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Selbstverwaltung mal ausprobieren

Beim Festival La Libertad entsteht eine riesige Kommune. Deren Zusammenleben soll auch ohne Vorschriften funktionieren.

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© André Braun

Von Cathrin Reichelt

Gersdorf. Die Organisatoren des Festivals La Libertad haben gelernt. „2013 waren Tausende Leute hier. Die Wiesen waren zugeparkt, die Musik von den vielen Bühnen war viel zu laut und bis nach Neuseifersdorf zu hören“, erinnert sich Maik Hermann von der Kooperative Schloss Gersdorf. „2015 haben wir den Stecker gezogen.“ Es war nur noch handgemachte Musik erlaubt, die lediglich leicht verstärkt wurde.

In diesem Jahr gehen die Gersdorfer noch einen Schritt weiter. Auf einer Bühne besteht wieder die Möglichkeit, elektronische Musik zu spielen. Die ist allerdings nur über Kopfhörer zu hören. Insgesamt fünf Bands werden auf der Elektrobühne so auftreten. „Die Technik ist sehr aufwendig. Das ist ein großes Experiment“, meint Hermann. Wer das ausprobieren möchte, kann für 2,50 Euro einen der 400  Kopfhörer mieten.

In dieser Woche bereiten die Gersdorfer das Festival vor. Ein Bauer stellt eine benachbarte Wiese zur Verfügung, auf der die Teilnehmer zelten können. Der Park am Schloss bleibt den Workshops und Bands vorbehalten. Für die werden drei Bühnen aufgebaut. Außerdem kümmern sich die Organisatoren um die Komposttoiletten, die Beleuchtung muss gebaut und Dekoration angebracht werden. „Dabei verwenden wir keinen Kunststoff, nur Naturmaterialien und -farben“, so Hermann.

Das Festival

La Libertad ist für den 10. bis 16. Juli im Schlosspark Gersdorf bei Roßwein geplant.

10. Juli: Der gesamte Tag wird ohne das Nutzen von Strom verbracht.

1. Juli: 14 bis 18 Uhr, zwischen Utopie und Wirklichkeit – Einblicke in Tierrechte und Veganismus.

12. Juli: 15.30 bis 18.30 Uhr, Vernetzungstreffen zur Selbstorganisation in Kommunen, Hausprojekten und Gemeinschaften.

13. Juli: Workshop zur Vielfalt der gemeinsamen Ökonomie.

14. Juli: 10 und 14 Uhr, Dokumentationen zum Thema Anarchismus

15./16. Juli: jeweils ab 14 Uhr spielen verschiedene Bands.

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Auch der Großeinkauf steht noch bevor. Viele Produkte kommen von Bauern aus der Umgebung. Aber, es ist ein veganes Festival, bei dem es keine Milchprodukte gibt. In vielen kleinen und großen Töpfen kochen die Besucher dann selbst, so dass es zu jeder Mahlzeit viele verschiedene Gerichte gibt.

Wer, wann was macht, wird in einem täglichen Plenum festgelegt. Das betrifft nicht nur das Kochen, sondern zum Beispiel auch die Kinderbetreuung, die Feuerwache, das Müllaufsammeln oder die Toilettenreinigung. „Das ist ein Ausprobieren der Selbstverwaltung in großen Strukturen, ohne reglementiert zu werden“, erklärt Maik Hermann. Täglich gibt es Workshops zu speziellen Themen. Einige stehen schon fest (siehe Kasten). Auf einer Infotafel im Schlosspark kann jeder Gast zusätzlich eintragen, was er selbst zum Festival beitragen möchte.

Eine Anmeldung ist nicht nötig. Willkommen ist fast jeder, „außer jemand, der seinen Grill hier aufbaut oder rechte Sprüche klopfen will“, grenzt Hermann ein und hat noch eine Bitte: Um das Parkplatzproblem in Grenzen zu halten, sollten Besucher mit Sammeltransporten kommen oder mit der Buslinie 750 bis zum Roßweiner Wolfstal fahren. Von dort aus ist das Gersdorfer Schloss auf einem Wanderweg in 15 Minuten erreichbar.