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Senioren ziehen ins Otto-Dix-Center

Weniger Läden, mehr Büros, neue Mieter. Der Standort verändert sich akut. Auch für das alte Parkhaus gibt es neue Pläne.

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© Christian Juppe

Von Annechristin Bonß

Dresden. Endlich soll es losgehen. Lange haben sich Anwohner gewundert, was aus dem Otto-Dix-Center (O.D.C.) an der Reicker Straße wird. Immer mehr Händler verließen den Standort. In der Mall und im Erdgeschoss wurden immer mehr Läden verschlossen. Jetzt versperren großflächige Plakate den Blick nach drinnen. Auf einigen sind Motive von Dresden zu sehen. Auf anderen prangt Werbung für den Standort. „Schön, dass sie da sind!“, steht da geschrieben. Doch schon lange kommen die Kunden nicht mehr hierher, weil die Mall zwischen den beiden Gebäudezeilen kaum zum Verweilen einlädt. Das Kaufland zieht Kundschaft. Kleinere Läden wie Bäcker, Fleischer, Eis- und Jeansladen sowie ein Billig-Discounter profitieren davon. Weitere große Anbieter gibt es kaum noch. Mall und Parkhaus sind verwaist.

Nun startet der Eigentümer der Immobilie mit dem Großumbau. Die Portfolio Real Estate aus der Schweiz hat das Center samt Anbauten und Parkhaus gekauft. Nun wurde der Mietvertrag mit dem ansässigen Pflegeheim um 20 Jahre verlängert. Und der Umbau des Riegels parallel zum Otto-Dix-Ring hat begonnen. Wo es vorher in den oberen Etagen Büros gab, entstehen 20 weitere Plätze für Senioren. Im Erdgeschoss sollen künftig neben der Bibliothek vor allem pflegenahe Anbieter mieten. Gespräche mit Interessenten führt Jochen Stahl bereits. Er ist einer von zwei Mitaktionären de neuen Inhaberfirma. Ärzte und Physiotherapeuten hätten sich bereits gemeldet. Die Senioren am Standort sollen künftig alles so nah wie möglich finden.

Dazu gehören auch Einkaufsmöglichkeiten. Allerdings in kleinerer Anzahl als in dem Center einst vorgesehen. Das Kaufland hat künftig nur noch im Erdgeschoss seine Flächen und damit auch weniger als bisher. In den kommenden Monaten soll der Umbau beginnen. Investor Stahl rechnet mit dem Bauende Anfang 2018. Dann soll es im Erdgeschoss auch neue Mieter geben. Im Obergeschoss gibt es dann keine kleinen Läden mehr. 7 700 Quadratmeter stehen künftig für den Handel zur Verfügung. Vorstellbar seien ein Schuhhändler, Textilangebote, eine Drogerie und ein Warenhaus, sagt er. Zwei Filialisten im Low-Budget-Bereich haben sich bereits gemeldet. Sie wollen im O.D.C. heimisch werden. Um welche Anbieter es sich handelt, will Jochen Stahl derzeit nicht sagen. Für das erste Obergeschoss wird er konkreter.

Hier will ein Fitness-Center einziehen. Der Mietvertrag mit der Firma „FitX“ ist für zehn Jahre geschlossen. Auf 3 000 Quadratmetern soll künftig trainiert werden. Sicher würde der Standort auch von den Senioren profitieren. Viele Fitnesscenter bieten Gesundheitskurse an. Zweiter Mieter in dieser Etage soll Multi Möbel werden. Das Kaufhaus hat bisher im Anbau am Parkplatz seinen Sitz. Der Würfel, wie Investor Stahl den Anbau nennt, soll abgerissen werden. Der gewaltige Flächenanteil für den Handel am Standort werde nicht mehr gebraucht, sagt er. Das O.D.C. soll zum kleinen Stadtteilversorger werden.

Neben der Laufkundschaft, die hierher zum Einkaufen kommt, hat der neue Eigentümer noch eine andere Zielgruppe im Blick. Perspektivisch sei ebenfalls vorstellbar, in den oberen Geschossen im Haupthaus Pflegeeinrichtungen anzusiedeln, sagt er. Zwischen beiden Gebäuden, quer über die Mall hinweg, könnte eine Brücke passen. Die würde die beiden Seniorenstandorte verbinden. Einen Bauantrag hat er dafür noch nicht eingereicht.

Ebenfalls vorstellbar sei, das Parkhaus abzureißen und die Fläche mit seniorengerechten Wohnungen zu bebauen. Diesen Part würde der Mitaktionär des Unternehmens übernehmen, der mit Wohnungsbau bereits Erfahrungen hat. Die Parkplätze am Center werden wohl nicht mehr in der Anzahl benötigt. Immerhin verschwinden beim Umbau knapp 7 000 Quadratmeter Nutzfläche. Bisher gibt es 700 Stellplätze am O.D.C. Jeweils 300 befinden sich in Parkhaus und Tiefgarage. Noch einmal 100 gibt es auf der Außenfläche. Erst wenn die Flächen neu aufgeteilt und vergeben sind, soll ein Konzept über den Parkplatzbedarf erstellt werden. Dann wird über Abriss und Neubau entscheiden.

Insgesamt rechnet Stahl mit Renovierungs- und Umbaukosten in Höhe von sieben Millionen Euro. Am Standort hält er fest. Pläne für den Verkauf auch nach dem Umbau gebe es nicht, sagt er. Die Portfolio Real Estate hat Erfahrungen mit Centern dieser Art. Der Neefepark in Chemnitz sowie zwei weitere Standorte in Wiesbaden und Solingen gehören zum Repertoire.