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Sensationeller Bruterfolg bei Uhus

Die Population der weltgrößten Eule ist im Elbsandsteingebirge stabil. Das ist einem intensiven Schutz zu verdanken.

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© dpa

Von Gunnar Klehm

Sächsische Schweiz. Ein solcher Fall wurde letztmalig 1934 in der Sächsischen Schweiz nachgewiesen. Im vergangenen Jahr passierte es wieder. Einem brütenden Uhu-Pärchen gelang es, drei Jungvögel in ihrem Nest aufzuziehen. Das wurde jetzt von der Nationalparkverwaltung verkündet. Die Behörde dokumentiert die Entwicklung bei Wildvögeln und kümmert sich um den Artenschutz. Die Experten versuchen jetzt, herauszufinden, was zu diesem Bruterfolg geführt hat und ob das zu beeinflussen ist.

Die meisten Uhus in Mitteleuropa brüten ab Ende Februar/Anfang März. Trotz Nestbau und erfolgreicher Balz schreiten im Schnitt aber nur vier von fünf Uhu-Paaren zur Brut. Vermutet wird, dass das mit dem Nahrungsangebot zu tun hat.

In der Sächsischen Schweiz wurden im vergangenen Jahr sechs Uhu-Paare bestätigt. Bei vieren wurde eine Brut beobachtet. Was also gerade noch dem zu erwartenden Maß nahekommt. Zwei Paare verloren jedoch ihre Brut. Meist besteht ein Gelege aus zwei Eiern, die allein vom Weibchen bebrütet werden. Nun fragen sich die Vogelexperten, was das Paar wohl für eine Nahrungsquelle hatte, das gleich drei Jungvögel groß gezogen hat.

Der Speiseplan der Uhus besteht aus Vögeln bis zur Größe einer Stockente, vor allem Krähenvögel, Greifvögel, Eulen und Tauben sowie aus Säugetieren bis zur Größe eines Feldhasen, Ratten und Igel. Selten werden auch Lurche und Fische erbeutet.

Die Anzahl der Uhu-Paare in der Sächsischen Schweiz stagniert seit einigen Jahren bei der Anzahl von sechs bis acht. „Der limitierende Faktor dafür ist aber nicht das Vorhandensein von geeigneten Brutplätzen, sondern die Verfügbarkeit und die Menge an geeigneter Nahrung“, erklärt Hanspeter Mayr, Pressesprecher der Nationalparkverwaltung.

Wanderfalken fehlt es an Nahrung

Ähnlich stabil ist die Population der Wanderfalken im Elbsandstein. Zwischen 18 und 20 Brutpaare werden jedes Jahr gezählt. Hauptbeutetiere sind Tauben, Drosseln, Finken, Lerchen. Wanderfalken schlagen ihre Beute ausschließlich in der Luft, mitunter in größeren Höhen.

Alarmierend ist jedoch der relativ hohe Brutverlust bei den Wanderfalken. Im vorigen Jahr verloren neun der 17 brütenden Paare ihren Nachwuchs. Außerdem waren die Nester nicht voll besetzt. „In keinem der Nester konnte die optimale Anzahl von vier Jungvögeln festgestellt werden“, erklärte Ulrich Augst, Mitarbeiter Artenschutz in der Nationalparkverwaltung, in einer Mitteilung. Das liege hauptsächlich an der sich verschlechternden Nahrungsgrundlage. „Es ist zu hoffen, dass menschlicher Einfluss nicht stattgefunden hat“, erklärt Augst. Insgesamt verließen voriges Jahr 18 junge Falken die Nester. Beim Schwarzstorch brachte ein brütendes Paar zwei und ein weiteres Paar drei Jungvögel zum Ausfliegen.

Naturfreunde bewachen Brutplätze

Seit Jahren bemühen sich Behörden und ehrenamtliche Naturfreunde um den Schutz der Wildvögel in der Sächsischen Schweiz. So werden beispielsweise um Brutplätze Schutzzonen abgesperrt, um die brütenden Vögel nicht zu stören. Werden die vom Nest aufgeschreckt, können die Eier auskühlen, was zu Brutverlust führt. Jedes Jahr opfern deshalb viele Berg- und Wanderfreunde freiwillig ihre Wochenenden und bewachen die Nistplätze. Organisiert werden diese Einsätze unter anderem vom Sächsischen Bergsteigerbund. Im Falle der sensationellen Uhu-Brut hat sich der Einsatz offensichtlich ausgezahlt.

Auch die Schüler, die als sogenannte Juniorranger von der Nationalparkverwaltung betreut werden, haben sich am Vogelschutz beteiligt. So wurden beispielsweise im Lohmener Wald selbst gebaute Nistkästen aufgehängt, in denen Meisen brüteten. Der extra gebaute Eulenkasten blieb aber von den Vögeln ungenutzt.

Allein mit Nisthilfen ist es aber nicht getan. „Bei den Singvögeln ist ein spürbarer Rückgang zu bemerken, was auf fehlender Nahrungsverfügbarkeit beruht“, erklärt Nationalparksprecher Hanspeter Mayr. Neuere Studien würden belegen, dass in den letzten 25 Jahren die Anzahl der Fluginsekten um etwa 80 Prozent zurückgegangen ist.