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Sendeschluss bei Regional-TV

Nach 25 Jahren stellt der Sender seine Arbeit ein. Die Zuschauer müssen aber nicht auf Berichte aus der Region verzichten.

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© Dietmar Thomas

Von Cathrin Reichelt

Seit ein paar Tagen räumt Alexander Krebs das Studio von Regional TV an der Döbelner Bahnhofstraße aus. Nach 25 Jahren stellt der Regionalsender seine Arbeit ein. Private und wirtschaftliche Gründe sind es, die Alexander Krebs dazu bewegen, aufzuhören. Er war in den vergangenen 15 Jahren der Macher bei Regional TV.

Der Bildschirm bleibt aber trotzdem nicht schwarz. Bis zum 31. Januar flimmert noch darüber, was Ende vergangenen Jahres produziert wurde. Ab dem 1. Februar übernimmt voraussichtlich Mittelsachsen TV aus Mittweida einige Programmteile von Regional TV und die Berichterstattung aus dem Altkreis Döbeln. Eine endgültige Entscheidung darüber fällt Ende des Monats. „Aber die Zeichen stehen gut“, sagt Krebs.

Für ihn hat sich ein Weitermachen nicht gelohnt. Rund 45 000 Euro hätte er in neue Technik investieren und dafür einen Kredit aufnehmen müssen. Die alte Technik fliegt beim Ausräumen fast komplett in den Container. „Sie ist noch analog. Damit kann heute niemand mehr arbeiten“, sagt Krebs. Nur eine kleine Kamera ist noch übrig geblieben.

Sendestelle abgebaut

Regional TV ist ein Wendekind. 1989 stellte Jürgen Gramms für die Gründung eines regionalen Fernsehsenders einen Antrag bei der Post der DDR. Dass er tatsächlich auf Sendung ging, gefiel nicht allen. Ein Jahr später wurde das damalige Waldheim TV vom Rat des Kreises sogar als Piratensender bezeichnet.

Bis 1999 war er auch nur in der Zschopaustadt, Hartha, Kriebethal und Meinsberg zu empfangen. Nach und nach kamen Döbeln, Leisnig, Ostrau, Jahna, Zschaitz, Roßwein und Westewitz dazu. Bei den Jahnaern wurde der Sender bereits vor zwei Jahren wieder ausgeknipst. Der Besitzer des Grundstücks, auf dem die Sendestelle stand, hat diese abgebaut.

Auch in Döbeln hat sich der Empfang reduziert. Dort erreicht Regional TV nur noch die Hälfte der Einwohner. „Die andere Hälfte hat Kabel Deutschland belegt“, erklärt Krebs. In Spitzenzeiten wurden die Berichte des Senders in 24 000 Haushalten gesehen. Zuletzt waren es nur noch 16 000. Zum einen habe es die Politik der Kabelnetzbetreiber nicht zugelassen, das Netz weiter auszubauen. Sie verlangten zum Beispiel monatlich mehrere Hundert Euro Einspeisegeld. Zum andern habe die Umstrukturierung im Kabelfernsehen dazu geführt, dass zahlreiche Haushalte auf Sateliten-Antennen umgestiegen sind. Über die kann Regional TV nicht empfangen werden, aber übers Internet. „Da sind wir weltweit verfügbar“, meint Krebs.

Mit Idealismus weitergemacht

Weil der zeitliche und finanzielle Aufwand immer größer wurde, gab es ab 2011 nur noch aller zwei Wochen ein neues Magazin im Regional TV. Zuvor wechselten die Beiträge wöchentlich. „Der Regionalsender finanziert sich durch Werbung und ist kein Verein, wie viele fälschlicherweise denken“, sagt Krebs. Deshalb gehöre sehr viel Idealismus zu dem Geschäft. Der trieb die Macher an, immer weiterzumachen, auch wenn sie durch verschiedene Probleme dreimal umziehen mussten: 2002 von Waldheim nach Mockritz, 2008 an die Breite Straße in Döbeln und 2011 an die Bahnhofstraße.

Die Arbeit habe immer Spaß gemacht, meint Alexander Krebs. Dabei habe er nicht nur die lokale Prominenz, sondern auch Kurt Biedenkopf, Georg Milbradt und Stanislaw Tillich kennengelernt. Ein Highlight sei der Auftritt von Helene Fischer bei Marktkauf gewesen. „Damals war sie noch das kleine Mädchen von nebenan und niemand hätte gedacht, dass sie mal so berühmt wird“, meint Krebs. Er sei auch in brenzliche Situationen geraten, zum Beispiel bei Demonstrationen. „Aber ich habe noch nichts erlebt, das ich nicht mit Worten klären konnte. Und eins sei ihm immer wichtig gewesen: Er war nie auf eine Sensationsberichterstattung aus.