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Sieben für Japan

Angehörige der Firma TDDK in Straßgräbchen wollen sich in der weitergehenden Aufbauhilfe nach dem Tsunami vor vier Jahren engagieren.

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© dpa

Von Sebastian Frey

Straßgräbchen. Sie sind nicht die ersten Mitarbeiter von TDDK, des namhaften Straßgräbchener Herstellers von Auto-Klimakompressoren, die ins Mutterland ihrer Firma reisen. Aber sie sind mit Sicherheit die ersten, die dies zum Zwecke humanitärer Hilfe tun. Rene Bartel, Heiko Gietz, Werner Hähnel, Frank Höhne, Stephanie Hübner und Thomas Pretze folgen einem Aufruf des ehemaligen TDDK-Managers und Japan-Kenners Frank Beyer zur Teilnahme an einem Arbeitseinsatz bei Familien, die direkt oder indirekt von der Tsunamikatastrophe betroffen waren. Sie hatte am 11. März 2011 den gesamten Küstenstreifen der Präfekturen Fukushima, Miyagi und Iwate überflutete.

Beyer: „Die großen Aufräum- und Trümmerbeseitigungsarbeiten, die in den vergangenen Jahren im Mittelpunkt standen, sind weitestgehend abgeschlossen. Jetzt kommt es darauf an, betroffene Familien ganz konkret zu unterstützen, sei es auf dem Reisfeld, im Gemüsegarten oder beim Umzug in ein neues Heim.“ Unter diesem Aspekt mache es auch Sinn, die ‚Helfer‘ gleich bei den Hilfe anfordernden Familien unterzubringen, also per ‚homestay‘ über freie Kost und Logis entlohnt zu werden. Wie Beyer mitteilt, läuft die Suche nach Bedürftigen über die japanische Partnerorganisation ‚Tono Magokoro Net‘, zu der bereits seit einigen Jahren gute Kontakte bestünden.

Sie zahlen die Flugkosten selbst

Neben den sieben TDDK-Teilnehmern gehören noch weitere acht aus Sachsen, Thüringen und Berlin zu der Gruppe, die Frank Beyer zusammengestellt hat. Jeder trägt seine Flugkosten selbst. Also ein Zuschussgeschäft? „In materieller Hinsicht eindeutig ja! Aber man erhält dafür unvergessliche Erinnerungen und knüpft Freundschaften, die man sonst so hautnah niemals erleben kann“, so Beyer.

Im März hatte sich die furchtbare Naturkatastrophe zum vierten Mal gejährt. Rund 20 000 Menschenleben und ganze Städte waren den Fluten zum Opfer gefallen. Hinzu kam noch die durch den Tsunami verursachte Nuklearkatastrophe im Kernkraftwerk Fukushima, deren endgültiges Ausmaß noch gar nicht abzusehen ist. Wie viele Jahre wird die betroffene Region noch benötigen, bis sie wieder bewohnbar wird? Wie lange werden die Menschen noch brauchen, bis sie in ihr gewohntes Leben zurückkehren können?

Die Trümmer sind – bis auf wenige Ausnahmen – inzwischen beseitigt. Wichtige Verkehrswege wurden erneuert, die Infrastruktur wieder hergestellt. Aber noch immer leben laut einer jüngsten Umfrage der renommierten Tageszeitung Asahi Shimbun ungefähr 60 Prozent der obdachlos gewordenen Menschen in provisorischen Unterkünften. Dies ist unter anderem dadurch bedingt, dass die angestammten Wohnbezirke in Küstennähe entweder nicht mehr bewohnt werden dürfen und Ersatzflächen beschafft werden müssen, oder dass die alten Flächen noch nicht endgültig saniert bzw. angehoben sind.