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Seit 90 Jahren ein starkes Team

Das Elstraer Motorradhaus ist längst in der Region bekannt. Aber auch in Madagaskar.

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© Mathias Schumann

Von Manuela Reuß

Langsam zieht bei Mierischs in Elstra etwas Ruhe ein. Die Saison ist vorbei. Die meisten Kräder sind eingemottet. In der Zweiradbranche geht es in der kalten Jahreszeit etwas geruhsamer zu. Das gilt auch fürs Geschäft von Andreas Mierisch. Doch der 46-Jährige legt keineswegs die Hände in den Schoß. Schließlich will die nächste Saison vorbereitet sein.

Für Andreas Mierisch bedeutet das auch Lernen. „Ich fahre jedes Jahr zu Schulungen“, so der Firmenchef. Schließlich sei es ihm wichtig, auf dem neuesten Stand zu sein. Denn die Technik werde zunehmend anspruchsvoller. So bringt Yamaha Anfang nächsten Jahres ein Sportmotorrad der neuesten Generation auf den Markt. Vorige Woche wurde es erstmals vorgestellt, verrät Annett Mierisch. Mit diesem innovativen Krad, welches man beispielsweise mittels Smartphone programmieren kann, werde eine völlig neue Ära eingeläutet.

An solche technischen Möglichkeiten war vor 90 Jahren noch nicht zu denken. Als der gelernte Schmied Karl Mierisch am 24. November 1924 seine kleine Reparaturwerkstatt eröffnete, herrschten andere Zeiten. Noch waren die Folgen des Ersten Weltkrieges zu spüren. Nicht gerade der ideale Zeitpunkt für eine Firmengründung. Karl wagte es trotzdem. Ohne Meisterbrief. Den brauchte man damals nicht unbedingt, verrät sein Sohn Rolf. „Man musste aber Mitglied in der Innung sein.“ Trotzdem drückte der Firmengründer später noch die Schulbank. 1940 durfte er sich Kraftfahrzeughandwerksmeister nennen. Karl Mierisch reparierte alles, was im Ort herumfuhr. Egal ob es zwei oder vier Räder hatte. Als er die Werkstatt, nebst Lager und Ladengeschäft im Hinterhof seines Hauses an der Pulsnitzer Straße eingerichtet hatte, spezialisierte er sich auf Zweiräder.

1960 übernahm Sohn Rolf das Geschäft. Awo, Jawa „und das ganze Vogelprogramm von Simson“ – von Spatz bis Schwalbe setzte die Elstraer Zweiradwerkstatt instand, erzählt der Senior-Chef. Nur verkauft wurde damals nicht. „Das lief nur über den staatlichen Handel“, erzählt Annett Mierisch. Heute gehört ein großzügiger Verkaufsraum dazu. Im Betrieb an der Pulsnitzer Straße wäre das kaum möglich gewesen. Deshalb bauten Mierischs am Stadtring ein neues Motorradhaus.

Fast auf den Tag genau vor 15 Jahren wurde der Neubau von Rolf Mierischs Schwiegersohn Andreas eröffnet. Er führt seit 1998 den traditionellen Familienbetrieb in dritter Generation. Eigentlich sollte Annetts älterer Bruder die Firma mal übernehmen. Doch nach dem Studium zog es ihn nach Stuttgart zu Mercedes. Dort arbeitet er als Entwicklungsingenieur. Also sprangen Schwiegersohn und Tochter in die Bresche und schulten um. Zwar hatten beide vorher mit Technik zu tun, aber eben nicht mit Zweirädern. Andreas Mierisch ist studierter Luft- und Raumfahrttechniker. „Wenn Kunden das Foto sehen, wo er in einer MiG sitzt, gibt es immer ein großes Hallo“, erzählt seine Frau schmunzelnd. Inzwischen hat der Wahl-Elstraer aber auch den Kfz-Meister in der Tasche. Als studierte Mess- und Prüftechnikerin fiel auch Annett Mierisch der Wechsel in die Zweiradbranche nicht schwer. Inzwischen sind die Juniors längst in allen fachlichen Dingen sattelfest. Bis hin zum Internethandel. Denn neben Bikes verkaufen sie auch Zubehör und Bekleidung. Das finden Kunden sowohl im Motorradhaus als auch im Netz. Nahezu täglich gehen Pakete raus. Bis nach Chile, Madagaskar oder in die USA.

Viel Arbeit für den kleinen Zwei-Mann-Betrieb. Nur gut, dass Senior Rolf ab und zu als „Mädchen für alles“ fungiert, zum Beispiel auf der Zulassungsstelle. Trotz hohen Arbeitspensums legt Andreas Mierisch aber großen Wert auf umfassende Beratung. „Dafür nimmt er sich viel Zeit“, weiß seine Frau. Das zahlt sich aus, was die große Zahl treuer Stammkunden zeigt. „Die Kunden schätzen das Familiäre“, weiß Andreas Mierisch. „Sie wollen genau wissen, wer an ihrer Maschine schraubt.“ Noch ist er das. In ein paar Jahren steht vielleicht einer seiner zwei Söhne mit in der Werkstatt, um Kunden glücklich zu machen. Das sei eine tolle Motivation. „Es ist immer wieder schön, die strahlenden Augen der Männer zu sehen, wenn sie ihre großen Spielzeuge abholen, verrät Annett Mierisch.