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Selbst Alarmübungen halten auf Trab

Die Kinder der Kita Börtewitz sind mehr als andere auf den Beinen. Dafür haben sie ein Zertifikat erhalten. Es geht aber um mehr.

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© André Braun

Von Heike Heisig

Leisnig/Börtewitz. Seit dieser Woche gibt es an der Fassade der Kindertagesstätte Nido in Börtewitz ein Achtungszeichen mehr. Nachdem das Haus bereits zweimal das Zertifikat „Gesunde Kita“ bekommen hat, ist nun ein weiteres dazugekommen: die bewegte Kita. Dieses hat die Unfallkasse Sachsen verliehen. Das Haus in Börtewitz ist eines der letzten, das das Qualitätsmerkmal erhalten hat, vorerst.

Gemeinsam mit den Eltern hat Leiterin Anke Lippert das kleine blaue Zertifikat an der Hauswand angebracht. Keine Frage, für die Mütter, Väter und Erzieherinnen war auch das ein bewegender Moment. Allerdings zählt mehr, dass im Alltag der Kinder mehr Bewegung ist als vielleicht noch vor einem bis anderthalb Jahren.

Mit der Bewerbung 2015/2016 hat sich das achtköpfige Erzieherteam Gedanken gemacht, wie es die Zielstellung erreichen kann. „Vor der Zertifizierung mussten wir sogenannte Zielvereinbarungen abschließen“, so Anke Lippert. Das garantiere, dass die Neuerungen nicht nur Eintagsfliegen, sondern nachhaltig sind. „Die Eltern und der Förderverein unterstützen uns dabei“, sagt die Leiterin. Auch die Kommune als Träger stehe hinter der Philosophie.

Schon die Jüngsten starten mit einem bewegten Morgenkreis

Bereits die Krippenkinder im Alter von null bis drei werden einbezogen. Für sie gibt es einen bewegten Morgenkreis. So starten sie jeden Wochentag tanzend, singend und hüpfend in die Stunden in der Einrichtung. „Im Tagesverlauf gehen wir dann auch viel raus. Da soll sich gerade für die Kleinsten auf unserem Freigelände noch etwas tun. Denn die meisten Spielgeräte sind für die Krippenkinder noch ungeeignet. Dabei wollen auch sie ihren Bewegungsdrang ausleben“, schildert Anke Lippert. Daher habe das Kita-Team EU-Fördergeld aus der Integrierten ländlichen Entwicklung beantragt. Wird der Zuschuss bewilligt, dann könnte damit und einem Eigenanteil der Stadt Leisnig im Freigelände eine Ecke mit Kriechelementen und Mini-Rutsche für die Knirpse entstehen.

Rücken der Schulanfänger wird mit Übungen gezielt gestärkt

Ehe das Nido, was so viel wie Nestchen heißt, die Kinder in die Schule entlässt, lernen sie im Kindergarten, ihren Rücken auf die neuen Anforderungen vorzubereiten. „Die Schulanfänger absolvieren eine Rückenschule. Eine Mutti, die Physiotherapeutin ist, leitet die Kinder an“, erzählt Anke Lippert. Außerdem gebe es Tipps zum Ranzenkauf und anderem mehr.

Auch für die Eltern gibt es eine Anleitung und viele Informationen

Erst in dieser Woche konnten Mütter und Väter der insgesamt 48 Nido-Schützlinge der Einladung zu einem bewegten Elternabend folgen. Ähnliches gab es schon im vergangenen Jahr. Die Eltern hatten sich daraufhin eine Wiederholung gewünscht. Anliegen war eingangs, zu veranschaulichen, wie wichtig Bewegung für die kindliche Entwicklung ist, und: Wer sich bewegt, lernt leichter. In diesem Sinne standen diesmal Bewegungsspiele auf dem Plan – eine sehr lustige Angelegenheit.

Sogar in der Lernwerkstatt für die Älteren ist Bewegung

Einmal pro Woche öffnet für die 28 Kindergartenkinder eine bewegte Lernwerkstatt. Im Vorfeld müssen sie sich für ein Angebot entscheiden. Dann dreht es sich zum Beispiel um die gesunde Ernährung. Außerdem gibt es die Möglichkeit, bei Bewegungsspielen – und somit fast nebenbei – Englisch zu lernen.

Feueralarm wird geübt und eine Handsirene liegt immer griffbereit

Diese vier Angebote sollen zum Standard in den beiden Häusern werden, die zur Kita in Börtewitz gehören. Aber auch noch andere Dinge. Denn das Zertifikat verspricht auch, dass die Einrichtung ein Partner in Sachen Sicherheit ist. Daher wurden zwei Erzieherinnen zu Sicherheitsbeauftragten ernannt. Von ihnen werden die Gebäude nach Anleitung und Qualifizierung durch Fachleute der Unfallkasse Meißen regelmäßig kritisch betrachtet. In der Konsequenz wird es beispielsweise bauliche Änderungen an der Treppe im Neubau-Gebäude geben.

Auch in Sachen Brandschutz hat sich einiges getan. „Es gibt regelmäßig mit den Kindern Alarmübungen. Im Krippenbereich haben wir eine Handsirene griffbereit“, zählt Anke Lippert auf. Außerdem habe sich das Team mit der Handhabung von Feuerlöschern beschäftigt und es wurde begonnen, eine Unfallstatistik zu führen. Bei einigen Dingen, gibt die Leiterin zu, habe es Hemmungen gegeben, gerade, was das Bürokratische betreffe. Doch das habe sich gegeben. „Ich weiß jetzt, wofür die Kontrollen gut sind und, dass sie der Einrichtung etwas bringen“, sagt die Chefin des Nido. Sie findet, dass auch das Team an den Aufgaben gewachsen ist, die mit der Zertifizierung verbunden waren. Nun heißt es: durchhalten und in Bewegung bleiben.

Das Projekt

Die Unfallkasse Sachsen initiierte mit der Universität Leipzig und dem Landessportbund das Projekt „Bewegte Kita – Partner für Sicherheit“. Bewegung ist für die motorische, kognitive, soziale und emotionale Entwicklung eines Kindes unverzichtbar.

Nach neun Jahren findet das Projekt nun seinen Abschluss. Die Unfallkasse Sachsen möchte ihre Projektarbeit in der Schülerunfallversicherung neu konzipieren und erweitern. Bewegung wird wieder eine Rolle spielen. Beginn des neuen Projektes ist voraussichtlich 2018. Quelle: Unfallkasse Sachsen