Von Matthias Weigel

Pirna/Freital. So heimlich, wie sie gekommen waren, so heimlich verschwanden sie wieder. Seit einigen Monaten schon war der weiße Mazda an der A-17-Abfahrt Pirna abgestellt. Mitte Dezember gesellte sich nun auf dem Standstreifen des Autobahnzubringers ein roter Alfa Romeo dazu.

Während der optisch noch ansprechende Mazda von Teiledieben und Vandalen weitgehend verschont blieb, trieben es Unbekannte mit dem sowieso schon ramponierten Alfa bunt – im wahrsten Sinne des Wortes. Zuerst wurde das Auto großflächig mit rosa Farbe besprüht. Kurz vor Weihnachten dann grüßte der Alfa die Vorbeifahrenden mit eingeschlagenen Scheiben und Schiebedach. In die Dachöffnung hatten Unbekannte einen Tannenbaum gesteckt – ein Weihnachtsgruß ans Landratsamt Pirna, das sich als verantwortliche Behörde viel Zeit mit dem Wegräumen des Schrottautos ließ.

Die Weihnachtsbaum-Aktion führte letztlich dazu, dass der Landkreis doch den Abschlepper bestellte. Zunächst hätte man davon abgesehen, da das Auto keine unmittelbare Gefährdung darstelle, hieß es. Die Straßenmeisterei hatte auf Anraten der Polizei lediglich eine Bake mit Warnleuchte hinter dem Wagen aufgestellt, sodass keiner das unbeleuchtete Auto bei Dunkelheit übersieht. „Durch das Einschlagen der Scheiben aber waren Splitter auf der Fahrbahn verteilt. Das war eine Gefahr“, erklärt Steffen Estel, Chef der Kreis-Straßenmeisterei in Dohma. Überdies sei der Halter mehrmals, zuletzt mit Frist 23. Dezember, aufgefordert gewesen, das Auto zu entfernen. Das sei nicht erfolgt.

Um außerdem weiteren Unfug zu vermeiden, ließ Estel das Auto nun abholen. Die Kosten dafür werden dem Halter in Rechnung gestellt. Das Auto steht auf dem Hof der Straßenmeisterei. „Wir haben darüber auch die Polizei informiert“, so Estel. Sollte sich der Halter nach dem Auto erkundigen, könne er den Standort erfahren. Ein paar Wochen bleiben ihm noch Zeit, den augenscheinlich schrottreifen Alfa abzuholen. Passiert das nicht, kommt der Wagen in die Schrottpresse. Die anfallenden Kosten werden wiederum dem Halter berechnet. Den hatte das Landratsamt bereits anhand des tschechischen Kennzeichens kurz nach dem Abstellen des Autos ausfindig machen können. Eine Reaktion blieb aber bislang aus. Das wird nun teuer.

Beim Mazda mit Paderborner Kennzeichen geht das Hickhack schon ein wenig länger. Seit Sommer steht er auf dem Funkmast-Gelände an der Autobahnzufahrt. Ein roter Aufkleber am Heck des Autos kündete davon, dass der Wagen bis spätestens zum 9. November abgeholt sein müsse, ansonsten werde er entsorgt. Diese Frist war längst abgelaufen – das Auto aber stand immer noch da. Der Mazda war von der Polizei im Spätsommer auf der A 17 gestoppt worden, weil er nicht versichert war. Die Beamten hatten das Kennzeichen entsiegelt und die Weiterfahrt verboten. Großes Interesse, das Auto wiederzubekommen, zeigten die Eigentümer aber ganz offensichtlich nicht. Am Montag vor Weihnachten hat das Sächsische Landesamt für Straßenbau und Verkehr das Auto abschleppen und entsorgen lassen.

Herrenlose oder illegal abgestellte Autos auf öffentlichen Straßen sind laut Landratsamt Einzelfälle. 2014 gab es zwei, 2013 keins, 2012 zwei solcher Autos. Und aktuell sei es, abgesehen von den beiden vorgenannten Fahrzeugen, im gesamten Landkreis ein weiterer Fall, so das Landratamt. Wo, lässt die Behörde offen. Allerdings machten SZ-Leser auf weitere Autos im Raum Altenberg aufmerksam, die in das Raster passen. Die Kreisbehörde konnte dazu noch keine Aussagen machen. Vielleicht hofft man auf Einsicht der Halter. Immerhin müssen für Abschleppen und Verschrottung herrenloser Fahrzeuge die Abfallgebühren-Zahler aufkommen, wenn der Fahrzeugbesitzer nicht zahlen will oder kann. (mit SZ/ce/ks/cb)