Merken

Seit mehr als 30 Jahren Horido

Die Reinsdorfer haben schon vor der Gründung ihres Klubs Fasching gefeiert. Wie es zum Motto kam, bleibt ein Geheimnis.

Teilen
Folgen
© Dietmar Thomas

Von Heike Heisig

Reinsdorf. In Reinsdorf wird seit mehr als 30 Jahren jeden Winter Fasching gefeiert – und auch wieder nicht. Denn seit dem Jahr 2000 haben die Mitstreiter des Karnevalklubs Reinsdorf (KKR) in ihrem Ort selbst keinen Veranstaltungsort mehr. So fahren sie ihr Publikum mit Shuttlebussen in den Nachbarort Hoyersdorf, wo der Gasthof „Zur Hundsnase“ die neue Heimstatt der Reinsdorfer Närrinnen und Narren geworden ist. Als Manko sehen die Veranstalter das keineswegs. „Wir haben uns mittlerweile damit arrangiert“, sagen Präsident Ralph Gühne und Joachim Voigt. Voigt gehörte vor nunmehr 30 Jahren zu den Gründungsmitgliedern des KKR und hat anfänglich während der närrischen Abende durchs Programm geführt.

Auch Aufnahmen des Männerballetts  sind in der Chronik zu finden.
Auch Aufnahmen des Männerballetts sind in der Chronik zu finden. © privat

Wenn er zurückdenkt, dann hat es in den vielen Jahren vor allem eine bahnbrechende Neuerung gegeben: Die Karnevalisten öffneten den Verein auch für Frauen. „Anfangs waren wir nur Männer“, erzählt Joachim Voigt. Nachdem Frauen willkommen waren, sei es mit zwei oder drei Tänzerinnen losgegangen. An die wackelnden Hüften mit Baströcken kann sich Voigt noch ganz genau erinnern, worüber seine Vereinskollegen immer wieder lächeln müssen. Doch auch die Frauen heute sehen in ihren Uniformen entzückend aus. Sechs treten mit Susanne Gärtner auf, die die Garde trainiert und überdies noch die Chronik des Vereins führt.

Diese ist in genau 30 Jahren zu einem dicken Ordner gewachsen. Beim Durchblättern erkennt man vor allem, wie sich die Technik des Fotografierens entwickelt hat, findet die Chronistin. Sie war gerade mal drei, vier Jahre, als es die ersten Faschingspartys unter KKR-Regie – damals noch im Gasthof in Reinsdorf – gab. Genauso originell wie die meisten Betrachter der Chronik findet Susanne Gärtner eine abgeheftete Anmeldung der Faschingsfeiern beim Rat des Kreises, wie sie vor der Wende notwendig waren. Und witzig ist, so meint sie, dass es von zwei oder sogar drei Faschingsjahren keine Fotos in der Chronik gibt. Weshalb? „Das Feiern war einfach zu schön und keine Zeit zum Fotografieren“, schmunzelt die junge Frau.

Was weder sie noch der Präsident Ralph Gühne noch Gründungsmitglied Joachim Voigt sagen können, ist, wie es zu dem Schlachtruf „Reinsdorf Horido“ gekommen ist. Der muss schon aus der Zeit vor der Vereinsgründung stammen. Das stimmt, bestätigt Theo Müller. Der ehemalige Männerchorleiter von Reinsdorf kann sich an den Schlachtruf damals noch gut erinnern. Auf den Männerchor geht die Faschingstradition in Reinsdorf zurück. Die Sänger luden jedes Jahr zum Maskenball ein. Um die Aufgaben verteilen zu können, kam später noch der Dorfklub als Organisator dazu, ehe sich 1986 etwas mehr als 20 Narren zusammenfanden, um den Karnevalsklub Reinsdorf zu gründen. Heute hat Ralph Gühne wieder um die 25 Mitstreiter. Sein größter Wunsch für die Zukunft? „Nachwuchs in allen Bereichen“, sagt er. Der fehle den Tänzern und im Elferrat genauso wie in den Zuschauerreihen.