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Sicherheit fürs Hab und Gut

Bankschließfächer werden immer beliebter. Im Landkreis Meißen gibt es mancherorts schon Wartelisten.

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© Norbert Millauer

Von Nina Schirmer

Landkreis. Die Diebe kamen durchs Fenster. Das Objekt ihrer Begierde: alles, was wertvoll ist. Schnell wurden sie fündig und griffen sich neben Bargeld auch den Schmuck im Haus. Einbrüche wie dieser in Radebeul Anfang Februar sind keine Seltenheit. Nur einen Tag zuvor stahlen Unbekannte eine Schatulle mit Schmuck aus einem Doppelhaus in Coswig. Aus einem anderen Haus in Radebeul verschwand eine Spiegelreflexkamera samt Zubehör im Wert von mehreren Tausend Euro. Die Einbrüche in der Region haben in den letzten Jahren zugenommen. Die Diebe nehmen alles mit, was sich verkaufen lässt: hochwertige Technik, Schmuck und Sammlerstücke.

Immer mehr Menschen entscheiden sich deshalb, ihren wertvollen Besitz außerhalb der eigenen vier Wände zu lagern. Die Nachfrage nach Bankschließfächern ist auch im Landkreis Meißen gestiegen. „Wegen der Zunahme von Einbrüchen suchen die Leute nach Sicherheit“, sagt Heike Ziegenbalg von der Commerzbank. Das Geldinstitut bietet Tresore in seinen Filialen in Riesa und Radebeul an. In Riesa hat die Bank über 350 Schließfächer. Einige sind noch frei. Anders in Radebeul. Dort sind alle 90 Schließfächer derzeit belegt. „Die Warteliste schwankt zwischen fünf und zehn Kunden“, sagt Ziegenbalg.

Was die Leute in den Safes aufbewahren, darüber müssen sie bei der Bank keine Rechnung ablegen. „Wir wissen grundsätzlich nicht, was in den Schließfächern ist“, sagt die Commerzbank-Sprecherin. Die Bankmitarbeiter haben keinen Schlüssel für die Tresore. In der Regel würden neben Bargeld und Schmuck auch Versicherungsunterlagen, Datenträger oder Firmenunterlagen eingeschlossen.

Das bestätigt auch Ralf Krumbiegel von der Sparkasse Meißen. Die Nachfrage nach Schließfächern ist bei der Bank ebenfalls gestiegen. Die Sparkasse bietet im Landkreis Meißen Tresore in Radebeul, Meißen, Radeburg, Nossen, Riesa, Großenhain, Nünchritz und Glaubitz an. Insgesamt sind es knapp 2 600 Schließfächer. „Davon ist ein Großteil belegt“, sagt Krumbiegel. In den Filialen der Deutschen Bank in Radebeul und Meißen sind nur noch vereinzelt Schließfächer frei. „Die Kunden fragen immer wieder nach“, sagt ein Sprecher.

Ein höheres Sicherheitsbewusstsein bei den Kunden attestiert auch Marcus Müller von der Volksbank-Raiffeisenbank in Radebeul. Außerdem gebe es noch einen anderen Grund dafür, dass Bankschließfächer wieder begehrter sind: die niedrigen Zinsen. „Die Leute investieren wieder mehr in Sachwerte“, sagt Müller. Bei der Bank sei die Nachfrage nach Edelmetallen gestiegen. Münzen oder Goldbarren zum Beispiel werden wiederum von vielen in Bankschließfächern aufbewahrt.

Bevor man einen Minitresor anmietet, sollte man sich den Vertrag genau angucken und auch das Kleingedruckte lesen, rät Andrea Heyer von der Verbraucherzentrale Sachsen. Denn nicht immer ist der Schrankfachinhalt automatisch mit versichert. Bei manchen Banken muss dafür eine extra Versicherung abgeschlossen werden. Grundsätzlich sei es eine individuelle Gewissensentscheidung, ob man wirklich ein Bankschließfach brauche, sagt Heyer. Wertvolle Dinge könnten auch in einem Tresor zu Hause aufbewahrt werden. Auch dann sollte man sich informieren, ob die Wertsachen von der Hausratsversicherung mit abgedeckt werden.

Einen hundertprozentigen Schutz bieten aber auch die Schließfächer in der Bank nicht. Das mussten Kunden der Berliner Sparkasse erfahren. Im Oktober 2014 hatten Einbrecher in einer Filiale über 100 Tresore mit einem Brecheisen aufgehebelt und ausgeräumt.

Die Kosten für ein Schließfach sind von Bank zu Bank unterschiedlich. Bei der Sparkasse Meißen liegt die Miete je nach Größe des Faches zwischen 48 Euro und 400 Euro. Die Commerzbank verlangt für einen 8 000 Kubikzentimeter großen Tresor, in den ein A4-Ordner passt, 89 Euro im Jahr. Bei der Deutschen Bank liegen die Preise zwischen 60 und 476 Euro.