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Sie sind so frei

In der Schmiede Seerhausen hält die Metallbau-Innung an einer alten Tradition fest. Gesellen werden dort freigesprochen und haben eine gute Perspektive.

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© Sebastian Schultz

Von Jürgen Müller

Seerhausen. Diese drei Hammerschläge haben Tradition: Der Erste für die Vergangenheit. Mit ihm wurden den ehemaligen Generationen von Meistern und Gesellen gedacht. Der zweite Hammerschlag für die Gegenwart. Mit ihm sollen Mut und Kraft zum gemeinsamen Handel gestärkt werden. Der dritte Schlag gilt der Zukunft. Auf diese traditionelle Weise wurden jetzt neun Lehrlinge der Metallinnungen Riesa-Großenhain und Meißen in der Seerhausener Traditions- und Lehrschmiede freigesprochen. „Wir sind einige der wenigen Innungen, die ihre Lehrlinge im historischen Rahmen freispricht“, sagt Innungsobermeister Timmy Held.

Obermeister Timmy Held.
Obermeister Timmy Held. © privat

Dieses Jahr wurden neun Gesellen aus dem gesamten Kreis Meißen freigesprochen. Bei fast allen Ausbildungsgewerken wird dies in Dresden in einer gemeinsamen von der Handwerkskammer organisierten Veranstaltung durchgeführt. In der Veranstaltung erhalten die Lehrlinge ihren Gesellenbrief und das Gesellenprüfungszeugnis.

Jeder Dritte fällt durch

Die Zahl derjenigen, die die Gesellenprüfung erfolgreich bestehen, ist aber zurückgegangen. Vor sechs Jahren beispielsweise wurden noch 22 Gesellen freigesprochen. Unverändert hoch ist die Zahl derjenigen, die die Prüfungen nicht schaffen. Jeder Dritte fällt durch. Der Innungsobermeister schiebt das auch auf das Schulsystem. „Nach unseren Erfahrungen ist in den vergangenen Jahren an den Mittelschulen das Niveau sehr nach unten gegangen“, sagt er. Außerdem sei es schade, dass oft nicht die leistungsstärksten Schüler sich um einen Metallberuf bewerben würden. „Dabei bekommen sie hier eine umfangreiche und solide Ausbildung“, so Timmy Held. Und haben nach seiner Ansicht sehr gute berufliche Chancen. So hätten nahezu alle in diesem Jahr freigesprochenen Gesellen eine feste Anstellung in ihrem Ausbildungsbetrieb erhalten. Die Arbeit sei zwar körperlich schwer, würde aber auch entsprechend entlohnt, sagt der Großenhainer, der seit dem vergangenen Jahr Innungsobermeister ist. Insgesamt gehören der Innung derzeit 36 Betriebe aus dem Raum Riesa-Großenhain und zwölf aus dem Raum Meißen an. Die Anzahl der Handwerksbetriebe im metallverarbeitenden Handwerk sei allerdings mehr als doppelt so hoch.

Für die Freisprechung der Gesellen haben sich die Metallbauer mit der Traditionsschmiede in Seerhausen (Gemeinde Stauchitz) einen geschichtsträchtigen Ort ausgesucht. Diese Schmiede gibt es seit 1988. Damals beging man feierlich das 250. Jubiläum der Riesaer Schmiedeinnung. Seitdem werden in der ehemaligen Schlossschmiede die Handwerkertraditionen gepflegt. Hier werden Lehrlinge frei gesprochen und Gesellen in den Meisterstand erhoben. Die Schmiede wird von einem Verein betreut. Sie ist öffentlich zugänglich, hier findet jedes Jahr eine Schmiedeweihnacht statt. In diesem Jahr ist sie für den 27. November geplant.