Merken

Seilerei in Görlitz hat jetzt Platz für 100 Mitarbeiter

Firmenchef Helmut Goltz erwarb eine Partec-Fläche in Görlitz. Hier wird künftig nicht nur produziert, sondern auch verkauft.

Teilen
Folgen
© nikolaischmidt.de

Von Matthias Klaus

Konzentriert schiebt André Jäkel das dicke Stahlseil in die Maschine. Zack und schon ist wieder ein Stück abgeschnitten. Die Seilteile stapeln sich auf dem Boden. Sie werden im Waggonbau benötigt. André Jäkel arbeitet seit fast 20 Jahren in der Görlitzer Hanf- und Drahtseilerei. „Er macht einen sehr guten Job“, lobt Helmut Goltz. Überhaupt, auf das Team könne er sich verlassen, sagt der Chef der Seilerei. „Darauf kommt es an, das ist mir wichtig“, so Helmut Goltz.

Dem Unternehmen am Görlitzer Flugplatz geht es gut. 55 Kollegen arbeiten hier, inklusive Praktikanten und über das Arbeitsamt Beschäftigte. 46 Mitarbeiter gehören zum festen Stamm. „Wir haben einen guten Mix aus Jung und Alt mit der Tendenz zu jung“, sagt Helmut Goltz. Das vergangene Jahr war das erfolgreichste in der Firmengeschichte. Möglicherweise wird das demnächst aber noch überboten.

Denn die Seilerei baut aus und um. Eigentlich hatte Helmut Goltz schon Umzugspläne, weg vom Flugplatz. „Wir sind hier als Firma im Gewerbegebiet eingeklemmt, konnten uns nicht erweitern“, schildert er. Deshalb schaute sich der Unternehmer und CDU-Stadtrat bereits nach Alternativen um, beispielsweise in Zgorzelec. Helmut Goltz hat sich von der Polen-Idee inzwischen verabschiedet. Gründe dafür gibt es im Wesentlichen zwei.

Zum einen übernahm er 2015 den Werkzeug- und Eisenwaren-Experten Rösler und Sohn am Demianiplatz. „Pläne dazu gab es schon vor zehn Jahren. Aber damals verliefen die Gespräche ergebnislos“, sagt Helmut Goltz. Das hat sich nun geändert, das Sortiment vom Nagel bis zur Schraube passe sehr gut zur Seilerei. „Das brauchen schließlich alle Industriebetriebe“, sagt der Seilermeister.

Zum anderen hat Helmut Goltz eine Fläche des Unternehmens Sysmex Partec gekauft. Die Firma wollte sich am Flugplatz erweitern, mehrere Bodengutachten durchkreuzten allerdings die Zeitpläne. Helmut Goltz erweitert seinerseits die Fläche seines Unternehmens um 2 000 Quadratmeter auf insgesamt rund 8 000. „Mehr ist in unserer Branche auch fast nicht drin“, sagt er.

Insgesamt könnte Helmut Goltz mit der neuen Fläche 100 Mitarbeiter beschäftigen. Könnte. „Wir würden damit zu den großen Seilerei-Unternehmen in Deutschland gehören“, sagt der Firmenchef. Zunächst sollen aber erst einmal fünf Mitarbeiter dazukommen. Am 1. März erhält Helmut Goltz das Grundstück offiziell. In der bestehenden Halle wird dann ein Großhandel für Rösler und Sohn eingerichtet, die Halle entsprechend verändert. Zudem ist ein Online-Shop geplant. Aber auch ein Anlaufpunkt für Handwerker, Betriebe soll das neue Geschäft sein. Der Laden am Demianiplatz bleibt zunächst zusätzlich bestehen. „Mal sehen, was die Zukunft bringt“, sagt Helmut Goltz. Neben dem Handel zieht ein Teil der Produktion in die neue Halle. Helmut Goltz will damit eine Schiene des Unternehmens stärken: Edelstahl.

Vor allem Netze aus dem Material sind derzeit sehr stark gefragt. Gerade hat die Görlitzer Seilerei damit einen Klinikum-Hubschrauberlandeplatz in Dresden ausgestattet, zuvor unter anderem eine Fassade eines Berliner Hochhauses. Die „saubere Produktion“, nennt Helmut Goltz den Edelstahl schmunzelnd. 500 000 Euro investiert er in neue Maschinen. Mitsamt dem Grundstückskauf stecken am Ende eine Million Euro in dem Vorhaben.

Für die nächsten 25 Jahre sei das Unternehmen damit gut aufgestellt, sagt Helmut Goltz – auch mit Blick auf seine Tochter Claudia. Seit 2015 ist sie im väterlichen Unternehmen tätig, nach zwei Jahren als persönliche Referentin des Oberbürgermeisters Siegfried Deinege.

„Ich hoffe, die Konjunktur hält weiter an“, sagt Helmut Goltz. Dann stünde einer Erweiterung der Mitarbeiterzahl nichts im Wege. Im Zweifelsfall, wenn alle Stricke reißen, könnte die Seilerei aber auch mit 30 Kollegen am Laufen gehalten werden. Reine Theorie. Denn am 1. Juli soll erst einmal die neue Halle eröffnet werden. „Wenn wir es mit dem Ausbau bis dahin schaffen“, sagt Helmut Goltz. Ob André Jäkel mit umziehen wird – unklar. Der junge Mann ist ganz konzentriert in seiner Arbeit gefangen. Stahl rein, abschneiden. Ihm gefällt der Job, sagt er.