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Seite an Seite mit Jugendweihlingen

Erwachsen wird man nicht bei einer Feier. Das Jahr davor bietet viel mehr zu erleben.

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Von Nadine Franke

Ein Schritt nach vorn, ein Handschlag und eine Urkunde. Schon wird ein Jugendlicher in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen. Aber es benötigt weit mehr als nur einen Schritt auf der Bühne, um erwachsen zu werden. Der Sächsische Verband für Jugendweihe und Jugendarbeit hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Jugendlichen dabei zu helfen.

„Mit unserer offenen Jugendarbeit begleiten wir Jugendweihlinge mit Kursen auch schon die Monate vor der Feier. Erwachsen wird man schließlich auch nicht an einem Tag“, erklärt Maik Fabisch, Dresdner Regionalkoordinator des Vereins. Für die Jugendweihe 2018 sind bisher über 2 400 Jugendliche beim Verein angemeldet.

Doch man muss nicht die Jugendweihe bei dem Verein machen, um an den Kursen teilzunehmen. Die Angebote stehen allen Jugendlichen im Alter von 13 bis 17 Jahren offen, selbst jenen, die eine Konfirmation machen. „Warum sollten wir jemanden ausschließen?“, fragt Fabisch. „Bei uns geht es um das gemeinsame Erleben.“

So bringen Jugendweihlinge auch Geschwister und Freunde zu den Kursen mit. Das Angebot ist vielfältig. Insgesamt gibt es 85 verschiedene Kurse zu 238 Terminen. Besonders beliebt sind die Cocktailkurse, die oft von ganzen Klassen gebucht werden und in denen sich die Schüler zeigen lassen, wie sie sich gesund ernähren und fruchtige Cocktails für ihre Partys mixen – natürlich alles ohne Alkohol.

Besuche im Stahlwerk oder Kurse über Fahrradreparaturen erfreuen sich bei Jungen großen Zuspruchs. Die Mädchen interessiert dann eher ein Kurs bei der Hebamme, wie man vom Mädchen zur Frau wird. „Manche Sachen wollen die Jugendlichen einfach nicht mit den Eltern besprechen“, sagt Fabisch. Deswegen dürfen die Eltern auch nur bei den wenigsten Kursen mit dabei sein. Es ist ja schließlich für die Jugendweihlinge. Auch Kurse über Finanzen, Kochen, Neue Medien oder Berufswahl gibt es neben Tagesausflügen und Jugendreisen.

„Jeder, der mit uns seine Jugendweihe feiert, macht auch zwei bis drei Kursangebote mit“, sagt Fabisch. Manch einer macht sogar 12 bis 15 Kurse. Dass die Jugendlichen mitmachen, ist für Fabisch aus pädagogischer Sicht wichtig. „Bei jedem der Kurse sollen die Jugendlichen etwas selbst machen, etwas lernen und etwas mitnehmen.“ Noch bis zum 22. September können sie sich für das Angebot anmelden.

Das Interesse an der Jugendweihe nehme laut Maik Fabisch zu. Im nächsten Jahr werden die Samstage im April und Mai wohl nicht für alle Feiern reichen, sodass noch im Juni Termine stattfinden. Trotzdem hält sich das Gerücht, die Jugendweihe wäre ein Überbleibsel aus DDR-Zeiten. Tatsächlich hat sich die Jugendweihe verstärkt in den östlichen Bundesländern durchgesetzt. Doch auch in anderen Teilen Deutschland wird dieses Fest gefeiert.

Manchmal kommt es aber vor, dass Zugezogene es gar nicht kennen. „Wir hatten ein Mädchen aus Nordrhein-Westfalen, das hier in der neuen Schule davon erfuhr und das unbedingt machen wollte. Ihre Mama verlangte dann einen Vortrag von ihr, bevor sie zusagte“, erzählt Fabisch. Nachdem sich das Mädchen dann in dem Vereinsbüro in der Großenhainer Straße informiert hatte, durfte sie auch an der Feier teilnehmen. „Die Jugendweihe kann ein starkes Mittel zur Integration sein“, sagt Fabisch. In den Kursen habe noch jedes Kind Anschluss gefunden, egal, ob es neu nach Dresden kam, erst noch Deutsch lernen muss oder mit einer Behinderung lebt.

Auch nach der Feier steht der Verein den Jugendlichen noch offen – dann können sie sich beispielsweise selbst in der Jugendgruppe für Gleichaltrige engagieren.