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Semperopernball mit Iris Berben und Roland Kaiser

Die Schauspielerin erhält den St. Georgs Orden, dem Schlagerstar gehört die Bühne ab Mitternacht.

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© sächsische zeitung

Von Nadja Laske

Keinen besseren Zeitpunkt könnte Iris Berben für ihren Besuch in Dresden finden. Sie, die Frau, die sich seit einem halben Jahrhundert mit den Themen Rechtsextremismus und Antisemitismus beschäftigt. Der Zentralrat der Juden hat die Schauspielerin ausgezeichnet. Sie setzte ihre Unterschrift als Erste unter die Gründungspapiere der Initiative „Stop the Bomb“ gegen Irans Atomwaffenprogramm und unterstützt den Verein „Gesicht Zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland“.

Ihr Engagement für Toleranz ist den Veranstaltern des Semperopernballs einen Orden wert. Am 30. Januar kommt Iris Berben nach Dresden.Foto: Robert Michael
Ihr Engagement für Toleranz ist den Veranstaltern des Semperopernballs einen Orden wert. Am 30. Januar kommt Iris Berben nach Dresden.Foto: Robert Michael © Robert Michael

Nun wird Iris Berben in der Stadt geehrt, in der erst gestern wieder Tausende einem kriminellen und ausländerfeindlichen Initiator gefolgt sind. Am 30. Januar erhält die 63-Jährige auf dem Semperopernball den St. Georgs Orden. „Iris Berben setzt sich intensiv mit Dresden auseinander, das konnten wir in stundenlangen Telefonaten mit ihr erfahren“, sagt Hans-Joachim Frey. Der Ball-Chef hatte gestern die Medien über erste Höhepunkte des Jubiläumsballs informiert und Iris Berben als Preisträgerin bestätigt. Das Bundesverdienstkreuz erster Klasse bekam sie schon vor gut zehn Jahren, seither haben mehr als ein Dutzend Preisverleiher Berbens Wirken öffentlich honoriert. Erst im September war sie im Schloss Albrechtsberg zu Gast, wo ihr der Erich-Kästner-Preis des Presse-Clubs für Toleranz und Humanität überreicht wurde. Da trug sie ein rotes Kleid, nun wird sie den Roten Teppich des Semperopernballes gut kleiden.

Zur Verkündung erschien die Präsidentin der Deutschen Filmakademie zwar nicht im Kempinski Taschenberg Hotel. Dort hatte die vergangenen Tage ein ganz anderer Star eingecheckt: Vor fünf Tagen schon kam Roland Kaiser in die Stadt. Am Donnerstagabend hatte er im Kino Cinemaxx die DVD zur Kaisermania-Aufzeichnung vor großer Fangemeinde präsentiert. Am Sonnabend stand er zwischen Oberbürgermeisterin Helma Orosz und Ministerpräsident Stanislaw Tillich auf der Tribüne der Anti-Pegida-Demo und lief nach Meinung vieler Zuhörer mit seinem Statement beiden den Rang ab.

Gestern wurde er als Mitternachtsact des Balljubiläums verkündet und nahm fürs Blitzlichtgewitter zwischen Hans-Joachim Frey und Partnern des Semperopernball e.V. Platz. Schließlich ließ er sich mit einer angehenden Debütantin zur Tanzpose überreden, denn noch vor seinem Konzert auf der großen Saal-Bühne wird der Schlagerstar auf dem Theaterplatz mit den Open-Air-Ball-Gästen den Kaiserwalzer singen. Den hat Drehbuchautor Oliver Spiecker extra gedichtet: „Nur diese Stadt hat so ein Flair. Und alle Welt kommt von weit her ...“ Das ist die Antwort der Ballveranstalter auf die aktuellen montäglichen Demonstrationen. Das bisherige Ball-Motto „Dresden jubelt“ weicht dem neuen Wortspiel „Dresden heißt: die Welt willkommen“.

Entsprechend bunt stricken Ballinitiator Hans-Joachim Frey und sein Team das Programm in und vor der Oper. Armin Müller-Stahl wird Erich Kästner lesen und seine eigenen Kindheitserinnerungen damit verbinden. Rund 8 000 Kilometer weit reisen die Tänzer und Sänger der Künstlergruppe Baikal an. Sie zeigen eine Show aus ihrer sibirischen Heimat. Auf den Weg von Österreich nach Dresden machen sich die Wiener Comedian Harmonists, die allesamt an der Wiener Staatsoper engagiert sind und somit eigentlich vom Mitbewerber kommen. Jahrelang war Hans-Joachim Frey nicht müde geworden, seinen Ball vor dem Wiener Opernball zu rühmen, und dass die Dresdner Ball-Tradition älter als die Wiener ist, wollte er auch gestern noch einmal gesagt haben. Dennoch war im vergangenen Jahr der Chef-Choreograph des Bruder-Balls sein geladener Gast. In diesem Jahr bringen die Harmonists ein Lied zur Ballverständigung von der Donau mit an die Elbe. Die russische Sopranistin Aida Garifullina tritt auf, ebenso der Bass Georg Zeppenfeld, der in einer Reihe mit René Pape genannt wird, und der Stardirigent Massimo Zanetti wird zusammen mit der Staatskapelle Dresden den Ball eröffnen.

Vergangenes Jahr glitzerten die Gäste vor der Oper per Handy um die Wette. In diesem sollen sie via App Fotos von sich selbst auf dem Theaterplatz machen, einschicken und so Teil einer riesigen Foto-Collage werden. Die Karten in der Oper sind schon seit Monaten ausverkauft. Zum fröhlichen Spektakel davor aber kann jeder beitragen und dort auch Roland Kaisers Konzert auf großer Leinwand miterleben.