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Selters statt Sekt

Während viele Dresdner den Jahreswechsel feiern, müssen andere arbeiten. Zu Silvester kein einfacher Einsatz.

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© André Wirsig

Von Gabriel Jira und Nora Domschke

Das wird ein harter Einsatz. Daran denkt Christian Kleber, wenn es auf Silvester zugeht. Der Mediziner ist der ärztliche Leiter in der chirurgischen Notaufnahme im Uniklinikum. Zum Jahreswechsel hat der 38-Jährige Dienst. Er ist auf schwerste Verletzungen spezialisiert und das ist an diesem Tag besonders wichtig. „Einmal hatten wir jemanden, der sich mit einem Chinaböller die ganze Hand weggesprengt hatte“, sagt Kleber. „Es gibt die verrücktesten Geschichten. Einmal ist jemand betrunken von einem Hochhaus gefallen. Er wollte von dort das Feuerwerk anschauen.“ Kleber ist seit zwei Jahren in Dresden. Vorher arbeitete der Chirurg in der Berliner Charité. „Als Silvester dort auf der Fanmeile gefeiert wurde, hatten wir sogar Verletzte, die Bierkrüge an den Kopf bekommen hatten. Betrunkene hatten sie einfach in die Menge geworfen.“

Wer Silvester arbeiten muss

Keine Feier ohne Beer Er hat sich freiwillig gemeldet. Für Uwe Beer ist der Dienst in der Silvesternacht nichts Schlimmes. Der 25-jährige Dresdner ist Kellner im Restaurant „Hans im Glück“ am Altmarkt. Seit drei Jahren steht er zum Jahreswechsel hinter der Theke. Er selbst macht sich nicht viel aus den Feierlichkeiten. Aber das Arbeiten an diesem Tag ist für ihn Spaß. „Wir Kellner fühlen uns so wie kleine Helden der Gesellschaft. Alle wollen feiern. Aber es gibt Sachen, die gemacht werden müssen. Und wir machen das“, sagt er. Die Gäste seien viel netter. Alle freuen sich auf die Feier. Nur manchmal gebe es Probleme, wenn kurz vor zwölf plötzlich die Gäste von zehn Tischen auf einmal bezahlen wollen. Das dauert natürlich – deswegen verpassen manche das Feuerwerk und werden pampig. „Deshalb sagen wir den Leuten jetzt immer um elf Uhr, dass sie auch an das Feuerwerk denken sollen“, sagt Beer. Und nach getaner Arbeit stößt er dann mit den Kollegen in einer Bar an.
Keine Feier ohne Beer Er hat sich freiwillig gemeldet. Für Uwe Beer ist der Dienst in der Silvesternacht nichts Schlimmes. Der 25-jährige Dresdner ist Kellner im Restaurant „Hans im Glück“ am Altmarkt. Seit drei Jahren steht er zum Jahreswechsel hinter der Theke. Er selbst macht sich nicht viel aus den Feierlichkeiten. Aber das Arbeiten an diesem Tag ist für ihn Spaß. „Wir Kellner fühlen uns so wie kleine Helden der Gesellschaft. Alle wollen feiern. Aber es gibt Sachen, die gemacht werden müssen. Und wir machen das“, sagt er. Die Gäste seien viel netter. Alle freuen sich auf die Feier. Nur manchmal gebe es Probleme, wenn kurz vor zwölf plötzlich die Gäste von zehn Tischen auf einmal bezahlen wollen. Das dauert natürlich – deswegen verpassen manche das Feuerwerk und werden pampig. „Deshalb sagen wir den Leuten jetzt immer um elf Uhr, dass sie auch an das Feuerwerk denken sollen“, sagt Beer. Und nach getaner Arbeit stößt er dann mit den Kollegen in einer Bar an.
Der Notfallchirurg Christian Kleber hofft, dass er sich am Sonnabend mit seinen Kollegen das Feuerwerk vom Dach der Uniklinik aus anschauen kann. Nach Mitternacht wird es in der Johannstädter Notaufnahme dann meistens voll. Fotos: René Meinig (4), André Wirsig    Foto: Rene´ Meinig /  /
Der Notfallchirurg Christian Kleber hofft, dass er sich am Sonnabend mit seinen Kollegen das Feuerwerk vom Dach der Uniklinik aus anschauen kann. Nach Mitternacht wird es in der Johannstädter Notaufnahme dann meistens voll. Fotos: René Meinig (4), André Wirsig Foto: Rene´ Meinig / /
Der Herr über Busse und Bahnen Er behält den Überblick. Und zwar über Dresdens Busse und Straßenbahnen, die am Abend des 31. Dezembers jede Menge Fahrgäste ins Stadtzentrum bringen. Dann sitzen Thomas Ficke und seine Kollegen in der Leitzentrale der Dresdner Verkehrsbetriebe in Trachenberge. Auf einem riesigen Stadtplan behalten sie die Fahrzeuge im Auge, sorgen unter anderem dafür, dass Bahnen umgeleitet werden, wenn es einen Unfall gibt. Und wie ist der Dienst in der Silvesternacht? „Kurz vor Mitternacht und gegen ein Uhr wird es eng in den Straßenbahnen“, sagt Ficke. Dann wollen viele Dresdner zeitgleich in die Stadt oder wieder nach Hause fahren. „Wir sorgen dafür, dass zusätzliche Bahnen fahren.“ Probleme mit Böllern, die auf Fahrzeuge geschmissen werden, gebe es auch. „Es ist aber in den letzten Jahren etwas ruhiger geworden“, sagt Ficke, der seit 1986 bei den DVB und seit mehr als 20 Jahren in der Leitstelle arbeitet. Viel schlimmer seien die Alkoholleichen am Neujahrsmorgen.   Foto: Rene Meinig /  /
