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Sensationsfund im Totenhäuschen

Der Scharfenberger Restaurator Manfried Eisbein erklärt, dass es einen sehr seltenen Fußboden in dem Lusthaus am Elbhang gibt.

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© LfD Sachsen

Von Udo Lemke

Scharfenberg. Der Fund war ein Glücksfall. Denn dass, was 1997 auf der Suche nach möglichen Kellerräumen im Erdgeschoss des Batzdorfer Totenhäuschens gefunden worden ist, gibt es normalerweise gar nicht mehr. Die Rede ist von einem Kalk-Estrich-Fußboden. „Gestaltete Kalk-Estriche sind sehr empfindlich gegenüber mechanischer Belastung, was ihre Erneuerung bzw. alsbaldigen Ausbesserung oder Aufgabe erforderlich macht. Deswegen sind erhaltene Kalkestriche mit differenzierter Gestaltung ausgesprochen selten“, erklärt Manfried Eisbein im jetzt erschienen Jahrbuch 2017 „Denkmalpflege in Sachsen“.

Von Studenten der TU Dresden erstellt Rekonstruktion des Kalk-Estrich-Fußbodens im Batzdorfer Totenhäuschen.
Von Studenten der TU Dresden erstellt Rekonstruktion des Kalk-Estrich-Fußbodens im Batzdorfer Totenhäuschen. © LfD Sachsen

Normalerweise werden Estriche – also geglättete, fugenlose Fußböden – aus einer Mischung von Zement, Sand und Wasser hergestellt. Historische Estriche unter Verwendung von Anhydrid, Gips, Holz oder Lehm haben sich in Sachsen kaum erhalten. Das trifft auch auf Kalk-Estriche zu. Im Mittelmeerraum werden sie bis heute hergestellt, weil auch bei hohen durch sie in den Wohnhäusern trotz hoher Außentemperaturen eine angenehme Kühle gewährleistet, preiswerter als Steinplattenbeläge sind und sich verhältnismäßig einfach reparieren lassen und nicht brennbar sind. Allerdings ist Ihre Oberfläche viel weniger strapazierfähig als die von Stein- oder Holzfußböden, weshalb sie relativ schnell verlorengegangen sind. Insbesondere aufwendige Oberflächengestaltungen halten sich nicht sehr lange.

„Der im Batzdorfer Totenhaus überraschend aufgefundene Fußboden von ca. 4,5 x 6 Metern Grundfläche ist somit eine Sensation“, erklärt Manfried Eisbein. Sofort stellte sich die Frage, wie mit dem Fund umgegangen werden sollte. Klar war, dass er nach nur wenigen Jahren vollkommen zerstört worden wäre, denn das Totenhäuschen wird regelmäßig für Veranstaltungen genutzt, sodass der weiche historische Kalk-Estrich schnell abgetreten worden wäre. Also entschloss man sich ihn – wie in der Archäologie – als Archiv im Boden zu belassen, abzudecken und einen neuen Estrich, der dem Aussehen des alten folgte, aufzubringen. Das in den noch leicht feuchten Untergrund gemalte rautenförmige Muster besteht aus vier farblich verschiedenen Viereckfolgen (siehe kleines Foto). Um das Muster des um 1630 entstandenen Kalk-Estrichs zu erzeugen, wurden zwei Diagonalen durch den viereckigen Grundriss des Fußbodens gelegt. Auf drei der Teildiagonalen wurden acht Abschnitte markiert, auf einem jedoch nur sieben. „Es ist müßig, darüber nachzusinnen, was der Grund für diese Unkorrektheit war: fehlende mathematische Kenntnisse, zu viel Wein oder Bier bei der Arbeit, Flüchtigkeit, Müdigkeit oder einfach nur schlechte Lichtverhältnisse. Halten wir den damaligen Bauleuten Letzteres zugute“, so Manfried Eisbein.

Die Denkmalpfleger entschlossen sich, beim neuen Estrich den alten Fehler nicht zu wiederholen, und malten die Rauten gerade und ordnungsgemäß auf den Kalk-Estrich. Allerdings ist das Problem der relativ weichen Oberfläche geblieben. Manfried Eisbein: „Um schließlich den Estrich in seiner beeindruckenden Farbigkeit nicht völlig zu ramponieren, wurde er durch im Farbkanon gehaltenen Filz bzw. Teppiche abgedeckt.