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Seltsame Erfindungen

Der ruhelose Erfinder Karl Hans Janke lebte 40 Jahre lang in der Psychiatrie in Wermsdorf. Heute wird er als Künstler verehrt.

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© André Braun

Von Jens Hoyer

Döbeln. Karl Hans Janke hat sich immer als Erfinder gesehen. Er entwarf Raumschiffe und störte sich wenig an Naturgesetzen. Eine seiner Konstruktionen nannte sich „Deutsches Raum Trajekt Venusland“ und wurde mittels elektrischen Raumstroms von 20 Millionen Volt von Impulsstrahltriebwerken in Bewegung gesetzt. Erwärmbare Behälter mit Edelgas sollten für Auftrieb sorgen.

Als Erfinder hat sich Janke nie einen Namen gemacht, obwohl zwei seiner Ideen tatsächlich patentiert wurden. 40 Jahre lang war er Patient in der Klinik Hubertusburg in Wermsdorf. Er litt unter paranoider Schizophrenie. Sein Wahn drückte sich im unermüdlichen Erfinden und Zeichnen aus. Zwölf Jahre nach seinem Tod – er starb 1988 – wurden auf einem Dachboden der Klinik Kisten mit Tausenden seiner Zeichnungen wiederentdeckt. Heute gilt Karl Hans Janke als Künstler.

Manche rücken seine akribischen Zeichnungen von Flugzeugen, Raumstationen und Dampfdruckbehältern in die Nähe der Bilder von Leonardo da Vinci. In seinem Testament schrieb Janke: „Ich bitte, die Bilder und Alben aufzubewahren, mit den vielen Zeichnungen und Modellen, die ich für Euch Menschen geschaffen habe.“ Der Verein Rosengarten kümmert sich heute um seinen Nachlass. In Wermsdorf sind die Bilder in einer ständigen Ausstellung zu sehen. Und sie gehen auch auf Wanderschaft.

Die Ausstellung „Visionär“ war bis Anfang September im Leipziger Tapetenwerk zu sehen. Jetzt ist sie, in verkleinerter Form, nach Döbeln gekommen. Die Bilder Jankes werden dabei mit zeitgenössischen Werken junger Leipziger Künstler gezeigt. Die Stadt hatte das Angebot kurzfristig bekommen. Nach der Gatzemeier-Schau ist bis zur Weihnachtsausstellung Platz im Rathausturm. Hans Ulrich Kopsch vom Bund Bildender Künstler in Leipzig hat mit seinen Mitstreitern die Ausstellung am Donnerstag aufgebaut. Sie ist bis 5. November im Museum zu sehen.