Der Herr über Busse und Bahnen Er behält den Überblick. Und zwar über Dresdens Busse und Straßenbahnen, die am Abend des 31. Dezembers jede Menge Fahrgäste ins Stadtzentrum bringen. Dann sitzen Thomas Ficke und seine Kollegen in der Leitzentrale der Dresdner Verkehrsbetriebe in Trachenberge. Auf einem riesigen Stadtplan behalten sie die Fahrzeuge im Auge, sorgen unter anderem dafür, dass Bahnen umgeleitet werden, wenn es einen Unfall gibt. Und wie ist der Dienst in der Silvesternacht? „Kurz vor Mitternacht und gegen ein Uhr wird es eng in den Straßenbahnen“, sagt Ficke. Dann wollen viele Dresdner zeitgleich in die Stadt oder wieder nach Hause fahren. „Wir sorgen dafür, dass zusätzliche Bahnen fahren.“ Probleme mit Böllern, die auf Fahrzeuge geschmissen werden, gebe es auch. „Es ist aber in den letzten Jahren etwas ruhiger geworden“, sagt Ficke, der seit 1986 bei den DVB und seit mehr als 20 Jahren in der Leitstelle arbeitet. Viel schlimmer seien die Alkoholleichen am Neujahrsmorgen. Foto: Rene Meinig / /
Zusammen ist man weniger allein Spaß haben und gleichzeitig etwas für andere tun – deswegen arbeitet Sara Schreinert zu Silvester. Die Dresdnerin kümmert sich ehrenamtlich um Obaid, Eiman und Mohamad. Normalerweise hilft sie den afghanischen Asylbewerbern beim Deutschlernen und Behördengängen. Aber zu Silvester lassen sie den Alltag hinter sich. „Zuerst treffen wir uns zu Hause und essen zusammen. Später geht es zum Feiern in die Neustadt“, so die 29-Jährige. „Wir sind Freunde geworden. Deshalb fühle ich mich fast gar nicht, als ob ich arbeite“, sagt sie. Schon vor einem Jahr feierte sie Silvester mit den Flüchtlingen. „Das war ein super Abend“, sagt sie. „Alle brachten ihre Freunde mit. Insgesamt waren wir 24 Leute. Die eine Hälfte waren Afghanen. Die andere Helfer“, so Schreinert. Dieses Jahr werde es bestimmt mindestens genauso lustig, obwohl ein paar Kollegen leider nicht dabei sein können. Dafür kommt noch ein Iraner mit. Genügend Leute zum Feiern sind also auf jeden Fall dabei.    Foto: Rene´ Meinig /  /
Zusammen ist man weniger allein Spaß haben und gleichzeitig etwas für andere tun – deswegen arbeitet Sara Schreinert zu Silvester. Die Dresdnerin kümmert sich ehrenamtlich um Obaid, Eiman und Mohamad. Normalerweise hilft sie den afghanischen Asylbewerbern beim Deutschlernen und Behördengängen. Aber zu Silvester lassen sie den Alltag hinter sich. „Zuerst treffen wir uns zu Hause und essen zusammen. Später geht es zum Feiern in die Neustadt“, so die 29-Jährige. „Wir sind Freunde geworden. Deshalb fühle ich mich fast gar nicht, als ob ich arbeite“, sagt sie. Schon vor einem Jahr feierte sie Silvester mit den Flüchtlingen. „Das war ein super Abend“, sagt sie. „Alle brachten ihre Freunde mit. Insgesamt waren wir 24 Leute. Die eine Hälfte waren Afghanen. Die andere Helfer“, so Schreinert. Dieses Jahr werde es bestimmt mindestens genauso lustig, obwohl ein paar Kollegen leider nicht dabei sein können. Dafür kommt noch ein Iraner mit. Genügend Leute zum Feiern sind also auf jeden Fall dabei. Foto: Rene´ Meinig / /

Trotz der vielen Unfälle kommen aber auch Ärzte und Schwestern an diesem Tag auf ihre Kosten. „Am Abend bringt jeder aus dem Team Essen und Trinken mit. Um Mitternacht stehen wir, wenn es der Betrieb zulässt, auf dem Dach der Klinik und schauen das Feuerwerk an. Die ersten Verletzten kommen dann um halb eins“, sagt Kleber. Danach breche die Hölle herein. Bis morgens um zehn sei an Pausen nicht mehr zu denken. Dann kämen die, die in der Nacht zu betrunken waren, um zum Arzt zu gehen. Deswegen ist zu Silvester auch mehr Personal im Einsatz. Auch die Bestände an Brandwunden-Verbänden werden aufgestockt. Einen Vorteil hat es aber, zu Silvester zu arbeiten. Weihnachten verbringt Kleber zu Hause.