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Sie kriegt’s gebacken

Janine Nikol führt seit Anfang des Jahres eine Cunewalder Bäckerei. Sie hat kräftig investiert, aber auch Fehler gemacht.

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© Uwe Soeder

Von Katja Schäfer

Cunewalde. Zögern. Das ist nichts für Janine Nikol. Sie hat nicht lange überlegt, als es um die Frage ging, wer die traditionsreiche Bäckerei Nikol weiterführt, die seit über 60 Jahren ihren Sitz in Cunewalde hat. Als ihr Vater die Leitung abgeben wollte, wurde sie seine Nachfolgerin. Ein Jahr ist das jetzt her. Und auch in dieser Zeit zögerte die 34-jährige Bäckerin nicht, die sowohl den Meisterbrief als auch einen Abschluss als Betriebswirtin hat. Stattdessen investierte sie gleich kräftig.

Zum einen gestaltete Janine Nikol die Filiale im Eingangsbereich des Cunewalder Nahkauf-Marktes komplett um, die eine von insgesamt vier des Handwerksbetriebes ist. Die Bäckermeisterin kaufte eine neue Ladeneinrichtung, nahm dafür einen Kredit auf. Zudem ergänzte sie das Angebot um eine Lotto-Annahmestelle sowie die Leistungen des Hermes-Paketdienstes. „Die Filiale wirkt jetzt viel moderner und freundlicher. Und wir können den Kunden an diesem zentralen Punkt im Dorf noch mehr bieten“, ist die Chefin mit dem Ergebnis zufrieden. Außerdem hat sie das Büro am Hauptsitz des Handwerksbetriebes in Obercunewalde renoviert und an einer Seite des Grundstücks einen langen, neuen Zaun bauen lassen.

Auch im Sortiment der Bäckerei Nikol gab es Veränderungen. „Ich will unseren Kunden immer wieder mal was Neues anbieten“, nennt die 34-Jährige ihren Anspruch. So gibt es jetzt zum Beispiel Apfelmusbrötchen mit Kürbisstückchen, aber auch ein Walnussbrot mit Cranberrys und leichter Lebkuchennote. Fast noch wichtiger, als die Kreation von neuen Angeboten ist ihr, die Qualität der bestehenden Produkte auf einem hohen Niveau zu halten oder gar zu verbessern. „Wir müssen die Leute jeden Tag aufs Neue davon überzeugen, dass Handwerkskunst ihren Preis hat“, sagt die 34-Jährige. Denn die Backstationen in zahlreichen Supermärkten stellen zunehmend eine harte Konkurrenz dar. „Wir bemühen uns um jeden Kunden. Denn wir sind auf jeden einzelnen angewiesen“, betont Janine Nikol, die für 16 Mitarbeiter in Backstube und Verkauf – darunter sind einige Teilzeitkräfte – die Verantwortung trägt.

Alle Stollen selbst gebacken

Beim Rückblick auf ihr erstes Jahr als Chefin, das „mit viel Mut, Schweiß und auch Tränen verbunden war“ gesteht sich Janine Nikol auch Fehler ein. „Ich habe nur eine Woche Urlaub gemacht. Das wird nächstes Jahr definitiv anders“, sagt sie. Denn einerseits muss sie darauf achten, ihre Leistungsfähigkeit zu erhalten; als chronisch Kranke mit Diabetes noch viel mehr als jemand, der gesund ist. Andererseits will sie möglichst viel Zeit mit ihrem zweieinhalbjährigen Sohn verbringen. Aus diesem Grund steht sie selbst nur selten in der Backstube, obwohl sie ihren Beruf liebt. Aber die Arbeitszeiten eines Bäckers lassen sich nur schwer mit den Aufgaben einer alleinerziehenden Mutter in Einklang bringen. Die Büro- und Leitungstätigkeiten erledigt Janine Nikol, wenn der Kleine bei seiner Tagesmutter ist oder schläft; also oft auch spät abends. In den letzten Wochen hat die Bäckerei-Chefin allerdings doch oft mit Mehl, Butter, Zucker, Rosinen und anderen Zutaten hantiert. „Unsere Stollen backe ich alle selbst“, sagt sie und berichtet stolz davon, dass ihre Bäckerei das Weihnachtsgebäck bis nach Berlin und in die alten Bundesländer verschickt, weil Kunden dort auf den Geschmack gekommen sind.

Fürs kommende Jahr plant Janine Nikol weitere Investitionen. Unter anderem will sie das Pflaster in der Bäckerei-Zufahrt erneuern und die Außenanlagen weiter verschönern. „Ich habe mir vorgenommen, jedes Quartal ein Spezialbrot anzubieten, das auf die jeweilige Jahreszeit bezogen ist“, nennt die Bäckermeisterin ein weiteres Vorhaben. Bei der Frage, worauf sie in den nächsten zwölf Monaten hofft, zögert sie keinen Moment: „Ich wünsch mit, dass es meinem Kind, meinen Eltern, die mich stark unterstützen, und dem Team gut geht – und Gesundheit für mich selbst.“