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Selbst schuld am Ladenleerstand?

Viele Facebook-Nutzer kommentieren das Problem leerer Schaufenster. In der Kritik steht die Parkplatzsituation.

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© Norbert Millauer

Von Mareike Huisinga

Pirna. Das Thema Ladenleerstand in der Innenstadt beschäftigt viele Leser. Allein in der Schössergasse sind aktuell acht Geschäfte nicht vermietet (SZ vom 18. Januar). Nachdem der Beitrag über leere Schaufenster auch auf der SZ-Facebook-Seite veröffentlicht wurde, meldeten sich zahlreiche Nutzer zu Wort. Die meisten bedauern die Situation. „Es stehen überall in Pirna Läden leer! Man bedenke, wie die Gartenstraße vor 15 Jahren noch aussah. Was will man als Gewerbetreibender auch im Zentrum bzw. in Pirna? Dazu noch ständig Baustellen“, schreibt Erik Spiegelhauer.

Auch Jörg Geppert sieht die Situation kritisch und stellt generell fest: „Die Stadt hat Potenzial. Es fehlt Kreativität, Querdenken, Mut, Inspiration. Wo gibt es die Plattform, wo Ideen entwickelt und diskutiert werden in der Stadt?“

Bei dem heiklen Thema Ladenleerstand blicken einige Nutzer auch skeptisch auf das geplante Einkaufscenter Scheunenhof, das in der Innenstadt an der Ecke Bahnhofstraße/Robert-Koch-Straße entstehen soll. „Sollte dann noch das Einkaufszentrum kommen, wird das Ladensterben noch akuter“, prophezeit jedenfalls Frank Salzmann und erhält prompt Unterstützung von Marco Claus, der ebenfalls mit dem Bau des Centers ein Aussterben der Innenstadt befürchtet. Sein Fazit: „Das ist echt traurig. Selbst zu DDR-Zeiten war die Innenstadt belebter.“ Nach SZ-Informationen ist der Baustart für das Einkaufscenter am Scheunenhof für dieses Frühjahr vorgesehen.

Im Zusammenhang mit dem Leerstand stößt vor allem die Parkplatzsituation in der Innenstadt auf Kritik. Viele User sehen einen konkreten Zusammenhang. Eine Ex-Pirnaerin, die ihre Heimatstadt in unregelmäßigen Abständen besucht, kommentiert unter dem Nutzernamen De Nise: „Ich verstehe nach 17 Jahren immer noch nicht richtig, was da schiefläuft. Pirna hat so viel Potenzial! Diese Stadt ist wunderschön. Es gibt ja auch wirklich einige gute Läden und auch leckere Gasthäuser. Was mir noch aufgefallen ist, ist die katastrophale Parksituation ...“, schreibt sie und tritt damit eine Debatte los. Gunter Petzold schließt sich ihrer Meinung an. Er wohnt am Stadtrand von Pirna und fährt zum Shoppen lieber nach Dresden zum Kaufpark Nickern, wo es kostenlose Parkplätze gibt. Und in Pirna? „Hier braucht sich keiner wundern, die Autofahrer aus dem Umland werden ausgesperrt und mit Parkautomaten an jeder Straßenecke abgeschreckt“, ärgert er sich. Das sieht David Meusel ganz ähnlich und verweist dabei auf Heidenau als Vorbild, wo man „an jeder Ecke ohne Parkschein stehen“ könne. Folglich müssten in Pirna mehr kostenlose Parkplätze geschaffen werden. Deshalb lautet seine Empfehlung an die Stadtverwaltung: „Pirna sollte mal aufwachen.“

Händler reagieren mit Vergütung

Doch die Stadt will sich keinen Dauerschlaf vorhalten lassen. „Kostenfreie Parkplätze in der Innenstadt würden keinen Sinn machen, da diese dann ausschließlich von ein und denselben Parkern permanent genutzt werden würden“, sagt Stadtsprecher Thomas Gockel. Das hätten Untersuchungen ergeben. „Wir wollen aber eine hohe Fluktuation auf den begrenzten Stellflächen, weshalb eine Parkgebühr verlangt wird“, führt er aus. Im Altstadtbereich kostet eine halbe Stunde 50 Cent.

Kostenfrei hingegen ist der Park-and-ride-Platz am Busbahnhof. Allerdings ist dieser Platz oft überfüllt. Deshalb plane die Stadt aktuell, das Areal um zusätzliche Flächen zu erweitern, erklärt Thomas Gockel.

Auch Joachim Leitner, Betreiber der Parkhäuser in der Innenstadt, kennt die Diskussion um die Stellflächen. Seine Meinung: Niemand muss wegen begrenzter Parkmöglichkeiten Pirna meiden. Das Auto im Parkhaus Altstadt unterzustellen, kostet pro Stunde einen Euro, der Tagessatz beläuft sich auf maximal elf Euro. Im Parkhaus am Thälmannplatz, das etwas weiter von der Altstadt entfernt liegt, zahlt der Pkw-Fahrer pro Stunde 80 Cent und höchstens fünf Euro am Tag. „Das sind im Vergleich zu anderen Kleinstädten moderate Preise“, sagt Leitner und weist daraufhin, dass es fast immer freie Kapazitäten in den Parkhäusern gibt.

Unterdessen haben schon einige Händler auf die Situation reagiert. So bietet unter anderem die Pluspunkt-Apotheke eine Parkschein-Vergütung von 50 Cent an, wenn der Gesamteinkaufwert in der Apotheke über fünf Euro liegt. Ganz ähnlich macht es auch die hiesige Optiker-Filiale Fielmann. „Wobei wir allerdings unabhängig von der Summe unseren Kunden gegen Vorlage eines Parkscheins 50 Cent zurückerstatten“, sagt Niederlassungsleiter Peter Gehring.