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Seltenes Ehejubiläum

Maria und Eberhard Wätzig aus Wendischbaselitz blicken auf 65 gemeinsame Jahre zurück, auch wenn die Zeiten nicht immer einfach waren.

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© Helmut Schippel

Von Helmut Schippel

Wendischbaselitz. Maria und Eberhard Wätzig feiern an diesem Freitag das seltene Jubiläum der Eisernen Hochzeit. Schon bei ihrer Trauung vor 65 Jahren war ihnen klar, dass sich Kinder einstellen sollen. Dass sie aber eines Tages so viele Kindeskinder haben werden, ahnten sie nicht. Schon zur Goldenen Hochzeit hatte der Fotograf Mühe, die große Gesellschaft aufs Bild zu bannen. Nunmehr werden sie sich mit ihren drei Kindern und deren Partnern, mit neun Enkeln und 14 Urenkeln ablichten lassen.

Im Leben der beiden Jubilare gibt es manche Gemeinsamkeit. Beide wurden 1931 geboren, sie in Wendischbaselitz, er in Oelsa nicht fern von Dresden. Von begüterten Verhältnissen konnte nicht die Rede sein. Die Tochter eines Mittelbauern musste schon früh auf dem Hof der Eltern mit helfen und er wuchs in einer Arbeiterfamilie mit fünf Geschwistern auf. Beide besuchten die Volksschule. Damals wurde noch Ostern eingeschult. Eberhard hatte es nicht weit bis zur Schule. Maria hingegen musste nach Nebelschütz laufen. Ungeachtet der letzten Kriegstage endete für Eberhard im April 1945 der reguläre Schulbesuch und er begann eine Lehre als Betriebselektriker. Eine Lehrstelle im Wirrwarr jener Zeit – das war ein Glückstreffer. Nicht anders seine Arbeitsaufnahme in einer Dresdener Firma, die ihn bald als Monteur in das kleine Piskowitz entsandte.

Zur Hochzeit nach Kamenz

Die Braunkohlengrube „Volkssolidarität“ war gerade erschlossen worden, überall im Land mangelte es an Brennstoffen. Der junge Monteur half mit, in allen Grubenbereichen Anschlüsse zu verlegen. Als der Auftrag abgearbeitet war, blieb der Oelsaer auf eigenen Wunsch als Betriebselektriker in der Grube.

In der dortigen Baracke wollte er aber nicht mehr schlafen. Er fand beim Mittelbauer Keschke in Wendischbaselitz ein kleines Zimmer. Damit trat Maria in sein Leben. Diese arbeitete wie fast selbstverständlich zu jener Zeit auf dem elterlichen Hof. Befragt „wann es gefunkt habe“ bekennt sie freimütig: „Nach acht Wochen wusste ich, das ist der Richtige, den will ich haben“. Der Anlass, sich zu offenbaren, bot sich auf dem Rückweg nach einem Tanzabend in Neudörfel. Eberhard hatte sie auch längst in sein Herz geschlossen. Manch Gerede im Dorf und unter Verwandten hatten die Verliebten auszuhalten, doch sie setzten sich durch. Weil der Nebelschützer Pfarrer partout nicht am Wochenende traute, sondern nur dienstags oder mittwochs, wich das Brautpaar auf Kamenz aus. Also fuhren die fünf Kutschen nicht bis zur Kirche im Nachbarort, sondern in die nahe Stadt.

Mit dem Karneval verbunden

1951 übernahm das junge Ehepaar den Hof mit seinen elf Hektar Land und ansehnlichem Viehbestand. Eberhard arbeitete in Piskowitz in seinem Fach, Maria in der LPG. Daheim aber standen noch Tiere im Stall, ganz abgesehen vom Kleinvieh. Jahre der Doppelbelastung waren zu meistern. Und das Wichtigste, die Kinder stellten sich ein, wollten versorgt sein. Wie viele ihrer Generation fragen sich auch Maria und Eberhard immer wieder, wie haben wir das alles nur unter einen Hut bekommen. Maria erwarb sogar noch zwei Facharbeiterbriefe, war Mitglied im LPG-Vorstand und ging 1990 in die Rente. Eberhard folgte ihr vier Jahre später, nachdem auch er viele Jahre in der Genossenschaft arbeitete. Wird von den Wätzigs gesprochen dann ist auch vom WCV, dem Wendischbaselitzer Karnevalsverein, die Rede. Mit Dorfnachbarn gründeten die beiden Jubilare 1969 den Verein. Lange Jahre stand Wätzig senior ihm vor. Heute prägen Sohn Daniel als Folgepräsident und dessen vier Söhne wesentlich den guten Ruf der Narrengemeinschaft des WCV. Bleibt zu hoffen, dass den Jubilaren, die so eisern 65 lange Jahre zusammenhielten, Gesundheit und Lebensfreude noch viele Jahre gegeben sind.