2017 liegen noch nicht vor.

Dennoch gelten Busse und Bahnen als ziemlich sichere Verkehrsmittel. Statistisch hat jeder Bus laut DVB-Angaben nur alle 60 000 Kilometer einen Unfall, Bahnen alle 43 000 Kilometer. Allerdings legen diese im Jahr auch 9,5 Millionen Kilometer (Busse) beziehungsweise 13,8 Millionen Kilometer zurück. 2016 gab es 402 Personenschäden und 494 Zusammenstöße, bei rund 157 Millionen beförderten Fahrgästen. Meist geht es dabei aber laut DVB um abgefahrene Außenspiegel, Lackkratzer und selten um schwere Unglücke mit Verletzten wie in diesem Fall.

Dennoch sind die Auswirkungen häufig gravierender. Vor gut einem Jahr ist beispielsweise eine 64-Jährige nach dem Aussteigen aus einer Bahn gestürzt und wurde von der anfahrenden Bahn so schwer verletzt, dass sie noch an der Unfallstelle verstarb. Unfälle mit öffentlichen Verkehrsmitteln haben aber mindestens Folgen für den Verkehr. Nach dem Unfall am Dienstag gab es bis gegen 9 Uhr Behinderungen. Wie hoch der Sachschaden in diesem Fall ausfällt, blieb zunächst unklar.

Der Unfallbus wurde für den Tag aus dem Verkehr gezogen. Ab 7.56 Uhr hatten die DVB einen Ersatzbus auf der Strecke im Einsatz. Der Fahrer wurde aber für den Tag vom Dienst befreit. „Das entscheiden unsere Mitarbeiter vor Ort in der Regel so, wenn es Verletzte gab“, so DVB-Sprecher Lösch. Dann springt ein anderer Fahrer ein und der betroffene Kollege meldet sich im Normalfall am nächsten Arbeitstag wieder zum Dienst.