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Sie bringt den Handball nach Afrika

Susann Heidecke aus Heidenau macht eine sportliche Pause, um andere für den Ball zu begeistern. Dabei hilft ihr die eigene Mannschaft.

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© Foto: privat

Von Heike Sabel

Heidenau. Handball ist ihre Leidenschaft. Zwei Saisons spielte Susann Heidecke bei der Spielgemeinschaft Pirna/Heidenau in der Sachsenliga. Dieses Jahr fehlt die Lohmenerin in der Mannschaft, obwohl sie weiter Handball spielt. Und zwar am Ende der Welt und als Trainerin. Für elf Monate ist Susann Heidecke nach dem Abitur in Pirna im Rahmen des Weltwärts-Freiwilligendienstes nach Sambia gegangen. Ihr Einsatzgebiet: der Sport.

So hatte es sich die Heidenauer Abiturientin vor einem Jahr gewünscht. Sie wollte raus in die Welt und etwas ganz Neues entdecken. Ein Au-pair-Jahr oder Work and Travel kamen für sie nicht infrage. „Das war mir alles dem zu ähnlich, was ich von zu Hause kannte“, sagt Susann. Stattdessen reizte sie Afrika. „Man hört so viele Geschichten über das große Afrika, doch wie es wirklich ist in Sambia, das weiß kaum einer von uns. Ich wollte mit den Vorurteilen in meinem Kopf aufräumen und gleichzeitig einen sozialen Dienst leisten, um die Situation der Menschen, insbesondere der Kinder, etwas verbessern zu können.“ Und natürlich sollte es mit Sport zu tun haben. So unterrichtet sie in verschiedenen Schulen von Livingstone Sport, organisiert Sporttage, Turniere und Spiele sowie Aufklärungsprogramme.

Erstes Spiel am letzten Tag

Höhepunkt war vor einigen Wochen die Erfüllung eines Traumes: Mit einer ehemaligen sambischen Nationalspielerin hat sie in der 150 000 Einwohner zählenden Stadt Livingstone das erste Handballteam gegründet. „Handball ist in Sambia leider noch kaum verbreitet, jedoch wächst die Begeisterung für diese wunderbare Sportart“, sagt Susann. Zweimal in der Woche wird trainiert. „Die zwölf- bis 15-jährigen Mädchen und Jungen verbessern sich schnell.“ Dabei helfen auch die vom heimischen SSV Heidenau bereitgestellten Materialien. Das erste Spiel der Livingstoner Mannschaft wird am Tag vor Susanns Heimreise nächste Woche stattfinden. Zuvor vermittelte sie in einem Workshop Sportlehrern verschiedener Schulen in Livingstone Grundlagen und Regeln zum Handball. „Somit stellen wir sicher, dass Handball sich nachhaltig in Livingstone entwickeln kann.“ Dafür sorgt auch Nelia, die zweite sambische Trainerin und Susanns Nachfolgerin beim Weltwärts-Freiwilligendienst. Susanns afrikanisches Jahr geht zu Ende.

Ein ganzes Jahr, weit weg von zu Hause, in einer fremden Kultur zu leben und zu arbeiten, hat sie wachsen lassen. „Ich habe viel über mich selbst gelernt, bin selbstbewusster geworden, musste das eine oder andere Mal an meine Grenzen gehen, habe festgestellt, was ich alles kann und auch, was ich alles nicht kann.“ Zwölf Monate, das klang am Anfang nach einer langen Zeit. Doch die benötige man, um anzukommen und zu verstehen, sagt Susann. „Außerdem ist die Zeit viel schneller rum, als man erwartet.“ Für Susann steht fest: „Afrika war die beste Entscheidung für mich.“

Nächste Woche ist sie wieder in Europa. Afrika wird sie im Herzen behalten. Sie will studieren – und natürlich wieder selbst Handball spielen. „Vielleicht coache ich auch ein eigenes Team.“

Susanns Seite hier