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Selfie-Wahlkampf in Bautzen

Vor der Oberbürgermeisterwahl setzen einige Kandidaten massiv auf Facebook, bei anderen Bewerbern löst das nur Kopfschütteln aus.

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© Uwe Soeder

Von Frances Scholz

Bautzen. Matthias Knaak zeigt sich lässig als Fan beim Budissa-Spiel auf der Müllerwiese in Bautzen. Alexander Ahrens präsentiert sich mit Fahrradhelm und wünscht allen Bürgern ein schönes Wochenende. Beide Männer haben dasselbe Ziel: Sie wollen am 7. Juni Oberbürgermeister von Bautzen werden. Beide nutzen sie dafür intensiv Facebook als Werbekanal.

Um Politik geht es dabei nur selten. Wichtiger ist der nette Eindruck: Strahlend nimmt CDU-Bewerber Matthias Knaak auf einem Foto ein Glas Nutella in Empfang. Aufschrift: „Bürgermeister“. Auf anderen Bildern feuert er die Sportler beim Czorneboh-Lauf an oder posiert beim Jugendblasorchester mit Instrumenten.

Bürgernähe, heißt die zentrale Botschaft von Alexander Ahrens. Er ist der gemeinsame Kandidat von Linken, SPD und Bürgerbündnis. Mal zeigt sich der Jurist mit Wählern in Kleinwelka, mal auf dem Grünmarkt oder beim Schwatz auf einer Parkbank in der Bautzener Altstadt. Außerdem beantwortet er täglich eine Frage zu seiner Person. Der berühmte Fragebogen von Marcel Proust steht dafür Pate.

Wahlkampfhilfe von der Familie

Neben ihrem Facebook-Auftritt betreiben beide Kandidaten eine eigene Internetseite. Die Vorteile liegen für Matthias Knaak auf der Hand: „Die Internetseite enthält einen umfassenden Überblick über meine Pläne für Bautzen, alles kompakt auf einen Blick.“ Um noch näher an den Bürgern dran zu sein, gibt es auf seiner Seite einen Blog – geschrieben von seiner Frau. Anke Knaak berichtet darin zum Beispiel, wie sich beide kennengelernt haben, oder warum sie ihren Mann für einen guten OB-Kandidaten hält. Auch die Knaak‘schen Regeln werden erläutert. Nummer eins: „Nichts versprechen, was man entweder nicht selbst beeinflussen kann oder was nicht sicher haltbar ist“, Matthias Knaak ist froh über diese Unterstützung. „Die Resonanz ist unglaublich.“ Die Seite habe inzwischen Hunderte regelmäßige Leser. „Ich denke, für den Bürger ist diese ganz andere Sicht auf den Politikbetrieb und den Wahlkampf sehr aufschlussreich – und amüsant zu lesen“, sagt der Mitarbeiter der Kreisverwaltung.

Bei Alexander Ahrens stößt er damit auf unverhohlene Skepsis: „Ich halte die Informationen von Frau Knaak für entbehrlich“, sagt der Bündnis-Kandidat. Den Wahlkampf im Internet findet er hingegen wichtig. „Es geht darum zu zeigen, dass man aktiv ist. Das Internet ist dafür ein guter Indikator.“

Allerdings zeigen die Fanzahlen auch, dass Knaak und Ahrens bislang nur einen begrenzten Personenkreis erreichen. Knaak bringt es auf 226 Facebook-Fans, Ahrens auf 135. Zum Vergleich: Auf der Facebookseite der Stadt Bautzen sind mehr als 7 000 Nutzer angemeldet.

Keine Lust auf aufgesetzte Bilder

Mike Hauschild, der als unabhängiger Bewerber um den OB-Posten antritt, schüttelt daher nur den Kopf über das Treiben seiner Konkurrenten. „Ich setze lieber auf das persönliche Gespräch. Und ich halte auch nichts von Selfies. Das wirkt aufgesetzt“, sagt der Handwerksmeister. Was die anderen Bewerber auf ihren Seiten treiben, interessiere ihn deshalb nicht. „Ich konzentriere mich darauf, mit den Bürgern in Kontakt zu kommen.“

Das versucht auch Andreas Thronicker. Der als Lauentürmer bekannte Bautzener möchte ebenfalls OB werden. „Für mich ist es allerdings schwer, Termine in öffentlichen oder kommunalen Einrichtungen zu bekommen“, sagt er. Die Facebookseite ist deshalb für ihn ein wichtiger Weg, um überhaupt wahrgenommen zu werden. „Dort möchte ich vor allem junge Leute ansprechen, denn sie haben sich bei vergangenen Wahlen eher zurückgehalten“, erklärt Throniker. Sein Fanzähler steht derzeit bei 122. Das wichtigste Thema für den Stadtführer ist die Situation der Kinder. Überhaupt konzentrieren sich seine Einträge überwiegend auf Sachthemen.

Alexander Ahrens zeigt sich hingegen auch von seiner privaten Seite und postet zum Beispiel Bilder von seiner Familie. „Man wird ja als Person gewählt“, begründet er das. Matthias Knaak will vor allem authentisch wirken und zeigen: „Da steckt wirklich Matthias Knaak dahinter und kein Wahlkampfmanager. Eine Homestory wird es aber nicht geben“, sagt er scherzhaft.

„Die Familie sollte außen vor sein. Es geht schließlich um einen Job“, kontert hingegen Mike Hauschild.

Alexander Ahrens und Matthias Knaak haben indessen auf Facebook schon wieder nachgelegt. Ahrens zeigt sich in der Schulsternwarte, Knaak bei einem Besuch im Lausitzer Druckhaus. Sechs Wochen sind’s noch bis zum Wahltermin am 7. Juni: Viel Zeit für Selfies und Argumente.