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Sie wollen Weinkönigin werden

Zur Wahl stellen sich eine Kundenberaterin, Pressesprecherin, Diätassistentin und Büroleiterin.

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© Millauer

Von Ulrike Keller

Radebeul. Diese Damen beweisen Mut zum Risiko. Jede von ihnen nimmt in Kauf, zur Wahl der sächsischen Weinhoheiten als Einzige leer auszugehen. Denn genau das ist das unabwendbare Los, wenn sich vier Kandidatinnen auf drei Kronen bewerben. Im vergangenen Jahr kostete die Zahlen-Konstellation bereits bittere Tränen. Daraus hatte der Weinbauverband den Schluss gezogen: Zum Wahlabend treten künftig besser entweder drei oder fünf an, erzählt Verbandschef Christoph Reiner bei der Vorstellung der aktuellen Anwärterinnen am Freitagabend in der Hoflößnitz. Jenem Radebeuler Weingut übrigens, von dem der Hoheitenwein der Amtszeit 2016/2017 kommen wird.

Die Kandidatinnen

Die Diesbar-Seußlitzerin  Maria Lehmann verliebte sich erst in einen Winzer und über ihn in den hiesigen Wein. Ihre Kenntnisse möchte sie gern im Sinne der sächsischen Weingüter einbringen und vertiefen.
Die Diesbar-Seußlitzerin Maria Lehmann verliebte sich erst in einen Winzer und über ihn in den hiesigen Wein. Ihre Kenntnisse möchte sie gern im Sinne der sächsischen Weingüter einbringen und vertiefen.
Die Dresdnerin  Friederike Wachtel studierte in Riesa Eventmarketing. Bei Veranstaltungen und eigenen Auftritten als Sängerin wurde sie auf die Weinmajestäten aufmerksam und neugierig auf deren Amt.
Die Dresdnerin Friederike Wachtel studierte in Riesa Eventmarketing. Bei Veranstaltungen und eigenen Auftritten als Sängerin wurde sie auf die Weinmajestäten aufmerksam und neugierig auf deren Amt.
Die Weinböhlaerin  Sandra Ruhland repräsentiert als Einzige den Austragungsort der 29. Weinhoheiten-Wahl. Was sie reizt, ist die Chance, an dem Ehrenamt zu wachsen und viel Neues kennenzulernen.
Die Weinböhlaerin Sandra Ruhland repräsentiert als Einzige den Austragungsort der 29. Weinhoheiten-Wahl. Was sie reizt, ist die Chance, an dem Ehrenamt zu wachsen und viel Neues kennenzulernen.
Die Meißnerin  Anna Bräunig möchte an ihr Jahr als Weinprinzessin gern noch ein weiteres dranhängen. Vielleicht sogar mit goldener Krone? Sie ist die jüngste der vier Bewerberinnen.
Die Meißnerin Anna Bräunig möchte an ihr Jahr als Weinprinzessin gern noch ein weiteres dranhängen. Vielleicht sogar mit goldener Krone? Sie ist die jüngste der vier Bewerberinnen.

Dieses Jahr lief es ursprünglich auf fünf Kandidatinnen hinaus. Bis kurzfristig eine absagte. Der Vorstand überließ die Entscheidung den vier Damen selbst: Soll der Verband eine Vorauswahl treffen oder gehen sie aufs Ganze? Einstimmung beschlossen sie: Alle wollen am 5. November auf die Bühne, wenn die 29. sächsischen Weinrepräsentantinnen gewählt werden.

„Wer als Verlierer rausgeht, ist trotzdem ein Gewinner“, sagt Maria Lehmann aus Diesbar-Seußlitz. „Wir bekommen schon jetzt im Vorfeld so viel mit.“ Sie ist sich sicher: Das von der Fach- und Publikumsjury gekürte Trio wird in jedem Fall harmonieren, was die Chemie untereinander angeht. Wie sich herausstellt, teilen die vier Ladys nicht nur die Liebe zu Wein, sondern auch zu Tieren, besonders zu Katzen. Maria Lehmann indes ist auf den Hund gekommen. Mit Chihuahua Oskar erklärt sie übrigens, weshalb sie trotz der Herbstkälte ein Sommerkleid trägt. „Ich bin abgehärtet durch die Gassirunden“, sagt sie. Oskar sitze auch öfter mit im Traktor, wenn ihr Mann die Rebflächen seines Weinguts bewirtschaftet. Den Winzer lernte sie kennen, als sie 2011 zum Elbhangfest an seinem Stand aushalf. Erst verliebte sie sich in den Mann, dann in den Wein. Auch, wenn die 27-Jährige als Kundenberaterin bei einem Versicherungsunternehmen in Meißen arbeitet, packt sie in jeder freien Minute mit im Weinberg und -keller an.

Ebenfalls in der Familie liegt die Verbindung zum Wein bei Anna Bräunig. Die 25-jährige Meißnerin kam über ihren als Kellermeister bei Proschwitz tätigen Schwager auf den Geschmack. Die amtierende Weinprinzessin würde zu gern noch ein Jahr im Dienste der sächsischen Winzer unterwegs sein. „Es sind so viele tolle Termine“, schwärmt sie. „Und das Jahr hat mir in meiner Entwicklung so viel gebracht.“ Als Jüngste des Quartetts ist sie, was das Amt angeht, zugleich die Erfahrenste. Worin sie jedoch nicht nur Vorteile sieht: „Die Leute im Saal erwarten von mir etwas anderes als von jemandem, der noch nie auf einer Bühne stand.“ Darum wälzt die hauptberufliche Büroleiterin eines Versicherungsunternehmens in Meißen in jeder Pause ihre gesammelten Weinunterlagen.

Thematisches Neuland betritt Friederike Wachtel, die als Einzige in einem sportlich-eleganten Hosendress statt Kleid erscheint. Aus Krögis stammend, lebt sie inzwischen in Dresden. Ihre Leidenschaft für den Wein, so erzählt sie, wurde durch die Freude am Genießen geweckt. „Genuss spielt für mich eine wichtige Rolle“, sagt sie. Und diesen sieht sie untrennbar verknüpft mit ihrem Steckenpferd, der Kultur. Die 27-Jährige singt und arbeitet als Pressesprecherin am Dresdner Heinrich-Schütz-Konservatorium. Während sie Eventmarketing in Riesa studierte, absolvierte sie die praktischen Abschnitte bei der damaligen Neuen Elbland Philharmonie. Schon da traf sie zu Veranstaltungen oft mit Weinmajestäten zusammen. Sie begann, deren Aktivitäten über Facebook zu verfolgen. Als sie nun Ende August als Sängerin im Meißner Weingut Ricco Hänsch auftrat, kam ihr wiederum Werbematerial in die Hände. Die Initialzündung für ihre Bewerbung. Ganz anders bei Sandra Ruhland. Sie wurde von einem Bekannten angesprochen. Und war schnell begeistert von der Idee. Denn als Weinböhlaerin kann sie auf der Bühne die Fahne für ihre Gemeinde hochhalten, die nach langer Abstinenz in diesem Jahr wieder einmal die Wahl der Weinmajestäten austrägt. Grund ist das Jubiläum „666 Jahre urkundliche Ersterwähnung“ des Ortes. Die Gala-Veranstaltung im Zentralgasthof Weinböhla ist schon nahezu ausverkauft. „Ich möchte auch als Weinhoheit Weinböhla repräsentieren“, sagt sie, „und an dieser Aufgabe wachsen.“

Ohnehin erobert die 31-Jährige gerade ganz neue Wege. Ihre feste Stelle als Bäckereifachverkäuferin gab sie auf, um sich als staatlich anerkannte Diätassistentin selbstständig zu machen. Die Frage, ob Wein und Diät nicht in einem gewissen Widerspruch zueinanderstehen, verneint sie lachend. „Diät heißt ja nicht, dass man verzichten soll“, erläutert sie. Es gehe darum, moderat zu genießen. „Wein ist ein Stück Lebensqualität, das die Psyche anhebt.“